
In Japan wächst die Sorge um die Pressefreiheit unter der rechtskonservativen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe. Um sich ein Bild von der Lage zu machen, begann der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Meinungs- und Pressefreiheit, David Kaye, am Dienstag einen einwöchigen Besuch in der drittgrößten Volkswirtschaft. Geplant waren Treffen mit Journalisten, Regierungsbeamten sowie Vertretern von Nichtregierungsorganisationen. Ursprünglich wollte Kaye bereits im vergangenen Dezember Japan besuchen, doch war der Besuch kurzfristig von der japanischen Regierung abgesagt worden. Zur Begründung wurden Schwierigkeiten bei der Termingestaltung genannt.
So benehmen Sie sich in Japan richtig
Japaner entspannen nach Verhandlungen gerne in Bädern. Selbst wer vorher geduscht hat, muss sich – für alle sichtbar – gründlich abseifen.
Umarmen, Schulterklopfen, Händeschütteln sind außer bei Trinkgelagen unüblich. Man hält Distanz. Wer in diese Distanzzonen eindringt, löst tiefes Unbehagen aus.
Werden nicht in geschäftliche Dinge einbezogen. Dennoch erwarten Japaner, dass der Gast abends ausgeht – je nach Spesenkonto gar zum Geisha-Abend. Im japanischen Geschäftsleben werden privaten und dienstlichen Interessen niemals der gleiche Wert eingeräumt – Job geht vor.
Nie ein Messer, eine Schere oder einen Brieföffner verschenken – Signal für eine Trennung! Abbildungen von Füchsen oder Dachsen gelten als anzüglich. Sie symbolisieren Fruchtbarkeit beziehungsweise Hinterhältigkeit. Präsente werden mit der Formel „Es ist zwar wertlos, nehmen Sie es aber bitte trotzdem an!“ überreicht. Der Beschenkte legt das Mitbringsel ungeöffnet beiseite – alles andere zeugt von Habgier.
Wird oft nach Mahlzeiten gereicht und pur getrunken. Bitte keine Milch oder Zucker hineingeben! Kleinere Teeblätter am Schalengrund sind normal. Ein aufrecht stehendes Teeblatt gilt als Glücksbote. Zeigen Sie, dass Sie es bemerkt haben!
Streiten Sie nie! Japaner lehnen offene Konflikte ab. Unterdrücken Sie persönliche Gefühle; unfein ist, sie auszusprechen oder sie sich anmerken zu lassen.
Angemessene Respektbezeugungen sind so bedeutungsvoll, dass zwei Japaner schwer miteinander umgehen können, solange die Rangfolge ungeklärt ist. Auch dazu dienen Geschäftskarten: Je weniger Titel auf der Karte stehen, desto höher der Mann. Wenn nur der Name aufgedruckt ist, sollte man ihn kennen.
Die Einladung in eine Karaoke-Bar darf man nicht absagen. Punkte sammelt, wer deutsche Volkslieder trällern kann. Wem das zu peinlich ist, sollte eine Ersatzshow bieten: Trommeln oder Zungenbrecher vom Typ „Fischers Fritze“.
Faustregel: teures Tuch, dezentes Design, Damen wie Herren. Japaner achten enorm auf Qualität. Schludrige Kleidung wird schnell als Nichtachtung ausgelegt. Auch auf Socken achten! Vor allem beim Sitzen auf Tatami-Matten, bei dem die Schuhe ausgezogen werden.
Mit „Ihre Präsentation war super!“ stürzen sie Japaner in Sinnkrisen. Das wird als Ausrede missverstanden. Wer loben will, verweist auf eigene Schwächen statt auf Großtaten des anderen. Ideales Kompliment ist es, den anderen um Rat zu fragen.
Gute Hotels sind in Japan teuer, signalisieren aber, dass Sie solvent sind, ähnlich prestigeträchtig sind Flug- oder Zugklassen. Gespart wird in Japan intern und für Außenstehende unmerklich. Wer sich gar einen Mietwagen mit Fahrer leistet, beweist professionelle Noblesse.
Wenn Sie nicht wollen, dass Japaner bezahlen, müssen Sie das dem Kellner sagen, sonst geht die Rechnung an den Einheimischen. Der würde sie nie weiterreichen, auch nicht öffentlich prüfen. Es ist unfein, sich mit Gelddingen zu befassen.
Japan war lange Zeit ein armes Land, Reis das „tägliche Brot“. Zollen Sie ihm deshalb Respekt, indem Sie Ihre Portion bis auf einen Anstandsrest aufessen.
Sie ist streng und zu beachten: Der Gast, dem die größte Ehre gebührt, wird so weit wie möglich von der Tür weg platziert. Wird auf Tatami-Matten gesessen, ist der Schneidersitz angebracht. Hinfläzen wäre vulgär.
Wer damit umgehen kann, genießt Hochachtung. Falsch ist, die Stäbchen durch Stoßen auf den Tisch wieder gerade zu rücken. Ganz tabu: mit dem Essgerät herumfuchteln oder im Essen herumrühren.
Regel 1: Fassen Sie keine Tür an! Die hinteren Türen werden vom Fahrer mechanisch geöffnet.
Regel 2: Taxifahrer sprechen selten Englisch. Deshalb vom Hotel oder Betreuer auf Japanisch aufschreiben lassen, wohin man will.
Japaner lächeln beim Telefonieren oder verbeugen sich dabei. Sie glauben, der andere hört diese Ehrerbietung. Deshalb: Lassen Sie den anderen zuerst auflegen. Alles andere wäre ungezogen.
Einsames Trinken ist verpönt. Selbst zu fortgeschrittener Stunde nie selbst das Glas füllen! Stattdessen schenkt man sich gegenseitig nach. Sakeschalen werden vorher leergetrunken. Trunkenheit wird in Japan eine einzigartige Toleranz entgegengebracht: Nur in diesem Zustand darf man ungestraft seine Meinung sagen.
Sagt viel über den Status einer Person. Wer sich tiefer und länger verbeugt, zeigt Respekt. Nehmen Sie das Ritual hin, aber machen Sie nicht mit, da Sie die Regeln nicht kennen. Ein freundliches Kopfnicken reicht völlig.
Nie aus der Gesäß- oder Hosentasche nesteln, sondern aus einem respektablen Etui nehmen, das im Jackett steckt. Schon die Marke der Lederhülle sagt etwas über den Besitzer. Teilen Sie die Visitenkarte nie aus wie Pokerkarten, sondern überreichen Sie die Karte sorgsam mit der rechten Hand, besser mit beiden Händen! Das Ritual, sich über die Aussprache der Schriftzeichen und deren Bedeutung zu verständigen, erwartet zwar niemand – aber es beweist Kulturverständnis.
Kritiker werfen der Regierung vor, Druck auf die Medien auszuüben, sich mit kritischer Berichterstattung über die Politik der Regierung zurückzuhalten. Die Ministerin für Inneres und Kommunikation, Sanae Takaichi, hatte kürzlich im Parlament die Medien gewarnt. Einem Sender, der sich wiederholt nicht an die gesetzliche Maßgabe halte, „politisch fair“ zu berichten, könne die Sendelizenz entzogen werden.
Kritiker beklagen, dass die rechtskonservative Regierung unter Abe zunehmend dünnhäutiger auf die Art und Weise reagiere, wie in- und ausländische Medien über ihre Politik berichteten. Zugleich würden etablierte japanische Medien sich mit kritischer Berichterstattung stärker denn je zurückhalten. Dabei wird vermerkt, dass in jüngster Zeit gleich mehrere für ihre kritische Berichterstattung bekannte Fernsehjournalisten ausgewechselt worden seien.
Ende 2014 hatte die Regierung ein Gesetz zur verschärften Bestrafung von Geheimnisverrat in Kraft gesetzt. Die Weitergabe „bestimmter Geheimnisse“ zum Schutz der nationalen Sicherheit durch Beamte, Abgeordnete oder andere Personen wird mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft.
Journalisten und anderen, die zur Herausgabe geheimer Informationen anstiften, drohen nach dem neuen Gesetz bis zu fünf Jahre Gefängnis. Kritiker sehen auch darin einen Angriff auf die Pressefreiheit in Japan.