Proteste gegen Regierung Die Gewalt in Nicaragua eskaliert - Menschenrechtler bitten OAS um Hilfe

Seit Wochen fordern Demonstranten in Nicaragua die Absetzung des Machthabers Ortega. Die Straßenproteste schlagen in Gewalt um. Die UN sind alarmiert.

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Eine Gruppe feuert mit selbstgemachten Waffen gegen Polizisten bei einem Protest gegen die Regierung. Nach wochenlangen Protesten eskaliert die Lage in Nicaragua weiter. Bei einer erneuten Welle der Gewalt starben zuletzt drei Menschen. Vielerorts wurden nächtliche Plünderungen und Übergriffe gegen Demonstranten gemeldet. Quelle: dpa

Managua Bei den wochenlangen Protesten gegen die Regierung Nicaraguas sind erneut mindestens zwei Menschen getötet worden, zudem kam ein US-Bürger unter unklaren Umständen um. Vielerorts kam es nachts zu Plünderungen und zu Übergriffen auf Demonstranten. Aktivisten machten am Wochenende erneut die Sicherheitskräfte und regierungsnahe Schlägertrupps für die Gewalt verantwortlich.

Menschenrechtler reisten nach Washington, um bei der am Montag beginnenden Generalversammlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) um Hilfe zu bitten. „Die Länder sollen sich positionieren und die Lage des Landes auf die Agenda setzen“, sagte die Vertreterin der Menschenrechtsgruppe Cejil, María Aguiluz.

OAS-Generalsekretär Luis Almagro hatte bereits die sozialistische Regierung von Staatschef Daniel Ortega scharf kritisiert. UN-Generalsekretär António Guterres forderte Ortega auf, den Besuch eines Vertreters des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte in dem mittelamerikanischen Staat zuzulassen.

Nicaragua wird seit Wochen von schweren Protesten erschüttert. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden dabei bereits mehr als 100 Menschen getötet; die Polizei spricht von 39 Toten. Die Regierung weist den Vorwurf zu harten Vorgehens gegen Studenten und friedliche Demonstranten zurück.

Die Aktivisten fordern die Absetzung Ortegas, der seit 2007 an der Macht ist. Ortega wird ein autoritärer Regierungsstil vorgeworfen. Die Proteste hatten sich Mitte April an einer geplanten Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge entzündet. Die angeheizte Atmosphäre schlug vielerorts in unkontrollierte Gewalt um.

Die US-Boschafterin in Managua, Laura Dogu, bestätigte den Tod eines US-Amerikaners. Die Nachricht bereite „größte Sorge“, schrieb sie in dem Kurznachrichtendienst Twitter. Nach örtlichen Medienberichten lebte der 48-Jährige als Besitzer einer Bar in Managua und wurde in der Nacht von Kriminellen ermordet.

Der Fernsehsender Canal 15 zeigte Bilder eines toten Mannes in einer Blutlache auf einer Straße sowie von zwei verbrannten Fahrzeugen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ANPDH starben die anderen zwei Menschen bei nächtlichen Unruhen in der Stadt Masaya rund 25 Kilometer östlich von Managua.

Ein bereits wehrloser Mann sei von einer Polizistin regelrecht hingerichtet worden, klagte ANPDH-Leiter Álvaro Leiva. „Sie schoss zwei Mal aus nächster Nähe“, sagte er.

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