Putin über Trump-Russland-Verbindung „Es ist bloß Hysterie“

Bei einem öffentlichen Auftritt äußerte sich Putin zu den angeblichen Geheimabsprachen und Hacker-Angriffen. Derartige Vorwürfe seien „schädlicher Tratsch“. In den USA werden derweil die Untersuchungen ausgeweitet.

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St. Petersburg Zwischen der Führung in Moskau und dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump hat es vor dessen Amtsantritt nach Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin keine Geheimabsprachen gegeben. „Es gab nichts Konkretes, null. Es ist bloß Hysterie. Soll ich Ihnen eine Pille geben?“, sagte Putin am Freitag auf einem internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg zu einem Moderator, der ihn nach geheimen Vereinbarungen zwischen Trump und Russland fragte. Den US-Geheimdiensten warf Putin vor, möglicherweise Beweise gefälscht zu haben, um seinem Land die Cyber-Attacken gegen die frühere US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in die Schuhe zu schieben. Derartige Vorwürfe seien „schädlicher Tratsch“. Die Hacker-Angriffe trügen keine russische Handschrift, Trump habe schlicht einen besseren Wahlkampf geführt als Clinton.

Mehrere Ausschüsse des US-Kongresses untersuchen derzeit, ob Russland im Präsidentenwahlkampf 2016 zugunsten Trumps Einfluss nahm und ob es Absprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gab. Auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie der ehemalige Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn werden in diesem Zusammenhang durchleuchtet. Flynn wurde im Februar nach nicht einmal einem Monat im Amt wegen falscher Angaben zu seinen Gesprächen mit dem russischen Botschafter in Washington gefeuert. Die Regierung in Moskau und der US-Präsident weisen die Vorwürfe zurück.

In der Russland-Affäre soll demnächst auch der kürzlich entlassene FBI-Chef James Comey öffentlich aussagen. Dabei will er dem Nachrichtensender CNN zufolge Berichte bestätigen, wonach Trump gedrängt habe, die Untersuchung gegen Flynn fallenzulassen. Comey werde möglicherweise schon in der kommenden Woche dem Geheimdienstausschuss des Senats Rede und Antwort stehen. Trump hatte Comey Anfang Mai gefeuert. Kritiker warfen ihm daraufhin eine versuchte Einflussnahme auf die Russland-Ermittlungen vor.

Die Aufgaben von Sonderermittler Robert Mueller, der ebenfalls die Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland untersucht, sollen nach Informationen von Insidern noch erweitert werden. Der frühere FBI-Chef solle nun auch Flynns Arbeit für den türkischen Geschäftsmann Ekim Alptekin unter die Lupe nehmen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren Insidern. Alptekins Firma Inovo BV habe Flynns Beratungsunternehmen zwischen September und November 2016 rund eine halbe Million Dollar bezahlt, um eine Dokumentation über den islamischen Prediger Fethullah Gülen zu produzieren.

Alptekin sagte Reuters, er habe Flynn angeheuert, um zu erforschen, wie Gülen die Atmosphäre zwischen der Türkei und den USA vergifte. Der Geschäftsmann ist ein Verbündeter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der den seit langem im Exil in den USA lebenden Gülen für den Putschversuch im vergangenen Juli verantwortlich macht. Rund 50.000 Menschen wurden in der Türkei seither wegen mutmaßlicher Kontakte zur Gülen-Bewegung festgenommen und rund 150.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, der Justiz, der Polizei und des Militärs entlassen oder vom Dienst suspendiert.

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