Raketen-Test Nordkorea zündelt wieder

Bereits zum Jahresbeginn sagte Kim Jong Un, dass Interkontinentalraketen-Tests bald starten könnten. Nun meldet Südkorea einen solchen Test. Verschiedene Länder zeigen sich empört, aber auch besorgt.

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Ein Mann schaut Nachrichten in Seoul. Südkorea meldete am Sonntag einen Raketen-test seines nördlichen Nachbarn. Quelle: dpa

Seoul Nordkorea hat erneut eine ballistische Rakete erprobt. Das Geschoss sei am Sonntagmorgen von der Gegend um Banghyon in der Provinz Nord-Pyongan abgefeuert worden, rund 500 Kilometer weit Richtung Japanisches Meer geflogen und dort niedergegangen, teilte der südkoreanische Generalstab in Seoul mit. Das US-Militär erklärte, es habe sich nicht um eine Interkontinentalrakete gehandelt. Nordkorea bestätigte die Aktion zunächst nicht. Nachbarstaaten kritisierten den Test.

Nordkorea hatte 2016 zwei Nukleartests ausgeführt und eine Reihe von Raketen gestartet, was ihm vom UN-Sicherheitsrat untersagt worden ist. In seiner Neujahrsansprache 2017 erklärte Machthaber Kim Jong Un, dass sein Land in der finalen Phase für den Test einer Interkontinentalrakete angelangt sei.

Das strategische US-Kommando erklärte aber, bei der am Sonntag gestarteten Rakete handele es sich nicht um einen solchen Typ, sondern um eine Waffe mit mittlerer Reichweite. Sie sei zwischen Korea und Japan ins Meer gestürzt und keine Bedrohung für Nordamerika gewesen. Auch Südkoreas Militär ging laut einem Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap nicht von einer Interkontinentalwaffe aus.

Beobachter werteten Nordkoreas Aktion als Versuch einer Machtprobe mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, der am Wochenende Japans Ministerpräsident Shinzo Abe zu Gast hatte. Abe verurteilte den Raketentest scharf. Das Vorgehen Pjöngjangs sei „absolut nicht tolerierbar“, erklärte Abe bei einem gemeinsamen Auftritt mit Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Trump erklärte, die USA stünden zu „100 Prozent“ hinter Japan.

Südkoreas Regierungschef und amtierender Präsident Hwang Kyo Ahn kündigte Strafmaßnahmen gegen den Norden an. Sein Land arbeite „im Tandem mit der internationalen Gemeinschaft auf eine entsprechende Reaktion“ hin, um den Norden zu bestrafen, erklärte er. Welche Maßnahmen ihm vorschweben, sagte er nicht. Das Außenministerium verurteilte den Raketenstart als „eklatante und offenkundige“ Verletzung von Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und eine „ernste Bedrohung“ für die internationale Sicherheit. Die Regierung in Pjöngjang handle irrational und sei auf „fanatische“ Weise von einer Entwicklung von atomwaffenfähigen ballistischen Raketen besessen.

Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Parlament, Leonid Sluzki sprach von einer „Herausforderung an uns alle“. Die Situation auf der Koreanischen Halbinsel sei instabil und könne zu einem „heißen Konflikt“ führen. Möglicherweise könnten die USA und Russland in dieser Frage zusammenarbeiten, sagte er der Nachrichtenagentur Interfax.

Italien forderte Nordkorea auf, die Entwicklung seines Raketenarsenals zu stoppen. Es bedrohe den Frieden und die internationale Sicherheit.

Nordkorea hatte laut südkoreanischen Regierungsvertretern schon am 15. und 20. Oktober 2016 seine Mittelstreckenrakete vom Typ Musudan abgefeuert. Kim Dong Yeop, Analyst am Institut für Fernost-Studien in Seoul, spekulierte, auch das jüngste Geschoss könne eine Musudan oder eine ähnliche Rakete sein, mit der der Antrieb für eine interkontinentale ballistische Rakete getestet werden solle, die das US-Festland treffen könnte. Doch sind sich Experten uneins darüber, wie weit Pjöngjang bei der Verfügbarkeit verlässlicher Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen tatsächlich vorangekommen ist.

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