Raketen- und Atomprogramm Nordkorea testet mehrere Marschflugkörper

Nordkorea ist wegen seines Raketen- und Atomprogramms isoliert - und verstößt immer wieder aufs Neue gegen UN-Resolutionen. Diesmal schreckt das Land seine Nachbarn mit Marschflugkörpern auf.

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Raketen- und Atomprogramm: Nordkorea testet mehrere Marschflugkörper Quelle: dpa

Nach seinen weltweit verurteilten Tests verschiedener ballistischer Raketen in den vergangenen Monaten hat Nordkorea nun anscheinend mehrere Marschflugkörper abgefeuert. Die Flugkörper seien am Donnerstagmorgen (Ortszeit) nach dem Start von der Ostküste nahe Wonsan etwa 200 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Es habe sich vermutlich um Lenkflugkörper gehandelt, die gegen Schiffe eingesetzt werden können. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf Militärs, wahrscheinlich seien vier solcher Flugkörper zu Testzwecken von Nordkorea abgefeuert worden.

Die Lage in der Region ist nach mehreren Tests ballistischer Raketen durch Nordkorea, darunter Mittelstreckenraketen, sehr angespannt. Ende Mai hatte das Militär des Landes von Wonsan aus mindestens eine Kurzstreckenrakete mit mehreren hundert Kilometern Reichweite abgefeuert. Mehrere UN-Resolutionen verbieten der kommunistischen Führung in Pjöngjang eigentlich Tests mit ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch Atomsprengköpfe ins Ziel befördern können. 

Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper (Cruise Missile) über einen permanenten eigenen Antrieb. Bei einer niedrigen Flughöhe von unter hundert Metern sind sie vom gegnerischen Radar nur schwer zu orten. Mit dem jüngsten Waffentest scheine Nordkorea „seine Angriffskapazitäten mit verschiedenen Raketentypen“ demonstrieren zu wollen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap den Sprecher des Generalstabs der Armee, Roh Jae Cheon. Südkoreas Militär vermute außerdem, dass das Nachbarland nach gemeinsamen Militärmanövern eines Flugzeugträgers der US-Streitkräfte mit Südkorea zeigen wolle, dass seine Raketen feindliche Schiffe präzise treffen könnten.

Japan sieht sich durch den jüngsten Test nicht direkt in seiner Sicherheit bedroht. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die Geschosse diesmal in Japans Wirtschaftszone gelangt seien, sagte Außenminister Fumio Kishida. Japan werde mit den USA und Südkorea den Vorfall analysieren. Der UN-Sicherheitsrat hatte in der vergangenen Woche erneut das Raketen- und Atomwaffenprogramm Nordkoreas auf das Schärfste verurteilt und die Sanktionen gegen das Land ausgeweitet.

Vor allem Japan und Südkorea fürchten als Nachbarn, von Raketen Nordkoreas getroffen zu werden. Das international weitgehend isolierte Land arbeitet außerdem an Raketen, die dank ihrer großen Reichweite auch Ziele in den USA treffen könnten. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärübungen mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten.

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