Raketentest in Nordkorea Deutschland schränkt diplomatische Beziehungen ein

Deutschland reagiert auf den erneuten nordkoreanischen Raketentest und zieht einen Diplomaten aus Pjöngjang ab. Die Forderungen der USA nach dem Abbruch der Beziehungen zu Nordkorea wurde größtenteils abgelehnt.

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Rakete Nordkorea Quelle: dpa

Nach dem jüngsten Raketentest Nordkoreas schränkt Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zu dem ostasiatischen Land ein. Ein deutscher Diplomat - aber nicht der Botschafter - wird aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang abgezogen, wie Außenminister Sigmar Gabriel am Donnerstag bei seinem Besuch in Washington sagte.

Die USA stehen damit mit ihrer Forderung nach einer vollständigen diplomatischen Isolierung Nordkoreas weiterhin allein da. Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte am Donnerstag russischen Nachrichtenagenturen zufolge, das Vorgehen der USA sei geeignet, Nordkorea zu extremen Schritten zu provozieren. Sollten die USA einen Vorwand suchen, das Land zu zerstören, sollten sie dies klar sagen.

Die USA hatten alle Staaten wegen des jüngsten nordkoreanischen Raketentests aufgefordert, die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Nordkorea zu beenden. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums nannte dabei auf Nachfrage auch Deutschland.

USA drohen Nordkoreas Führung mit völliger Zerstörung

Eine Stellungnahme des Auswärtigen Amts lag zunächst nicht vor. Außenminister Sigmar Gabriel sollte am Donnerstag in Washington unter anderem ein Gespräch mit seinem US-Kollegen Rex Tillerson führen. Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Jürgen Hardt, sprach sich dagegen aus, den deutschen Botschafter aus Nordkorea abzuziehen.

"Für das Nordkorea-Problem kann es letztlich nur eine diplomatische Lösung geben", sagte Hardt. Dabei könnten sich die Europäer nicht alleine auf die chinesische oder die russische Botschaft in Nordkorea verlassen. "Es ist gut, dass Europa und damit der Westen mit der deutschen Botschaft einen Anker in Pjöngjang hat."

Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn lehnte die US-Forderung ab. "Bis jetzt war die Linie ganz klar", sagte er der ARD. Europa sei den UN-Sanktionen gefolgt und habe eigene Strafmaßnahmen verhängt, zugleich aber Gesprächskanäle offengelassen. Er glaube daher auch jetzt, dass nicht alle Botschaften geschlossen werden sollten. "Wenn alles geschlossen wird, alle Dämme gebrochen sind, dann bleibt ja nur eines: Dass man dann mit Gewalt reagiert. Und das kann ja auch nicht gehen."

Die USA drohten der Regierung in Pjöngjang im Falle eines Krieges mit "völliger Zerstörung". Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley folgte mit ihrer Wortwahl am Mittwoch bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats einer ähnlichen Drohung von Präsident Donald Trump im September. Dieser hatte damals bei seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen Nordkorea eine "totale Zerstörung" des Landes in Aussicht gestellt. Am Mittwoch nannte Trump den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in einer Rede in Missouri erneut einen "kleinen Raketenmann". Der US-Präsident fügte hinzu: "Er ist ein kranker Welpe" ("sick puppy"). Trump hat neue Sanktionen gegen Nordkorea angekündigt.

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Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nehmen seit Monaten zu. Die Regierung in Pjöngjang hat ungeachtet harter UN-Sanktionen mit wiederholten Raketen- und Atomtests gegen Resolutionen des Sicherheitsrates verstoßen. Am Mittwoch hatte das abgeschottete Land nach eigenen Angaben eine neue Interkontinentalrakete getestet, mit der das gesamte Gebiet der USA in die Reichweite seiner Atomwaffen liegen soll. Mit der Hwasong-15 sei "endlich das große historische Ziel erreicht, die staatlichen Atomstreitkräfte zu vervollständigen", wurde Kim zitiert.

Nach nordkoreanischen Angaben erreichte die neue Rakete eine Höhe von fast 4500 Kilometern - mehr als zehn mal so hoch wie die Internationale Raumstation - und flog in 53 Minuten 950 Kilometer weit. Experten bescheinigten Nordkorea nach der Auswertung von Fotos und Videoaufnahmen deutliche Fortschritte. "Das ist eine sehr große Rakete", erklärte Michael Duitsman von dem Center for Nonproliferation Studies. "Nur wenige Staaten können Raketen dieser Größe bauen, und Nordkorea ist gerade Mitglied in diesem Klub geworden." Joseph Bermudez von 38 North sprach von einem "methodischen und pragmatischen" Vorgehen Nordkoreas bei seinem Raketenprogramm. 

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