Ramadi Irakische Armee kommt in IS-Hochburg kaum voran

Eine Terrorwelle hat am Mittwoch mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen. Der Vormarsch der irakischen Streitkräfte gegen die von der Terrormiliz Islamischer Staat beherrschten Stadt Ramadi verlangsamt sich.

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Die Front gegen den IS
USADie mächtigste Militärmacht der Welt organisiert die internationalen Luftangriffe. Ab August wurden zunächst IS-Stellungen im Irak bombardiert. Dabei kann sich Washington auf einen Hilferuf Bagdads berufen. Seit September kamen völkerrechtlich umstrittene Angriffe in Syrien hinzu. Sie galten neben dem IS auch der Al-Kaida-nahen Chorasan-Gruppe. Dabei werden auch Ölförderanlagen und Raffinerien gezielt zerstört. Nach US-Angaben sollten damit die Finanzquellen des IS ausgetrocknet werden. Seit dem 26. September bombardieren die USA auch IS-Stellungen bei der umkämpften Kurdenstadt Kobane in Nordsyrien (im Bild). Die USA bilden zudem syrische Rebellen für den Kampf gegen den IS und die Regierung in Damaskus aus und liefern Waffen. Quelle: AP
Arabische StaatenSaudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei Luftangriffen in Syrien. Die Golfmonarchien sind vom IS bedroht, dessen „Kalifat“ einen Anspruch auf Herrschaft über alle Muslime erhebt. Zugleich drängen sie die USA auch zum Sturz der syrischen Regierung, die ihrerseits gegen die Islamisten einen Kampf um Leben und Tod führt. Im Bild: Der Außenminister von Saudi Arabien, Saud al-Faisal. Quelle: dpa
TürkeiDie türkische Regierung leistet weiterhin nur humanitäre Hilfe und hat nach eigenen Angaben rund 200.000 Flüchtlinge aus der umkämpften Region Kobane aufgenommen. Im Bild ist ein türkische Helfer zu sehen, der Nahrung an die Flüchtlinge verteilt, Die Regierung in Ankara hat ein Mandat des Parlaments, militärisch in Syrien und dem Irak gegen Terrororganisationen vorzugehen. Sie fordert für ein Eingreifen aber eine umfassende internationale Strategie, die den Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad einschließt. Die Forderung nach einem Korridor für kurdische Volksschutzeinheiten durch die Türkei hat sie abgelehnt. Der Nato-Staat hat auch dem Anti-IS-Bündnis nicht die Nutzung türkischer Stützpunkte erlaubt. Quelle: REUTERS
FrankreichAls erstes EU-Land hat Frankreich im August Waffen geliefert und auch Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak geflogen. Dazu kommt Waffen- und Ausbildungshilfe für die irakischen Kurden. Quelle: REUTERS
GroßbritannienWashingtons engster Verbündeter fliegt ebenfalls Luftangriffe im Irak. Das Mandat des Parlaments schließt den Einsatz von Bodentruppen aus und beschränkt sich auf Einsätze im Irak. London liefert zudem Waffen an die irakischen IS-Gegner und leistet humanitäre Hilfe. Im Bild: Ein Jet der britischen Royal Air Force kehrt von einem Einsatz im Irak zurück. Quelle: AP
DänemarkAls einziges skandinavisches Land beteiligt sich Dänemark mit F16-Kampfflugzeugen am Kampf gegen den IS. Außerdem will Kopenhagen Militärausbilder entsenden. Im Bild: Premierministerin Helle Thorning-Schmidt. Quelle: AP
BelgienFür Luftangriffe gegen IS-Stellungen im Irak stellt Belgien sechs Jagdbomber vom Typ F-16 (im Bild) zur Verfügung. Zusammen mit den Kampfjets wurden rund 120 belgische Soldaten nach Jordanien verlegt. Quelle: REUTERS

Eine Terrorwelle im Irak hat am Mittwoch mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen. Sie fiel zusammen mit der Offensive der irakischen Streitkräfte gegen die von der Terrormiliz Islamischer Staat beherrschte Stadt Ramadi im Westen des Landes. Der IS wird als Urheber der Anschläge verdächtigt, doch bekannte sich öffentlich zunächst niemand zu den Attacken.

In der überwiegend von Schiiten bewohnten Stadt Chalis rund 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad wurden zwei mit Sprengstoff beladene Autos in die Luft gesprengt, wie die Polizei berichtete. Dort kamen sieben Menschen um, 18 weitere wurden verletzt. In Bagdad und Umgebung gingen fünf weitere Sprengsätze in Geschäftsstraßen hoch und rissen acht Zivilisten in den Tod. 35 weitere Personen wurden verletzt.

Am Dienstag hatten die irakischen Sicherheitskräfte Erfolge bei der Rückeroberung des seit Mai vom IS besetzten Ramadi vermeldet, der Hauptstadt der Provinz Anbar rund 130 Kilometer westlich von Bagdad. Truppen stießen in Viertel vor, die nur noch drei Kilometer vom Zentrum entfernt liegen.

In den kommenden Tagen werde die "vollständige Befreiung" der 100 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt bekanntgegeben, zitierte das staatliche Fernsehen Generalstabschef Othman al-Ghanemi am Mittwoch. Die Soldaten konzentrierten sich offenbar auf den letzten Bezirk im Stadtzentrum, der noch vom IS kontrolliert wird.

Familien konnten aus Ramadi fliehen

Am Mittwoch verlangsamte sich der irakische Vormarsch jedoch durch Sprengfallen und Heckenschützen, wie Armeesprecher Jaja Rassul sagte. Einigen bisher in Ramadi eingeschlossenen Familien sei aber die Flucht gelungen, und sie seien in Sicherheit.

Für die Regierung in Bagdad wäre ein Erfolg in Ramadi ein wichtiger symbolischer Sieg. Seit November rückt die Armee auf Ramadi vor. Allerdings kam der Vormarsch nur langsam voran, da die Regierung nur reguläre Streitkräfte einsetzt und auf schiitische Milizen verzichtet, denen bei der Rückeroberung von Tikrit im April Gräueltaten vorgeworfen worden waren.

Sollte die Rückeroberung Ramadis gelingen, würde dem IS nach Tikrit im April die zweite größere Stadt entrissen. Eigentliches Ziel ist es aber, den IS auch aus seinen Hochburgen Mossul im Nordirak und Falludscha zu vertreiben, das auf halbem Wege zwischen Ramadi und Bagdad liegt.

Der IS beherrscht weite Landstriche im Westen und Nordwesten des Iraks sowie im benachbarten Syrien. Die Eroberung von Ramadi durch den IS im Mai galt als schwerer Rückschlag für das irakische Militär. Derzeit sollen nach US-Angaben noch 250 bis 350 IS-Extremisten in Ramadi und einige Hundert in der Umgebung sein. Nach Einschätzung der USA ist die Rückeroberung der Stadt unvermeidlich.

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