New York/Washington Der als heißer Kandidat für den Spitzenposten der US-Notenbank Fed gehandelte Präsidentenberater Gary Cohn trägt sich laut einem Insider mit Rücktrittsgedanken. Der Grund seien die umstrittenen Äußerungen von Präsident Donald Trump zu den rechtsextremen Ausschreitungen in Virginia, sagte ein ehemaliger Regierungsvertreter und Bekannter Cohns, der anonym bleiben wollte.
Der ehemalige Goldman-Sachs-Manager habe sich bei der Pressekonferenz Trumps am Dienstag sichtlich unwohl gefühlt. Der Präsident erklärte dabei, es habe auf beiden Seiten des Konfliktes in Charlottesville auch „sehr anständige Leute“ gegeben. Der Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Terry McAuliffe, machte Neo-Nazis für die Gewalt verantwortlich.
Ein Vertreter des Weißen Hauses, der namentlich nicht genannt werden wollte, betonte hingegen, Cohn werde auf dem Posten bleiben: „Nichts hat sich geändert.“ Auch ein Reporter des Medienunternehmens Axios twitterte unterdessen, er habe aus einer glaubwürdigen Quelle erfahren, dass Berichte über angebliche Rücktrittsabsichten Cohns zu „100 Prozent“ falsch seien.
Wie Reuters aus dem Umfeld des Top-Beraters erfuhr, fürchtet Cohn wegen seiner Rolle als Wirtschaftsberater des Präsidenten allerdings um seinen guten Ruf: „Der ist ihm wichtiger als alles andere“, hieß es. Trotz seiner Bestürzung über die Äußerungen des Staatschefs werde Cohn vorerst im Regierungsapparat bleiben.
Aus Protest gegen die Haltung des Präsidenten haben bereits mehrere ranghohe Manager Beratergremien verlassen. Mittlerweile wird in Washington auch über einen Rücktritt von Finanzminister Steven Mnuchin spekuliert.
Dass Trump die amtierende Fed-Chefin Janet Yellen im Februar 2018 mit einer zweiten Amtszeit belohnt, erscheint fraglich: Er warf ihr vor, auf Geheiß des früheren Präsidenten Barack Obama die Zinsen künstlich niedrig gehalten zu haben, um das Platzen einer Preisblase an der Wall Street zu dessen Amtszeit zu verhindern. Dem „Wall Street Journal“ sagte Trump jüngst, Yellen sei noch im Rennen, es gebe aber noch zwei oder drei andere Kandidaten – darunter Cohn. Die Entscheidung will der Republikaner Ende 2017 fällen.