Reaktionen auf die Terroranschläge „Ein schwarzer Tag für Europa“

In Brüssel herrscht Katastrophenalarm, ganz Europa ist in Aufruhr. In vielen Hauptstädten kommen Krisenstäbe zusammen. So reagieren die Politiker auf die Terroranschläge in Brüssel.

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Die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik weint, als sie bei einer Pressekonferenz mit dem jordanischen Außenminister Nasser Judeh in Amman, Jordanien, von den Terroranschlägen in Brüssel hört. Quelle: dpa

Düsseldorf Federica Mogherini weinte, als sie von den Nachrichten aus Brüssel hörte. Bei einer Pressekonferenz mit dem Außenminister Jordaniens, Nasser Judeh, im jordanischen Amman brach die EU-Kommissarin für Außen- und Sicherheitspolitik in Tränen aus. Denn die Orte in der belgischen Hauptstadt, an denen es am Dienstagmorgen zu mehreren Explosionen kam, lassen die EU-Politikerin Grausames befürchten: Der Terror ist in Europa angekommen. Mal wieder.

Bundespräsident Joachim Gauck sagte Belgien die Solidarität Deutschlands zu. In einem Schreiben an den belgischen König Philippe sprach Gauck von „grausamen Terroranschlägen“, die ihn „tief erschüttert“ haben. „Gemeinsam werden wir unsere europäischen Werte, Freiheit und Demokratie, verteidigen“, schrieb der Bundespräsident. Das belgische Königspaar zeigte sich schockiert über die Attacken und die Zahl der Toten.

Sven Giegold, Grünen-Politiker und Sprecher der Grünen-Abgeordneten im Europaparlament, berichtete von schrecklichen Bildern aus dem Zentrum Europas. Als die ersten Bomben im Brüsseler Flughafen Zaventem am Dienstagmorgen explodierten, befand sich auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, mitten in der belgischen Hauptstadt: Auf Twitter berichtet sie von weiteren Explosionen, der öffentliche Nahverkehr stehe still, die Bevölkerung solle in den Häusern bleiben. Auch die EU-Kommission riet allen Mitarbeitern, im Büro oder zu Hause zu bleiben. Peter schreibt von einem Angriff auf die Europäische Union und auf die freie Gesellschaft. „Die Demokraten müssen zusammenstehen“, lautete ihr Appell via Twitter.

Bundesjustizminister Heike Maas (SPD) bezeichnete die Anschläge als „einfach barbarische Taten“. Sein Mitgefühl gelte den Familien und Freunden der Opfer. In einem späteren Tweet verurteilte er die Anschläge: „Das ist ein schwarzer Tag für Europa. Diese abscheulichen Taten treffen uns alle.“

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete die Anschlage als „barbarisches Verbrechen“. Der Terrorismus kenne keine Grenzen und müsse daher in aktiver internationaler Zusammenarbeit bekämpft werden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. Charles Michel, Ministerpräsident von Belgien, spricht von zwei „feigen Anschlägen“ und einem „schwarzen Tag für Belgien“.

Heftige Reaktionen verursachte die Anschlagsserie auch in Frankreich, das sich seit den Anschlägen vom November 2015 noch immer im Ausnahmezustand befindet. Damals töteten mindestens zehn Islamisten rund 130 Menschen und verletzten 352 weitere; einige Spuren führten damals nach Belgien. Der französische Staatspräsident François Hollande rief kurz nach den Attacken in Brüssel eine Krisensitzung ein. Premierminister Manuel Valls, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Innenminister Bernard Cazeneuve nahmen daran teil.

Damit verdichteten sich Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Verhaftung eines der Hauptverdächtigen der Pariser Anschläge, Salah Abdeslam, und den Explosionen in Brüssel. Manuel Valls, Frankreichs Premierminister, sprach von Krieg: „Nous sommes en guerre.“ Auch der britische Premierminister David Cameron bestellte das Notfallkomitee seines Kabinetts ein. „Wir werden alles tun, um zu helfen“, so Cameron über Twitter.


„Feige und barbarisch“

Die österreichische Regierung bezeichnete die tödlichen Explosionen in Brüssel als heimtückische Terrorakte. „Diese Anschläge gegen die Zivilbevölkerung im Zentrum Europas tragen eine feige und barbarische Handschrift. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt den Opfern, ihren Angehörigen und Freunden“, teilten Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) mit. Österreich zeige volle Solidarität mit Belgien. „Europa muss den Terror gemeinsam bekämpfen und seine demokratischen Werte entschlossen verteidigen“, hieß es von den Politikern.

Der spanische Außenminister José Manuel García-Margallo machte die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) für die Explosionen in Brüssel verantwortlich. „Dieser Terrorismus ist wie ein Krebs, der sich über die ganze Welt ausbreitet“, sagte der Minister am Dienstag dem einem spanischen Radiosender. „Diese Gruppen brauchen keine große Vorbereitung, es genügt ein Befehl, und sie schlagen zu.“

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) schrieb: „Unfassbar. Die Terroristen dürfen nie gewinnen! Die Werte Europas sind stärker als Hass und Gewalt! Alle Solidarität für Brüssel und die EU.“ Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk bezeichnete die Explosionen eindeutig als „Terroranschläge“. Er sei entsetzt, die Anschläge seien ein weiterer Tiefschlag im Vorgehen gegen Terroristen, die Europa mit Hass und Gewalt erschüttern. Regierungssprecher Steffen Seibert nannte die Anschläge „widerwärtig“ und rief zu Solidarität mit den Opfern und Entschlossenheit gegen die Terroristen auf.

Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), ließ folgendes Statement verlauten: „Die europäischen Mitgliedsländer müssen zu begreifen beginnen, dass nur eine gemeinsame Innen-, Justiz- und Sicherheitspolitik, ein uneingeschränkter gemeinsamer Datenaustausch und eine barrierefreie polizeiliche Zusammenarbeit die Menschen in Europa vor dem islamistischen Terror besser schützen kann.“

Die belgische Nationalmannschaft hat wegen der mutmaßlichen Terroranschlägen in Brüssel das Training am Dienstag abgesagt. „Der Fußball ist heute nicht wichtig“, hieß es bei Twitter von dem Team. Die Gedanken seien bei den Opfern. Das öffentliche Training war ursprünglich für 16.30 Uhr im Stade Roi Baudouin von Brüssel geplant. Die Belgier wollen am kommenden Dienstag ebenfalls in der belgischen Hauptstadt ein Testspiel gegen Portugal bestreiten.

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