Reform der Staatsbahn Frankreichs Bahnstreik trifft auch am zweiten Tag Millionen Pendler

Frankreichs Bahngesellschaften wehren sich gegen EU-Pläne, auch ausländische Anbieter auf den Markt zu lassen. Streiks behindern tausende Pendler.

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Besonders im Großraum Paris haben Pendler immense Probleme. Quelle: dpa

Paris Der landesweite Streik gegen Reformen bei der französischen Staatsbahn SNCF hat auch am Mittwoch wieder Millionen Pendler getroffen. Zwar beteiligten sich laut SNCF etwas weniger Beschäftigte am Ausstand als am Vortag. Auf den Verkehr hatte dies jedoch kaum Auswirkungen. Besonders der Schienenverkehr im Großraum Paris mit seinen über zwölf Millionen Menschen war erneut weitgehend lahmgelegt, da nur jeder fünfte Nahverkehrszug fuhr. In der Region leben fast ein Fünftel aller Einwohner Frankreichs.

Von den TGV-Fernzügen war nur einer von sieben unterwegs, etwas mehr als am Dienstag. Rund ein Drittel der Züge zwischen Frankreich und Deutschland fuhren so. Auch Nachbarländer wie Spanien, Italien und die Schweiz waren zu großen Teilen abgehängt.

Anlass der Proteste sind Pläne, den Verkehr wie von der EU gefordert bis 2020 für ausländische Anbieter zu öffnen. Zudem will die Regierung die mit fast 50 Milliarden Euro verschuldete SNCF sanieren, die jährlich rund drei Milliarden Euro neue Schulden anhäufte.

Dafür sollen auch traditionelle Privilegien bei Frührente und Arbeitszeiten der Beschäftigen abgebaut werden. Die Gewerkschaften fürchten, die Öffnung des Marktes und die Sanierung werde letztlich auf eine Privatisierung der SNCF hinauslaufen. Der Streik gilt daher als erste große Machtprobe zwischen Gewerkschaften und Präsident Emmanuel Macron.

Die Regierung gibt sich hart. Zwar will man die Liberalisierung des Bahnverkehrs so lange aufschieben, wie es die EU erlaubt. Auch sollen Änderungen für die Beschäftigten vor allem neu Eingestellte betreffen. An den Reformen soll aber grundsätzlich festgehalten werden. Damit zeichnet sich ab, dass der Streik auch in den kommenden Wochen fortgesetzt wird.

Die Arbeitsniederlegungen sollen laut Gewerkschaften über drei Monate laufen, wobei an jeweils zwei Tagen innerhalb von fünf Tagen gestreikt werden soll. Insgesamt sind 36 Streiktage geplant. 

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