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Auf einen Handels- und Währungskrieg gegen Donald Trump darf Europa sich nicht einlassen. Doch es hat andere Möglichkeiten. Quelle: ddp images

„Mit einem Schwein sollte man nicht ringen“

Hauke Reimer
Hauke Reimer Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

Auf einen Handels- und Währungskrieg gegen Donald Trump darf Europa sich nicht einlassen. Doch es hat andere Möglichkeiten.

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Zölle und Währungskriege schaden allen. Aber was nutzt diese Erkenntnis angesichts eines US-Präsidenten im Wahlkampfmodus? Donald Trump will seine Wähler auf dem Land und in den alten Industrieregionen zufriedenstellen.

Manisch fixiert darauf, das US-Handelsbilanzdefizit zu senken, schraubt er die Zölle für chinesische Produkte hoch. China reagiert mit Abwertung seiner Währung, die chinesische Produkte im Ausland wieder billiger macht. Eine Dollar-Abwertung per Dekret bekommt Trump aber nicht hin, die Notenbank Fed ist formal unabhängig – noch –, auch wenn vier ehrwürdige Exnotenbankpräsidenten diese Unabhängigkeit durch Trump gefährdet sehen. Also wird er weitermachen mit Zöllen.

Die wirken in den USA wie eine Steuer, werden das Wachstum drosseln und die Börsen beben lassen – am Ende aber Fed-Chef Jerome Powell zwingen, zu tun, was Trump fordert: die Zinsen weiter zu senken. Das wiederum drückt den Dollar, was China erneut dazu bringen könnte, seine Währung abzuwerten.

Und schon sind wir mitten in der tödlichen Spirale, wie sie die Welt schon in den Dreißigerjahren durchlitt. „Beggar my neighbour“ heißt diese Politik, bei der Staaten sich gegenseitig ruinieren.

Europa steht an der Seitenlinie, noch. Doch das wird nicht so bleiben. Ein neues Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank, das den Euro weiter schwächen würde, wäre für Trump eine Provokation. Es drohen US-Zölle auf europäische, vor allem: deutsche Autos.

Europa darf sich dennoch nicht auf den Abwertungs- und Zollwettlauf einlassen. Trump kann per Federstrich Zölle anheben, wo immer er mag, ohne Rücksicht auf langfristige Folgen. Das kann und will Europa nicht, dessen Interessen sich stark unterscheiden: Paris denkt an seine Bauern, Berlin an die Autobauer, Irland an die dort angesiedelten US-Konzerne.

„Trump ist ein Schwein, und jeder Bauer wird dir sagen: Du kannst nicht mit einem Schwein ringen, denn das Schwein wird dich umstoßen, in den Dreck ziehen und dabei grunzen“, sagte sein Exsprecher und Fan, der Hedgefondsmanager Anthony Scaramucci, gerade der Schweizer „Finanz und Wirtschaft“. Er rät Trumps demokratischen Herausforderern: Lasst euch nicht auf ein Spiel nach seinen Regeln ein, kontert ihn kühl und intellektuell.

Das passt auch auf die Handelspolitik. Verbündete in der US-Industrie mobilisieren, ein paar Streicheleinheiten fürs präsidiale Ego hier, ein paar Zugeständnisse dort – das verspricht mehr Erfolg als die große Keule.

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