Reise ins Perlflussdelta Hier entsteht die größte Metropole der Welt

Seite 6/6

Nachhaltigkeit hat keiner im Blick

Trotzdem will Liu die Stadt weiter verändern. Heute belegen Personen- und Güterverkehr fast die Hälfte der Fläche. Mit ihrem Büro hat die Architektin ein Konzept entwickelt, den Großteil des Güterverkehrs unter die Erde zu verlagern. Die frei werdenden Flächen könnten die Bewohner nutzen. Noch aber scheitere der Umbau zur menschenzentrierten Stadt am fehlenden Willen der Politiker. Die Architektin ist frustriert: „Nachhaltigkeit hat kaum einer im Blick“, sagt sie.

Das gilt auch für die Masse der Hochhäuser. Deren Lebensdauer liege bei gerade einmal 20 Jahren, warnen Fachleute. Was das für die Wohnungsbesitzer bedeutet, ist vollkommen offen. „Vielleicht muss alles abgerissen und neu gebaut werden“, sagt Liu.

Das sind die zehn lautesten Städte der Welt
Platz 10: KaratschiAuf Platz zehn der Liste der weltweit lautesten Städte liegt Karatschi, die größte Stadt Pakistans. Mit ihren rund 13 Millionen Einwohnern zählt die Hauptstadt der Provinz Sindh zu den größten Städten auf der Welt. Bis 1959 war sie auch Hauptstadt Pakistans. Heute gilt sie unter anderem durch den größten Hafen des Landes zum Wirtschafts- und Handelsknotenpunkt Pakistans. Quelle: REUTERS
Platz 9: ShanghaiDie Hafenstadt Shanghai mit ihren 23 Millionen Einwohnern ist die neuntstärkste von Lärm geplagte Stadt weltweit. Sie ist die bedeutendste Industriestadt und eine der größten Städte Chinas. Mit seinen knapp 32 Millionen umgeschlagenen Containern im Jahr gilt der Hafen als größter Containerhafen der Welt. Shanghai wächst rasant, seit es sich für die Marktwirtschaft geöffnet hat. Die Stadt verdankt einen überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen Bedeutung den guten Verkehrsverbindungen im Schienennetz. Neben Peking und Hongkong kämpft die Stadt durch das hohe Verkehrsaufkommen aber auch mit stark verschmutzter Luft. Quelle: REUTERS
Platz 8: Buenos AiresAuf Platz acht der weltweit lautesten Städte liegt Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens. Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, dem Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern.  Zudem ist sie als einzige Stadt Argentiniens als „Capital Federal“ autonom, also nicht an eine bestimmte Provinz gebunden. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die Unesco mit dem Titel Stadt des Designs ausgezeichnet. Quelle: AP
Platz 7: New York CityDer berühmte Big Apple folgt auf dem siebten Platz. Mit mehr als acht Millionen Einwohnern ist New York City die bevölkerungsreichste Stadt der USA und dazu eine der bedeutendsten Wirtschaftsräume und Handelsplätze. Viele internationale Konzerne und Institutionen wie die Vereinten Nationen haben hier ihren Sitz. Laut Forbes ist New York City nicht nur eine der lautesten Städte weltweit sondern auch eine der teuersten. Jährlich kommen etwa 50 Millionen Besucher in die Stadt an der Ostküste. Quelle: REUTERS
Platz 6: MadridMit Madrid hat es auch eine europäische Stadt in die Liste der lautesten Metropolen der Welt geschafft. Die Hauptstadt Spaniens zählt gut drei Millionen Einwohner und ist damit nach London und Berlin die drittgrößte Stadt in der EU. Madrid ist seit Jahrhunderten der geographische, politische und kulturelle Mittelpunkt Spaniens und Sitz der Regierung. Ebenso gilt die Stadt als Hauptverkehrsknotenpunkt und führender Wirtschaftsstandort in Spanien. Quelle: dpa/dpaweb
Platz 5: TokioDie Anfang der Top 5 der lautesten Städte bildet Tokio. 23 Bezirke mit neun Millionen Menschen bilden das Stadtgebiet. Die ganze Region Tokio umfasst nach der Volkszählung 2005 knapp 36 Millionen Einwohner und zählt zu den größten Ballungsgebieten auf der Welt. Mit seiner Börse gehört Tokio neben New York und London außerdem zu den weltweit wichtigsten Finanzplätzen. Quelle: dpa
Platz 4: KairoDie ägyptische Hauptstadt belegt den vierten Platz im internationalen Ranking der lautesten Städte. Kairo hat knapp acht Millionen Einwohner im Stadtgebiet, die Metropolregion umfasst etwa 16 Millionen Menschen. Damit ist Kairo die größte Stadt Afrikas. Sie ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Ägyptens und der Arabischen Welt. Der Tahrir Platz (Foto) wurde im Arabischen Frühling zum Mittelpunkt der Proteste. Quelle: REUTERS

Schon jetzt ist klar, dass der Billigbau enorm ins Geld geht: Chinesische Gebäude verbrauchen zwei- bis dreimal so viel Energie wie westliche. Mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs in China, so eine Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers, verursachten Gebäude.

Die Regierung will nun mit einem Zertifizierungssystem nachhaltige Häuser fördern. Bisher aber entsprechen dem Nachhaltigkeitsstandard erst vier Prozent der Gebäude. Die durch Subventionen günstigen Energiepreise entlasten zwar die ärmeren Schichten. Doch Anreize, nachhaltig zu bauen, wecken sie nicht.

Auch was das Zusammenwachsen der Städte angeht, ist Architektin Liu skeptisch. Macao, vor allem aber Hongkong hätten eine liberale, demokratische, jahrzehntelang gewachsene Kultur. Das Misstrauen gegenüber dem Festland sei groß. Viele Hongkonger fürchteten sich schon jetzt vor dem Wegfall der Grenzen Mitte dieses Jahrhunderts und dem Verlust der letzten Reste von Autonomie.

Das lenkt den Blick auf eine der am schwersten zu lösenden Aufgaben der geplanten Urbanisierung: Geld kann Chinas Regierung fast beliebig in die Infrastruktur buttern. Doch damit Menschen wirklich heimisch werden, muss mehr geschehen. „Werte sind verloren gegangen, das Vakuum wurde mit Materialismus gefüllt“, sagt Doreen Liu. „Das hat zur Folge, dass sich niemand wirklich zu Hause fühlt.“

Nathan, immerhin, ist seit ein paar Monaten offizieller Einwohner der Stadt Shenzhen. Sein Arbeitgeber hat ihm das begehrte Bürgerrecht verschafft. Bald wird auch Freundin Lily zu ihm ziehen. Die beiden werden sich erst einmal Nathans kleine Eineinhalb-Zimmer-Wohnung teilen, bis die Freundin einen Job gefunden hat und sie sich etwas Größeres leisten können.

Denn der junge Mann aus Nordwestchina will die Kantonesin heiraten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%