Reporter ohne Grenzen 2015 war ein gefährliches Jahr für Journalisten

2015 sind 69 Journalisten getötet worden. Dutzende weitere Todesfälle blieben rätselhaft. Vor allem Kriegsländer wie Irak und Syrien waren gefährliche Länder für Reporter - doch auch Frankreich steht auf der Liste.

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Ein Mann hält bei einer Solidaritätskundgebung für

Im Jahr 2015 sind weltweit 69 Journalisten im Dienst getötet worden. 28 davon wurden Opfer von Extremistengruppen wie dem sogenannten Islamischen Staat und dem Terrornetzwerk Al-Kaida, wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Komitees zum Schutz von Journalisten, kurz CPJ, hervorgeht.

Nach Angaben der in New York City ansässigen Organisation war Syrien erneut das gefährlichste Land für Reporter. Die Zahl der Todesopfer in dem Bürgerkriegsland war mit 13 jedoch geringer als in den vorherigen Jahren. Das Risiko, dem sich Journalisten hier aussetzten, sei jedoch unglaublich hoch, sagte der geschäftsführende CPJ-Direktor Joel Simon.

Die Karikaturen für "Charlie Hebdo"
Karikatur von 2006: Ein Rahmen um ein weißes Stück Papier. Überschrift: "Please enjoy this culturally, ethnically, religiously, and politically correct cartoon responsibly. Thank You." Quelle: Twitter
Ein Terrorist schießt auf einen Bleistift, der entzwei bricht. Doch ein Spitzer spitzt den abgebrochenen Stift wieder an. Dieser radiert mit seinem Radiergummi den gezeichneten Terroristen weg. Quelle: Twitter
Ein Flugzeug fliegt auf zwei nebeneinander stehende Bleistifte zu. Das Bild erinnert an die Anschläge auf die Zwillingstürme des World Trade Centers im September 2001. Quelle: Twitter
Ein von hinten gezeichneter Terrorist hat einen Zettel auf dem Rücken, auf den ein Bleistift schreibt: "You lost!" ("Du hast verloren!") Quelle: Twitter
Eine Zeichnung der Zeitschrift Charlie Hebdo. Aus der Titelseite der Zeitung erhebt sich eine Hand mit Feder, die dem Betrachter den Mittelfinginger zu zeigen scheint. Quelle: Twitter
Ein Gewehr und ein Stift nebeneinander. Auf dem Gewehr: "Murderous assault on french satirical newspaper". Auf dem Stift: "Free Expression". Bildunterschrift: "But the Pen Will Endure" Quelle: Twitter
Ein Terrorist mit Krummsäbel hat einer Person (T-Shirt: "Charlie Hebdo") den Kopf abgeschlagen. Aus dem Hals streckt sie dem Terroristen noch die Zunge entgegen. Bildunterschrift: "Onsterfelijk" Quelle: Twitter

Auf den traurigen zweiten Platz in dieser Auflistung kommt Frankreich - vor allem wegen des Anschlags auf die in Paris ansässige Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ im Januar. Acht Journalisten kamen bei der Attacke von Terroristen, die Verbindungen zum IS und Al-Kaida hatten, ums Leben, insgesamt waren es in dem Land neun. „Charlie Hebdo“ hatte Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht. Die Terroristen hatten erklärt, dies sei Vergeltung dafür.

In Brasilien wurden sechs Reporter umgebracht - so viele wie noch nie im größten Land Südamerikas. Auch in den USA wurden Journalisten ermordet: Im US-Staat Virginia hatte ein früherer Journalist des Senders WDBJ-TV im August seine Ex-Kollegen Alison Parker und Adam Ward während einer Live-Übertragung erschossen, sich dabei gefilmt und die Bilder ins Internet gestellt. Auf der Flucht vor der Polizei schoss er sich selbst an. Er starb später im Krankenhaus.

Zu den Ländern, in den Journalisten ums Leben kamen, zählen darüber hinaus Bangladesch, wo extremistische Gruppen vier Blogger und einen Verleger töteten, und der Südsudan. Hier wurden vier Journalisten durch einen Bewaffneten in einem Hinterhalt ermordet. Im Irak und im Jemen kamen jeweils fünf Journalisten ums Leben. Simon sagte, Journalisten seien ein Ziel und dies bestätige das nur. „Das ist eine globale Bedrohung.“

Nicht jede der Bluttaten geschah demnach ohne Vorwarnung. Mindestens 28 der getöteten Journalisten hatten vor ihrem Tod Drohungen erhalten. Das Komitee warnte, es werde zunehmend schwerer, den Todesfällen von Journalisten in Krisenregionen wie Libyen, Jemen und dem Irak nachzugehen. Wie in Syrien kontrolliert der IS auch im Irak große Teile des Landes. Von dort habe man Berichte erhalten, es seien Dutzende weitere Journalisten getötet worden. Das Komitee stellt die Liste seit 1992 zusammen.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen sprach in einem ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Bericht von mindestens 67 im Dienst getöteten Journalisten in diesem Jahr. Die Umstände in 43 weiteren Todesfällen seien unklar.

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