Rettungswesen in China Erste Hilfe aus Deutschland

China will sein Rettungswesen modernisieren – mit deutscher Unterstützung. Geplant ist zunächst ein Pilotprojekt. Der Startschuss dafür soll beim Merkel-Besuch gegeben werden. Es winkt ein Milliardengeschäft.

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In der Volksrepublik ist das Rettungswesen zersplittert und hat bei den Chinesen einen chronisch schlechten Ruf. Quelle: dpa

Düsseldorf Es müssen nicht immer Autos und Werkzeugmaschinen sein. Die Volksrepublik China will auch auf anderen Gebieten von deutschem Know-how profitieren – und ist bereit, dafür auch Milliardenbeträge in die Hand zu nehmen. In Peking soll mit deutscher Hilfe ein modernes Rettungswesen aufgebaut werden.

Beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel sollen die Chinesen nun den Startschuss für ein vielversprechendes Pilotprojekt geben. In der Sieben-Millionen-Stadt Jieyang soll unter der Federführung der Björn-Steiger-Stiftung ein komplettes Rettungswesen nach deutschem Vorbild entstehen. Die Stiftung hat bereits in Deutschland den Aufbau eines modernen Rettungswesens maßgeblich vorangetrieben – etwa durch den flächendeckenden Aufbau von Notrufsäulen in den 1970er-Jahren.

Die Deutschen kooperieren in Jieyang zwar mit einem chinesischen Partner, behalten aber nicht nur bei Planung und Aufbau, sondern auch beim späteren Betrieb die Federführung. Das durchweg mit Deutschen besetzte Management soll in den ersten Jahren gewährleisten, dass Qualitätsstandards eingehalten werden und Prozessketten sauber laufen.

In der Volksrepublik ist das Rettungswesen zersplittert und hat bei den Chinesen einen chronisch schlechten Ruf – nicht zuletzt deshalb, weil viele Anbieter bei Unfallopfern selbst in Notfällen auf Vorkasse bestehen. In Jieyang soll das schon bald anders laufen. Die Björn-Steiger-Stiftung hat darauf bestanden, dass die Rettungseinsätze für die Patienten kostenlos bleiben.

„Dies war von Anfang an unsere wichtigste Bedingung“, sagte Stiftungspräsident Pierre-Enric Steiger dem Handelsblatt. „Die Behandlung eines Notfallpatienten darf nicht an der Vermögenslage scheitern.“ Die gemeinnützige Stiftung hat bereits in Deutschland den Aufbau eines modernen Rettungswesens maßgeblich vorangetrieben – etwa durch den flächendeckenden Aufbau von Notrufsäulen in den 1970er-Jahren.

Das Pilotprojekt soll bis 2018 eine flächendeckende Versorgung in der Provinzstadt Jieyang sicherstellen und fungiert als Modell zum landesweiten Aufbau der Notfallhilfe „Made in Germany“ zu Lande und in der Luft. Dazu sind zunächst Investitionen in Ausbildung, Gerät und Projektarbeiten von 43 Millionen Euro vorgesehen, dazu kommen noch umfängliche Leistungen der chinesischen Seite.

Doch das Projekt könnte noch weit größere Dimensionen annehmen: Ist der deutsche Erste-Hilfe-Einsatz in Jieyang erfolgreich, soll er bis 2028 in mehreren Schritten auf die Provinz Guangdong mit ihren 125 Millionen Einwohnern ausgeweitet werden – und parallel sogar auf das gesamte Reich der Mitte.

Spätestens dann dürfte der Rettungseinsatz zum Milliardengeschäft für die deutsche Wirtschaft werden. Zwar will Steiger derzeit keine Zahlen über den möglichen Umfang machen, doch früheren Schätzungen zufolge könnte der Aufbau einer qualitativ hochwertigen Versorgung für die knapp 1,4 Milliarden Chinesen leicht einen dreistelligen Milliardenbetrag erreichen.

In Euro, versteht sich, denn Steiger setzt bei seinem Projekt konsequent auf deutsche Technik. So liefert etwa Mercedes die Rüstwagen, Ford die Rettungsfahrzeuge, Airbus die Rettungshubschrauber, Bosch die Sicherheitssysteme, die Telekom die Softwarelösungen. Und für den Fall der Fälle bietet die Allianz den Versicherungsschutz. Schließlich sollen die Rettungswagen mit dem Björn-Steiger-Motto „Wir helfen Leben retten“ versehen werden. Und zwar – quasi als Qualitätssiegel – in deutscher Sprache.

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