Nun fordert der Bund die Summen vom kasachischen Staat zurück. Doch der will nicht zahlen, denn für den Ausfall sind Bankchefs verantwortlich, die mitunter längst außer Landes sind. In Berlin hat der Fall das Kanzleramt erreicht, bei Euler-Hermes und Bundeswirtschaftsministerium ist Kasachstan ein Reizthema, zu dem sich niemand äußern möchte. "Da kommt keine Seite raus, ohne das Gesicht zu verlieren", heißt es in Berlin. Letztlich werde der Bund die Ausfälle wohl abschreiben müssen.
Berlin-Mitte. 23 Stockwerke über der Erde sitzt Geologe Rüdiger Schwarz und schaut gen Osten zum Funkturm, nicht Richtung Bundeskanzleramt. Schwarz ist Chef der Firma Geotec Rohstoffe, die im Auftrag von Investoren Rohstoffvorkommen auf ihre Wirtschaftlichkeit prüft. Auf der Fensterbank liegen Gesteine, die er aus dem Kongo, Kamtschatka und Kasachstan mitgebracht hat. "Kasachstan ist eines dieser Länder, in denen man unternehmerische Ziele mit Unterstützung der Politik besser erreicht", sagt Schwarz.
Politik soll helfen
Der Berliner fliegt wöchentlich in Länder, die politisch eher kompliziert sind: autoritäre Ölstaaten wie Kasachstan, Umweltfanatiker wie Kanada, Chaosstaaten wie die Mongolei, Kriegsgebiete à la Kongo. In solchen Ländern, meint Schwarz, kommt die Wirtschaft ohne politische Hilfe kaum klar. Er plädiert für Rohstoffexperten in Botschaften, die Gründung einer Auslandshandelskammer in der Mongolei, vor allem aber die Koordination der politischen Rohstoffinitiativen, an denen sich diverse deutsche Ministerien und zig Verbände abarbeiten. In Kasachstan erwartet er, dass die Politik helfe, Zugang zu geologischen Daten zu beschaffen.
Ausgerechnet ein Deutscher zeigt in Ostkasachstan, wie man da Geschäfte macht. Harald Rudzky ist ein Berater mit rauchiger Stimme und trockenem Humor. In Öskemen lebt er seit 13 Jahren und spielt Türöffner für Investoren bei lokalen Unternehmen. Das größte Projekt, an dem er beteiligt ist, soll zum Monatswechsel die Produktion aufnehmen: eine Fabrik, die aus dem Abraum von Uran-Erzen Seltene Erden presst – mit einem Partner aus Japan, nicht aus Deutschland.
Beteiligungen sind den Deutschen zu riskant
Rudzky sieht die Sache nüchtern: "Nie würde sich ein deutsches Unternehmen an einer kasachischen Mine beteiligen." Das sei seinen Landsleuten "viel zu riskant". In Stepnogors, der "Steppenstadt" nördlich von Astana, hat Siemens immerhin Steuerungstechnik in die Metallwaschanlage eingebaut, die auf dem Gelände der Uranfabrik des Staatskonzerns Kazatomprom entstanden ist. Wer als ausländischer Journalist aufs Gelände will, muss den Block wegstecken und sich als Techniker ausgeben. Aus ihren oft maroden Fabriken machen die Kasachen wie zu Sowjetzeiten ein Geheimnis.
In der Steppe geht der japanische Mischkonzern Sumitomo ins Risiko: Der Metall- und Elektroriese aus Fernost gibt sich mit einem Paket von 49 Prozent der Aktien zufrieden, der kasachische Staatskonzern ist im Gemeinschaftsunternehmen tonangebend. "Die Japaner haben keine Staatsverträge und Partnerschaften abgeschlossen", sagt Berater Harald Rudzky. "Geld, das die Deutschen für Delegationsreisen und Konferenzen ausgeben, stecken die Japaner in Beteiligungen." So kann’s funktionieren.