Russische Fischerei So macht Russland in Europa mit Fisch ein Riesengeschäft

Die schwimmende russische Fischfabrik „Barentsevo More“ hat Ende Mai das letzte Mal einen Hafen angelaufen, um Fisch abzuladen – in Norwegen. Quelle: imago images

Sanktionen? Kein Thema für viele russische Fischer. Sie laufen unvermindert europäische Häfen an, um ihre Fänge abzuladen, zeigen aktuelle Schifffahrtsdaten. Dank steigender Preise eine lohnende Angelegenheit – die auch von Deutschland am Laufen gehalten wird. 

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Während viele europäische Unternehmen in den vergangenen Monaten ihre Geschäftsbeziehungen nach Russland abgebrochen oder auf Eis gelegt haben, floriert der Handel der Russen mit Europas Fischwirtschaft. Dutzende russische Fischereischiffe, darunter riesige schwimmende Fischfabriken, haben in den vergangenen Wochen Fisch in norwegischen Häfen angelandet. Das zeigt eine Recherche der WirtschaftsWoche anhand von Daten des Seefahrtüberwachungsdienstes MarineTraffic.

Gestützt wird diese Auswertung durch Informationen des Fischerei-Branchendienstes „Intrafish“, demzufolge die Importe von russischen Schiffen mengenmäßig leicht über Vorjahresniveau liegen. Aufgrund von Rekordpreisen am Markt liege der finanzielle Erlös sogar deutlich über dem des vergangenen Jahres. 

Die EU hatte zwar Sanktionen auf russische Krustentiere wie Krabben und Garnelen sowie auf Kaviar verhängt, nicht jedoch auf Weißfisch. Das sind Fische wie Kabeljau, Schellfisch und der in Form von Fischstäbchen, Schlemmerfilets und Nuggets beliebte Alaskaseelachs. Die europäische Fischindustrie hatte Brancheninsidern zufolge erfolgreich gegen Sanktionen lobbyiert.


So lief beispielsweise das große russische Fischereischiff „Vladimir Zagoskin“ in den vergangenen Wochen immer wieder norwegische Häfen wie Tromso, Hammerfest und Batsfjord an. Insgesamt zeigen die Daten von MarineTraffic mehr als 60 russische Fischereischiffe, deren letzter angelaufene Hafen in Norwegen liegt. Viele von ihnen fischen wie die mehr als 60 Meter lange „Mys Slepikovskogo“ im Europäischen Nordmeer und der Grönlandsee. Die meisten sind aber in der russischen Barentssee unterwegs, Schiffe wie die schwimmende Fabrik „Strelets“, deren Heimathafen Murmansk ist.

Laut „Intrafish“ haben russische Schiffe in den ersten 31 Wochen dieses Jahres so Weißfisch im Wert von 150 Millionen Euro in Norwegen angelandet – ein 38-prozentiger Anstieg gegenüber Vorjahr. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar waren die Importe nur kurz zurückgegangen, um darauf wieder anzuziehen. Angeheizt wird das Geschäft der Russen aktuell durch eine Rekordnachfrage nach Kabeljau, Schellfisch und Alaskaseelachs, der überall in den nördlichen Meeren vorkommt.


Der in Norwegen angelandete Fisch wird zum größten Teil in die EU weiterverkauft, so der Brancheninformationsdient. Nur 10 bis 15 Prozent verarbeite oder konsumiere Norwegen selbst. Neben Kabeljau und Schellfisch, die Brancheninsidern zufolge vor allem in Frankreich, Portugal, Spanien und Großbritannien beliebt sind, haben die russischen Schiffe vor allem den in Deutschland stark konsumierten Seelachs an Bord.

Seelachs kommt allerdings inzwischen auch massiv direkt per Container aus Russland nach Deutschland, sagt Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels. Die Menge sei in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen, während die Importe aus den USA stark zurückgegangenen sind. Der Grund: Die USA müssen ihre Fanggründe zurzeit vor Überfischung schützen und haben zudem Alaskaseelachs als wichtigen Bestandteil einer gesünderen Schulspeise eingeführt.

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Erleichtert wird der Import per Container durch den Fakt, dass Russland seine Fangflotte in den vergangenen Jahren modernisiert hat und den Fisch nun direkt an Bord zu Filets verarbeiten, verpacken und tiefkühlen kann. Das macht ihn geeignet für den Weitertransport per Frachtcontainer. Hinzu kommt Verbandschef Keller zufolge, dass jede Menge russischer Seelachs und Kabeljau über China nach Europa gelangen. Nachdem der Fisch in China verarbeitet wurde.

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