Russland-Affäre Druck auf Trump nimmt wegen E-Mails seines Sohnes zu

Die von Präsidentensohn Donald Trump Jr. veröffentlichten E-Mails gelten als bisher klarstes Indiz, dass Trump und Russland vor der Wahl zusammengearbeitet haben könnten. Juristische Beweise sind sie allerdings nicht.

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Nach den veröffentlichten E-Mails des Sohnemanns gerät der US-Präsident zusehends unter Druck. Quelle: AP

Washington Der in der Russland-Affäre stark in Bedrängnis geratene US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch seinen Sohn wegen dessen E-Mail-Enthüllungen verteidigt. Trump Jr. hatte am Vorabend (Ortszeit) in einem Interview des Senders Fox News seine Kontaktaufnahme zu einer russischen Anwältin im Wahlkampf gerechtfertigt. Er hatte jedoch auch eingeräumt, dass er die Angelegenheit heute anders handhaben würde. „Mein Sohn hat gestern einen guten Job gemacht. Er war offen, transparent und unschuldig“, schrieb Trump am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Trump Jr. hatte am Dienstag einen E-Mail-Wechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone selbst öffentlich gemacht, nachdem die „New York Times“ über die Angelegenheit berichtet hatte. Daraus geht hervor, dass ihm belastende Informationen über die Konkurrentin seines Vaters bei der Präsidentschaftswahl, die Demokratin Hillary Clinton, in Aussicht gestellt worden waren. In einer E-Mail hatte ihm sein Vertrauter Goldstone geschrieben: „Das sind offensichtlich hochrangige und sensible Informationen, aber es ist Teil der Unterstützung Russlands und der Regierung für Herrn Trump (...)“.

Die Affäre um mögliche Absprachen zwischen Russland und dem Wahlkampfteam von Donald Trump hat damit den innersten Zirkel des US-Präsidenten erreicht. An der Begegnung mit der russischen Anwältin, die bisher vor allem im Kampf gegen Sanktionen für russische Unternehmen tätig war, sollen auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner sowie sein damaliger Wahlkampfchef Paul Manafort teilgenommen haben.

Der Trump-Sohn hatte auf die Einladung zu dem Gespräch mit den Worten reagiert: „Es sieht so aus, als ob wir Zeit hätten, und wenn es das ist, was Du sagst, liebe ich es.“ In einem Interview mit Fox News bezeichnete der 39-Jährige sein Vorgehen als „Recherche über die Opposition“.

Das Treffen sei aber mehr als harmlos gewesen, sagte Trump Jr. auf Fox News: „Es waren im wahrsten Sinne des Wortes vergeudete 20 Minuten, die eine Schande waren.“ Trump selbst lobte seinen Sohn für die Offenheit, mit der er seine E-Mail-Konversation publik gemacht habe. Der Präsident twitterte: „Er ist ein großartiger Mensch, der unser Land liebt!“

Der „New York Times“, die den Fall ins Rollen gebracht hatte, lag nach eigenen Angaben der E-Mail-Wechsel vorab vor. Sie hatte Trump Jr. vor dessen Veröffentlichung um eine Stellungnahme gebeten.


Das Vorpreschen geht womöglich nach hinten los

Mit der Offensive wollte sich Trump Jr. selbst entlasten. Stattdessen wirft sie aber weitere Fragen auf. Die Veröffentlichung liefert zwar noch keinen Beweis dafür, dass es Geheimabsprachen zwischen Trumps Lager und Russland gegeben hat. Brisant an der Entwicklung sei aber, dass er – wie auch seine Begleiter Kushner und Manafort – mit dem Treffen gegen geltendes Recht in der Wahlkampf-Finanzierung verstoßen haben könnte, schreibt die „New York Times“.

Das Blatt verweist auf ein Gesetz, das es verbietet, im Wahlkampf Nichtamerikaner um „Dinge von Wert“ zu bitten. Auch der ehemalige Ethikbeauftragte in der Regierung von Präsident George W. Bush, Richard Painter, verweist im „Wall Street Journal“ darauf, dass es illegal sei, Geld oder Dienstleistungen aus dem Ausland anzunehmen.

Von der russischen Anwältin versprochene Dokumente über Clinton könnten daher als illegale Wahlkampfunterstützung betrachtet werden, schreibt die „New York Times“. Darüber hinaus könne das Erscheinen von Trump Jr. bei dem Treffen und seine Aussage „Ich liebe es“ als Signal gewertet werden, dass weitere Hilfe erwünscht gewesen sei. Damit wiederum könnten Trump Jr. und andere letztlich für die folgenden Manipulationen der US-Wahl durch Russland verantwortlich gemacht werden.

Der Kreml wies die Beschuldigungen am Mittwoch erneut zurück. Das Ganze erinnere an eine Seifenoper. Die Anwältin hatte bereits zuvor erklärt, sie habe keine Kontakte zum Kreml.

US-Geheimdienste beschuldigen Moskau seit längerer Zeit, hinter Attacken auf E-Mail-Konten der Demokraten zu stehen. Sie werfen dem Kreml vor, sich auf diese Weise in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner Konkurrentin Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler und mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab.

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