Die Nachfrage nach russischem Bier sei derzeit doppelt so groß wie das Angebot, schätzt Filippow. Wegen der teureren Hopfen-Importe habe er seine Preise im Dezember um zehn bis 15 Prozent anheben müssen. Diese Steigerung ist jedoch immer noch geringer als die der Konkurrenten aus dem Ausland.
Die Erholung des Rubels geht hauptsächlich auf den höheren Ölpreis zurück. Das wichtigste Exportgut des Landes kostete zeitweise weniger als 50 Dollar pro Barrel und stieg zuletzt auf rund 60 Dollar pro Barrel.
Vor einem Jahr lag der Preis noch etwa doppelt so hoch. Aber auch Zinserhöhungen und Haushaltskürzungen halfen, die russische Währung zu stabilisieren. Die Wirtschaft rutscht dennoch weiter in die Rezession und die USA und Europa lassen bisher keine Bereitschaft erkennen, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu lockern.
„Wenn der Ölpreis sinkt oder wenn, Gott verhüte, die Lage in der Ukraine weiter eskaliert oder es überraschende Neuigkeiten von der russischen Wirtschaft gibt, die leidet, dann kann der Rubel Schaden nehmen“, sagt Sergej Guriew, ein prominenter Wirtschaftswissenschaftler und Universitätsdirektor, der Russland unter dem Druck der Regierung 2013 verließ. Die Russische Zentralbank verfüge zum Stichtag 15. Mai über Währungsreserven in Höhe von 362 Milliarden Dollar, mit denen sie den Rubel beeinflussen könne.
Im Dezember gingen diese Reserven noch zurück, weil die Zentralbank versuchte, den Rubelkurs zu stützen. Derzeit bemühe sich die Bank jedoch, den Wert der Landeswährung nicht zu stark ansteigen zu lassen, sagt Guriew weiter. Sie verkaufe Rubel und kaufe ausländische Währungen auf, mit denen auch die Reserven wieder aufgestockt würden. Druck komme besonders aus der russischen Industrie. „Die Importe gingen wegen des schwächeren Rubels zurück“, erklärt der Experte. „Den Rubel zu sehr zu stärken, würde diesem Prozess schaden.“ Gleichzeitig sei eine Stabilisierung der Währung für die Bevölkerung beruhigend und damit auch von politischer Bedeutung.
Für die Menschen in Russland bedeutete die Schwächung des Rubels vor allem einen Anstieg der Inflation, die zuletzt bei 16,4 Prozent lag. Eine Erholung der Landeswährung würde ihnen etwas Erleichterung verschaffen. Die Regierung will größere Währungsschwankungen nach Möglichkeit vermeiden, weil sie Konsumenten wie Unternehmen die Planungen für die Zukunft erschweren. Einige Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass der Rubel in diesem Jahr etwa zwischen 50 und 55 Dollar schwanken wird.
Stanislaw Obraszow, der in Moskau eine auf russisches Bier spezialisierte Bar betreibt, findet, dass sich die Unternehmer nicht allein auf die Wechselkurse konzentrieren sollten. Sie müssten vielmehr nach Wachstumsmöglichkeiten suchen. Obraszow ist zuversichtlich, dass das russische Bier immer mehr Anhänger gewinnen wird. „In den nächsten fünf Jahren wird es einen Wachstumsschub erleben“, sagt er.