Russland und USA Syrische Spannungen

Nirgendwo zeigt sich das angespannte Verhältnis zwischen Russen und Amerikanern so klar wie in Syrien. Die USA werfen den Russen Beschuss unterstützter Truppen vor. Ein Telefonat der Außenminister soll die Wogen glätten.

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Die Gefechte in Syrien sind bisweilen unübersichtlich. Sowohl Russen als auch Amerikaner beanspruchen für sich, gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vorzugehen. Quelle: dpa

Washington, Moskau Im Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und Russland. Die USA warfen Russland am Wochenende vor, in Syrien ein Ziel bombardiert zu haben, wo sich von den USA unterstützte Rebellen der Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) sowie Berater der Koalition befanden. Bei dem Beschuss durch russische Kampfjets seien mehrere SDF-Kämpfer verwundet worden. Russland wies die Vorwürfe zurück. Die Luftwaffe habe ausschließlich Ziele von IS-Kämpfern unter Beschuss genommen, hieß es in einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums. Zudem seien die USA frühzeitig über die Einsatzpläne informiert worden.

Der russischen Regierung zufolge rief US-Außenminister Rex Tillerson am Samstag seinen Amtskollegen Sergej Lawrow an, um die Situation zu besprechen. Die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräfte, zu denen sich kurdische und arabische Milizen zusammengeschlossen haben, hatten zuvor selbst angegeben, in der Provinz Deir al-Sor östlich des Euphrats von russischen Jets und syrischen Regierungstruppen unter Beschuss geraten zu sein. Bei dem Angriff seien sechs Kämpfer verletzt worden.

Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums betonte dagegen, um eine unnötige Eskalation zu vermeiden, hätten die Befehlshaber der russischen Streitkräfte in Syrien bestehende Kommunikationswege genutzt, um die amerikanischen Partner frühzeitig über die Grenzen den Militäreinsatz in Deir al-Sor zu unterrichten.

Sowohl in Syrien als auch im Irak sind Offensiven angelaufen, um IS-Kämpfer in der Grenzregion aus den letzten ihnen verbliebenen Gebieten zurückzudrängen. Im Osten Syriens nahmen Militärangaben zufolge syrische Regierungstruppen einen Vorort der Stadt Deir al-Sor ein. Der russischen Agentur Ria zufolge kappte die syrische Armee den Hauptversorgungsweg der IS-Kämpfer in die Stadt. Zuvor sei der Bezirk al-Jafra eingenommen worden. Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad hatten den Vorstoß auf Deir al-Sor mit Hilfe der russischen Luftwaffe und vom Iran unterstützter Milizen in diesem Monat gestartet. Die gleichnamige Provinz an der Grenze zum Irak hat große Ölvorkommen und gehört zu den letzten großen Stützpunkten der Extremisten.

Auch im Irak gerät der IS an der syrischen Grenze immer stärker unter Druck. Südlich des Euphrats sei die Region Akaschat vom IS zurückerobert worden, teilte das Militär mit. Irakische Streitkräfte hatten in der Region einen Vorstoß gestartet, um die letzten IS-Stellungen im Tal des Euphrats von den Extremisten zurückzuerobern.

Das 2014 von den Extremisten ausgerufene Kalifat im Irak und Syrien ist faktisch im Juli mit der Rückeroberung der irakischen Großstadt Mossul untergegangen. Die Städte in der Grenzregion zu Syrien sowie die nördliche Provinz Hawija sind die letzten noch vom IS kontrollierten Zentren im Irak. In Syrien haben Assads Truppen russischen Angaben zufolge mittlerweile wieder 85 Prozent des Staatsgebiets unter ihrer Kontrolle.

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