„Säuberungen“ in der Türkei Fethullah Gülens Bruder festgenommen

Fethullah Gülen gilt in der Türkei als Drahtziehers des Putschversuchs. Nun haben türkische Behörden seinen Bruder festgenommen – ihm wird die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen.

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Der Bruder des Predigers, Kutbettin Gülen, wurde in der Türkei festgenommen. Quelle: dpa

Istanbul Ein Bruder des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen, Kutbettin Gülen, ist in der westtürkischen Metropole Izmir festgenommen worden. Ihm wird nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Die Polizei habe ihn im Haus eines Verwandten in Gewahrsam genommen, berichtete Anadolu am Sonntag.

Die Türkei macht den 75-jährigen Fethullah Gülen für den versuchten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich. Sie fordert dessen Auslieferung von den USA, obwohl er jede Verantwortung für den Putschversuch von sich weist.

Nach Angaben der regierungsnahen Zeitung „Yeni Safak“ arbeitete der nun festgenommene Kutbettin Gülen in Izmir für eine zum Gülen-Netz gehörende Firma, die inzwischen unter Zwangsaufsicht gestellt wurde. Er sei der Jüngste von insgesamt acht Geschwistern. Wie eng das Verhältnis der Brüder ist, ist nicht bekannt.


Gülens Verhältnis zu Erdogan

Fethullah Gülen war bis zu einem schweren Zerwürfnis im Jahre 2013 ein Verbündeter des jetzigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan; seitdem sind sie Erzfeinde. Bereits seit 1999 lebt Gülen im US-Staat Pennsylvania. Er war nach einer Anklage wegen staatsgefährdender Umtriebe bereits Ende der 1990er Jahre ausgewandert - also schon lange vor dem Zerwürfnis mit Erdogan. Die Gülen-Bewegung wurde inzwischen zu einer Terrororganisation erklärt.

Die Behörden gehen seit dem Putschversuch gegen mutmaßliche Anhänger der Gülen-Bewegung, aber auch gegen vermeintliche Unterstützer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und gegen Oppositionelle vor. Mehr als 30.000 Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Mehr als 50.000 Menschen wurden per Notstandsdekret aus dem öffentlichen Dienst entfernt.

Der Sicherheitsrat hat inzwischen eine Verlängerung des am 18. Oktober auslaufenden Ausnahmezustands beschlossen. Nach der Verfassung muss zunächst der Sicherheitsrat beraten, bevor formell das Kabinett - unter Vorsitz Erdogans - die Verlängerung des Ausnahmezustands beschließt.

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