Saudi-arabischer Journalist Türkei will Mord an Khashoggi international untersuchen lassen

Ankara hat eine internationale Untersuchung zur Tötung des Journalisten angekündigt. Der türkische Außenminister vermutet, dass einige westliche Länder den Fall vertuschen wollen.

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Türkei will Mord an Khashoggi international untersuchen lassen Quelle: dpa

Ankara Die Türkei bereitet eine internationale Untersuchung zum Mord am saudi-arabischen Journalisten und Regimekritiker Jamal Khashoggi vor. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu, einige westliche Staaten versuchten, den Fall zu vertuschen. „Wir sehen, wie diejenigen, die von Pressefreiheit sprachen, nun zur Vertuschung greifen, nachdem sie Geld gesehen haben“, zitierte Anadolu den Minister.

Die türkische Regierung werde den Fall aber bis zum Ende verfolgen und habe Vorbereitung für eine internationale Untersuchung getroffen. Nach türkischer Darstellung wurde der Mord von höchster saudischer Stelle angeordnet, was die Führung in Riad zurückweist.

Der regierungskritische Journalist war bei einem Besuch des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul am 2. Oktober unter ungeklärten Umständen verschwunden. Saudi-Arabien hatte zunächst bestritten, dass Khashoggi in dem Konsulat getötet wurde. Später erklärte das Königreich, der Mann sei bei einer Schlägerei in der diplomatischen Vertretung ums Leben gekommen.

Eine Reihe von Indizien rückte Thronfolger Mohammed bin Salman, den Sohn des Königs, in die Nähe der Tat. Medienberichten zufolge geht der US-Auslandsgeheimdienst CIA davon aus, dass er der Drahtzieher ist. US-Präsident Donald Trump jedoch ging nicht gegen den Thronfolger vor und verwies unter anderem auf die guten wirtschaftlichen Beziehungen und Waffendeals mit Saudi-Arabien.

Riad beharrt darauf, der Kronprinz habe nichts von den Mordplänen gewusst. Die Türkei wirft Saudi-Arabien vor, Agenten in die Türkei geflogen zu haben, um den Journalisten zu ermorden. Seine Leiche sei zerstückelt und beseitigt worden. Der Leichnam wurde bislang nicht gefunden. Der Fall hat dem internationalen Ansehen des erzkonservativen Königreiches sehr geschadet und belastet dessen Beziehungen zu westlichen Staaten.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Riad hatte im November die Anklage von elf – namentlich nicht genannten – saudischen Männern bekanntgegeben. Als Drahtzieher präsentierten sie den ehemaligen Vizechef des Geheimdienstes, Ahmed al-Asiri. Auch der Vertraute des Thronfolgers und hochrangige Regierungsmitarbeiter Saud al-Kahtani wird beschuldigt, an der Organisation der Tat beteiligt gewesen zu sein. Er scheint den zugänglichen Informationen zufolge aber nicht Teil des Prozesses zu sein.

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