
Nach den tödlichen Schüssen an einem Flughafen in Florida gibt es weitere Details zum mutmaßlichen Schützen. Der Verdächtige habe dem FBI im November gesagt, dass die Regierung seinen Verstand kontrolliere und ihn zwinge, Videos der Terrormiliz Islamischer Staat anzuschauen, teilte ein Beamter mit. Die Familie des Mannes berichtete von psychischen Problemen des Irak-Veterans. Zum Motiv für die Bluttat wird indes weiter ermittelt. Ob es sich um Terrorismus oder das Werk eines „geistig Verwirrten“ handele, müsse sich erst noch zeigen, sagte der Senator von Florida, Bill Nelson.
Ihm zufolge handelt es sich bei mutmaßlichen Schützen um einen 26 Jahre alten Mann aus Anchorage in Alaska, bei dem ein Militärausweis gefunden worden sei. Nach Behördenangaben soll er nach seiner Ankunft auf dem Flughafen von Fort Lauderdale am Freitag an einem Gepäckband das Feuer eröffnet und fünf Menschen erschossen haben. Acht weitere wurden verletzt.
„Die Leute haben angefangen zu schreien und versuchten, aus jeder möglichen Tür herauszukommen oder sich unter den Stühlen zu verstecken“, sagte Augenzeuge Mark Lea dem Sender MSNBC. Der Täter habe wahllos um sich geschossen und nichts gesagt, als er an den Gepäckbändern auf- und abgegangen sei. Er habe zwischen dem Gepäck hindurchgeschossen, um Menschen zu treffen, die sich versteckt hätten, sagte Lea.
So schützen sich große Flughäfen vor Terror
Die beiden Passagier-Terminals des größten deutschen Flughafens sind über etliche Eingänge frei zugänglich. Außerdem sind zwei Bahnhöfe sowie Hotel- und Kongresszentren mit den Gebäuden verbunden. Der Sicherheitsbereich beginnt erst innerhalb der Terminals hinter den Personenkontrollstellen für den Flugbetrieb.
Davor liegen große Hallen mit Geschäften, Schaltern und Lokalen. Die Polizei überwacht diesen Bereich mit Streifen und Video-Kameras. Wer im Sicherheitsbereich arbeitet, braucht eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, ausgestellt vom Land Hessen.
Quelle: dpa
Nach den Bombenanschlägen in einer Halle des Brüsseler Flughafens Zaventem im vergangenen März wurden dort die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. So wurden zunächst Passagiere und ihr Gepäck bereits am Eingang zu den Terminals erstmals kontrolliert. Wer die Halle betreten wollte, musste seinen Ausweis und ein Flugticket vorzeigen. Nach Protesten von Reisenden in langen Warteschlangen wurden die Maßnahmen nach wenigen Wochen wieder gelockert.
Einlasskontrollen sind an jedem türkischen Flughafen Standard. Schon beim Eintritt ins Gebäude wird das Gepäck geröntgt, also Handgepäck und aufzugebende Koffer. Jeder, der in den Flughafen will, muss durch einen Metallscanner. Nach dem Check-In folgt die zweite Sicherheitskontrolle, die der in Deutschland entspricht und die nur noch Fluggäste passieren dürfen. Beim Check-In muss ein Ausweis vorgelegt werden. Beim Einstieg ins Flugzeug wird der Name auf dem Ausweis dann mit dem auf dem Boarding-Pass abgeglichen.
Wer einen der drei Moskauer Flughäfen betritt, wird schon am Gebäudeeingang kontrolliert: Reisende wie Besucher müssen Handtaschen öffnen, Hosen- und Jackentaschen leeren und durch einen Metalldetektor laufen. Das Hauptgepäck wird von einem Röntgengerät durchleuchtet. In der Wartehalle und vor den Schaltern patrouillieren Wachleute. Nach dem Check-In folgt die eigentliche Flugsicherheitskontrolle.
Am größten Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kabul müssen Reisende vor der Ankunft im Terminal durch zwei Autokontrollen samt Sprengstoffspürhunden, drei Ticketkontrollen und fünf Körperkontrollen. Drei oder vier Mal - je nachdem, ob die Geräte gerade funktionieren - muss das Gepäck zum Durchleuchten auf Bänder gewuchtet werden.
Kontrollen beginnen schon bei der Einfahrt auf das Flughafengelände, etwa einen Kilometer vor dem Terminal. Das Personal, das Menschen auf Sprengstoffwesten oder Waffen abtastet, ist aber oft lustlos oder lässt dies ganz sein. Ausländer werden nach Trinkgeld gefragt.
Israels internationaler Flughafen Ben Gurion wird besonders streng geschützt, da das Land seit Jahrzehnten mit einer Terrorbedrohung lebt. Dabei wird ein Ring von Kontrollen eingesetzt, der einer Zwiebel gleicht. Passagiere werden bei der Ankunft im Auto schon Kilometer vor dem Terminal von bewaffneten Sicherheitskräften überprüft. Nach Passieren eines weiteren Wächters am Eingang folgen im kameraüberwachten Terminal selbst eine persönliche Befragung und eine gründliche Untersuchung des Gepäcks mit Durchleuchtungssystemen. Dabei werden Reisende in verschiedene Risikogruppen eingestuft. Bei den Kontrollen geht Sicherheit eindeutig vor Persönlichkeitsrechten - was immer wieder zu Beschwerden vor allem arabischer Reisender führt.
Der gesamte Flughafen wurde vorübergehend gesperrt. Behörden und Augenzeugen berichteten, der Schütze habe nach seiner Tat seine Waffe auf den Boden geworfen und sich mit ausgestreckten Armen und Beinen hingelegt. Er wurde festgenommen.
Am Donnerstagabend sei der Verdächtige in Anchorage an Bord einer Maschine von Delta Airlines gestartet, nach einem Zwischenstopp in Fort Lauderdale gelandet, sagte der Polizeichef des Flughafens von Anchorage, Jesse Davis. Demnach checkte er ein einziges Gepäckstück ein, in dem sich seine Pistole befand. Das Mitführen einer Waffe ist in den USA unter Auflagen möglich, solange sie aufgegeben, entladen und in einem Hartschalenbehälter verschlossen wird.
In Fort Lauderdale angekommen, sei der Verdächtige dann mit seiner Tasche auf die Toilette gegangen, habe sie dort durchgeladen und das Feuer eröffnet, sagte Chip LaMarca, ein Behördenvertreter im Bezirk Broward County. „Wir wissen nicht, warum.“
Der Bruder des Verdächtigen, Bryan S., sagte der Nachrichtenagentur AP später, er habe sich in Alaska in psychiatrischer Behandlung befunden. Nach Angaben der Nationalgarde von Puerto Rico war er 2010 für ein Jahr im Irak stationiert. Später sei er der Nationalgarde von Alaska beigetreten. Dort fehlte er aber nach Pentagonangaben einige Male unentschuldigt und wurde schließlich degradiert und später entlassen.
Seine Tante Maria Ruiz sagte dem Blatt „The Record“, ihr Neffe habe nach seiner Rückkehr aus dem Irak mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt. „Es war so, als ob er den Verstand verloren hätte“, sagte sie. „Er sagte, er sehe Dinge.“
US-Präsident Barack Obama wurde über die Schießerei von seinem Heimatschutzberater informiert. Sein gewählter Nachfolger Donald Trump schrieb auf Twitter, er beobachte „die schreckliche Situation in Florida.“