
Findet ihr nicht, dass es langsam reicht. Warum tötet ihr uns? Warum greift ihr uns an? Was haben wir euch getan? Seid ihr wütend auf unsere Ignoranz? Seid ihr eifersüchtig auf unser Leben, haltet ihr euch für klüger oder erhaben? Sind wir für euch die Schuldigen?
Dann macht es richtig und nicht Schritt für Schritt. Macht es mutig, erklärt uns den Krieg und vernichtet uns. Aber nicht so feige. Aus dem Hinterhalt. Gegen hilflose Menschen, Frauen und Kinder. Ist das eure Religion? Sind das eure Gegner? Unschuldige Menschen zu ermorden ist kein Auftrag von Gott.
Bereitet es euch Lust, eure Taten nachher zu feiern? Was muss das für ein elender Gott sein, an den ihr glaubt. Es ist kein Gott der Weisheit, der Barmherzigkeit und der Menschlichkeit. Es ist ein stummer und blinder Krüppel, den ihr in eurem Wahn aus ihm gemacht habt.
Zum Autor
Serdar Somuncu ist Kabarettist, Buchautor und Schauspieler. Der 48-Jährige tritt unter anderem regelmäßig in der ,,heute-show" des ZDF auf.
Das, was euch treibt, ist die Lüge, an die ihr glaubt. Und diejenigen, die euch diese Lüge erzählen, haben sich verschworen gegen etwas, das sie selbst nicht mehr kennen und sehen. Sie führen Krieg gegen das Unsichtbare. Sie halten sich selbst für Opfer, und sie wollen euch zu Tätern machen.
Warum geht ihr diesen Blendern in die Falle? Habt ihr nichts anderes, an das ihr glauben könnt? An die Schönheit des Lebens und der Liebe. An die Freiheit und den Frieden. Ich glaube daran, und ich werde nicht aufhören, daran zu glauben.
Ich kämpfe für meine Meinung nicht mit Waffen, sondern mit Argumenten, und ich lasse mir von niemandem verbieten, sie zu sagen. Aber ich töte nicht für meine Meinung. Ich gehe nicht über Leichen für meinen Glauben. Ich versuche zu überzeugen. Eure Überzeugung ist der Hass. Ihr seid verblendet, auf einen Abweg geraten, und ihr findet kein Zurück mehr.
Die Gegner des Islamischen Staates
Die mächtigste Militärmacht der Welt führt den Kampf gegen den IS an. Seit mehr als einem Jahr bombardiert die US-Luftwaffe die Extremisten in Syrien und im Irak. An ihrer Seite sind auch Jets aus Frankreich und anderen westlichen Staaten sowie aus arabischen Ländern im Einsatz. Washington hat zudem US-Militärberater in den Irak entsandt, die Bagdad im Kampf am Boden unterstützen.
Moskaus Luftwaffe fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Sie sollen nach Angaben des Kremls den IS bekämpfen. Der Westen und syrische Aktivsten werfen Russland jedoch vor, die meisten Luftangriffe richteten sich gegen andere Rebellen, um so das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu unterstützen.
Deutschland liefert seit mehr als einem Jahr Waffen an die Kurden im Norden des Iraks, darunter die Sturmgewehre G3 und G36 und die Panzerabwehrwaffe Milan. Die Bundeswehr bildet zudem kurdische Peschmerga-Kämpfer für den Kampf am Boden aus.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei den Luftangriffen. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien sehen den IS als Gefahr, weil die Extremisten bis an ihre Grenzen herangerückt sind.
Sowohl im Norden Syriens als auch im Nordirak gehören die Kurden zu den erbittertsten Gegnern des IS. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) im Syrien und die Peschmerga im Irak konnten den Extremisten empfindliche Niederlagen beibringen. Unterstützt werden sie von mehreren westlichen Staaten.
Das irakische Militär geht in mehreren Regionen des Landes gegen den IS vor. Allerdings kann sie nur wenige Erfolge vorweisen. Seit Monaten versucht die Armee erfolglos, die westirakische Provinz Al-Anbar zu befreien. Unterstützt wird sie von schiitischen Milizen, die eng mit dem Iran verbunden sind.
Sie bekämpfen das Regime und den IS. Das gilt auch für die Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie teilt die Ideologie des IS, ist aber mit ihm verfeindet.
Auch das syrische Militär geht gegen den IS vor. Kritiker werfen dem Regime jedoch vor, es greife vor allem andere Rebellen an und lassen die Extremisten gewähren. Auffällig ist, dass sich die meisten syrischen Luftangriffe nicht gegen den IS, sondern gegen Regionen unter Kontrolle anderer Gruppen richten.
Was ihr wollt, ist nur Rache. Aber ihr rächt euch an den Falschen.
Als der Krieg in eurem Land begann, sind viele von uns auf die Straße gegangen, auch Menschen, die ihr jetzt umbringt. Viele haben Widerstand geleistet und demonstriert, sie waren wütend und haben protestiert. Viele haben auch weggeschaut und ignoriert.
Aber sind wir deshalb so schuldig, dass ihr uns jetzt dafür richten müsst?
Lasst euch sagen, dass nicht alle Menschen, gegen die ihr in eurem Wahn seid, weggeschaut haben, und nicht jeder, den ihr für euren Feind haltet, hat eure Verachtung verdient.





Die Ungerechtigkeit, gegen die ihr kämpft, ist zur Selbstgerechtigkeit geworden, von der ihr nicht mehr lassen könnt.
Ist dies der Weg, den euch euer Gott vorschreibt, oder ist es der Teufel, der in euch wütet? Warum wollt ihr uns in diesen grausamen Kreislauf aus Hass und Verachtung mit hineinziehen?
Dass all dies passiert während des heiligen Fastenmonats, zeigt, wie wenig ihr euch um eure eigene Glaubwürdigkeit kümmert. Euer Glaube ist nichts als ein Vorwand für euren ziellosen Hass. Am meisten aber hasst ihr euch selbst.