Sex-Vorwürfe & Korruptionsanschuldigungen Oxfam-Chef und Ex-Staatspräsident in Guatemala festgenommen

Oxfam: Die Organisation, die eigentlich Bedürftigen helfen soll, steht in dieser Woche im Kreuzfeuer. Ihr Chef wurde in Guatemala festgenommen.

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Die Hilfsorganisation steht derzeit massiv in der Kritik. Quelle: AP

Guatemala-Stadt In Guatemala sind der Vorsitzende der britischen Hilfsorganisation Oxfam und der frühere Staatspräsident Álvaro Colom wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Oxfam-Chef Alberto Fuentes Knight war früher guatemaltekischer Finanzminister. Bei den Ermittlungen geht es um Lizenzen für Busrouten in Guatemala-Stadt während Fuentes' und Coloms Regierungszeit, wie Sonderstaatsanwalt Juan Francisco Sandoval am Dienstag (Ortszeit) erklärte. Mehrere frühere Minister Coloms wurden festgesetzt. Den Festgenommenen drohten Anklagen wegen Betrugs und Unterschlagung. Für die Hilfsorganisation ist es bereits der zweite Skandal in dieser Woche.

Colom sagte nach einem ersten Erscheinen vor Gericht, er hoffe, dass es in seinem Fall Gerechtigkeit geben werde. Seines Wissens nach sei die Vergabe der Lizenzen korrekt abgelaufen. Oxfam erklärte, man wisse nichts über eine förmliche Anklage gegen Fuentes. Der Ex-Minister habe die Organisation über die Ermittlungen informiert und versichert, dass er nicht wissentlich gegen Bestimmungen verstoßen habe.

Die britische Hilfsorganisation war bereits einen Tag zuvor in die Schlagzeilen geraten. Der Präsident des Karibikstaats Haiti, Jovenel Moïse, hatte sich über das Verhalten der Entwicklungshelfer in seinem Land beschwert und warf ihnen sexuelle Übergriffe vor.

Dieses Verhalten war von der Londoner Zeitung „Times“ enthüllt worden. Das hatte einen Sturm der Entrüstung entfacht. Moïse erklärte: „Es gibt nichts schändlicheres als einen Sextäter, der den Deckmantel einer Katastrophe dazu benutzt, die Schutzlosen in ihren wehrlosesten Momenten auszubeuten. Was sich herausgestellt hat, ist eine grundlegende Verletzung menschlichen Anstands.“

Colom regierte Guatemala von 2008 bis 2012 und ist nicht der einzige guatemaltekische Ex-Präsident, den die Justiz hinter Gitter gebracht hat. Sein Nachfolger Otto Pérez Molina und dessen Vize Roxana Baldetti mussten 2015 wegen eines Betrugsskandals zurücktreten und warten im Gefängnis auf ihren Prozess.

Alfonso Portillo, Präsident von 2004 bis 2008, wurde an die USA ausgeliefert, wo er sich 2014 der Verschwörung zur Geldwäsche schuldig bekannt hat. Er habe 2,5 Millionen Dollar (gut zwei Millionen Euro) Bestechungsgelder aus Taiwan als Belohnung dafür angenommen, dass Guatemala an der von China kritisierten Anerkennung Taiwans als eigenständiger Staat festhielt, räumte er ein. Er wurde zu knapp sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

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