Small Talk Mutig, Mutig

Roger Moore, Donald und Melania Trump: Wagemut kann einiges bewegen. Wenn man ihn richtig einsetzt, zumindest – präsentiert von Handelsblatt 10.

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Der US-Präsident Donald Trump (v. r. n. l.), Melania Trump, der saudische König Salman und der ägyptische Präsident General al-Sisi eröffnen ein Anti-Terror-Zentrum. Quelle: dpa

Manche Nachrichten könnte man schöner nicht erfinden. An dieser Stelle sammeln wir regelmäßig die besten – Small-Talk-Munition fürs Wochenende!

Diese Woche war eine Woche des Wagemuts. Mit Roger Moore ist einer gestorben, der wusste, wie man ihn beweist. Zum Beispiel, indem man einfach mal die Gelegenheit beherzt beim Schopf ergreift. Als 1973 der Oscar an Marlon Brando verliehen wurde, stand Moore als Laudator auf der Bühne. Brando erschien damals bekanntlich nicht, aus Protest gegen die Behandlung der amerikanischen Ureinwohner. Wohin also mit der Statue? Moore entschied sich kurzerhand dafür, sie einfach mitzunehmen – von der Bühne herunter und bis zu sich nach Hause.

Zwar musste er seinen Oscar ein paar Wochen später wieder zurückgeben, aber sein Wagemut ist unvergessen. Weil er genau wusste, was er tat. Anders als beispielsweise Trump, wieder einmal. Auf seiner ersten Auslandsreise eröffnet US-Präsident Donald Trump gemeinsam mit dem saudischen König Salman und dem ägyptische Präsidenten, General al-Sisi, ein Anti-Terror-Zentrum. Für das obligatorische Foto legen sie ihre Hand auf eine leuchtende Glaskugel. Die drei Staatenlenker, die ein Zeichen gegen extremistische Ideologien setzen wollen, sehen aus wie das personifizierte Böse. Was sie in die Welt bringen, kann jeder an ihren Gesichtern ablesen. Gold, Weihrauch und Myrrhe sind es jedenfalls nicht.

Zum Glück wird Trump von Ehefrau Melania begleitet. Im Gegensatz zu ihm weiß sie, was Wagemut ist. Als der bei der Ankunft in Israel nach ihrer Hand greift, schlägt sie seine vor laufenden Kameras einfach weg. In Italien legt sie sogar noch einmal nach, beim Ausstieg aus dem Flugzeug. Seine Hand taumelt erst zu ihrem Po, um dann orientierungslos an seiner Seite zu baumeln. Für das „Handgate“ bekommt sie in den sozialen Medien ebenso viel Beifall wie ihr Gatte Spott ab, es gibt sogar schon eine eigene Twitter-Seite. Doch Melanias Wagemut ist nicht der Aufstand gegen ihren Gatten, sondern ein anderer: Sie hat die Reaktion der sozialen Medien in Kauf genommen, um ihren Gatten vor einem noch größeren Fauxpas zu bewahren. Denn händchenhaltend über das Rollfeld zu spazieren, ist beim Staatsbesuch nicht angesagt.

Ebenfalls wagemutig war der von ARD und ZDF beauftragte Patentanwalt, der den Anstalten jahrelang vorschwindelte, dass ihre MP3-Rechte kein Geld abwarfen. In Wirklichkeit rollten hunderte von Millionen herein, die irgendwo versickerten, mutmaßlich bei einer Firma des Anwalts. Von 137 Millionen Euro im Jahr 2010 landeten nur 800.000 beim Institut für Rundfunktechnik. Insgesamt, so die Staatsanwaltschaft München, sollen es 200 Millionen Euro Verlust sein. Das Geld ist nicht nur weg, sondern das Institut wurde von ARD und ZDF auch noch mit insgesamt fast 150 Millionen Euro großzügig bezuschusst. Geradestehen für die Verluste muss natürlich niemand bei den Anstalten, sondern wieder einmal der Gebührenzahler. Mit ein wenig mehr Wagemut würde er das Geld einfach von den Verantwortlichen zurückfordern.
Ein sonniges Wochenende!

Dieser Artikel ist exklusiv in der Smartphone-App Handelsblatt 10 erschienen, die jeden Tag mit 10 Autorenstücken die wichtigsten Themen des Tages zusammenfasst. An jedem Freitag präsentieren wir Ihnen die Höhepunkte die Kolumne „Small Talk“. Was Handelsblatt 10 sonst noch alles zu bieten hat, erfahren Sie hier.

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