Spekulationen über den „Rexit“ US-Außerminister Tillerson unter Druck

Kritiker werfen US-Außenminister Rex Tillerson vor, zu wenig Profil zu zeigen und den Ansprüchen der amerikanischen Diplomatie nicht zu genügen. Nun tauchen Gerüchte über einen „Rexit“ auf. Der Ressortchef widerspricht.

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Der Philippinenbesuch des US-Außenministers erfüllte nicht die Erwartungen der Kritiker Tillersons. Quelle: AP

Manila Für die Kritiker von Rex Tillerson war der Philippinenbesuch des US-Außenministers Öl im Feuer. Eine weitere schwache Leistung, hieß es nach der jüngsten Reise. Statt den Gastgeber bei dessen blutigem Krieg gegen Drogen deutlich an Menschenrechte zu erinnern, habe Tillerson beim Empfang im Präsidentenpalast lediglich seine Sorge über das Vorgehen zum Ausdruck gebracht und US-Hilfe angeboten, hieß es aus Teilnehmerkreisen.

Tillerson, seit gut einem halben Jahr im Amt, gibt nach Ansicht seiner Kritiker vieles auf, was den traditionellen Wert und die Ansprüche der amerikanischen Diplomatie ausmacht. Seine Verteidiger sagen dazu, dem Außenminister gehe es nicht um große Auftritte um der Auftritte willen. Im Fall der Philippinen habe das konkrete Problem im Vordergrund gestanden. Präsident Rodrigo Duterte hat dort zum gnadenlosen Kampf gegen Drogenhändler aufgerufen. Der Feldzug hat schon Tausende Menschen das Leben gekostet.

Anders als viele Vorgänger, vor allem John Kerry mit starken öffentlichen Auftritten und stetigen Reisen, hält sich Tillerson eher zurück. Seinem Umfeld vertraute er an, so könne er mehr erreichen: wenn Staaten im Vertrauen sprechen könnten, ohne gleich ins Rampenlicht der Presse zu geraten.

Außerdem sei er „kein großer Medien-Mensch“, sagte Tillerson einem Reporter. In seiner Zeit beim Erdölkonzern ExxonMobil ging dieser Ansatz auf. Es schadete nicht, dass der Chef das Rampenlicht scheute, das Unternehmen florierte. In Diplomaten- und Wissenschaftskreisen verfängt die Argumentation aber kaum. Tillerson verspiele so sein einziges wirkliches Pfand. Denn schließlich stünden Diplomaten keine Waffen, sondern nur Worte zur Verfügung.

„Ich denke, er übernahm den Posten mit dem Gefühl, dass Amerika die Außenpolitik mit zu großem missionarischen Eifer anging“, analysiert John Hamre, der Präsident des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington, wo Tillerson über Jahre hinweg mit im Vorstand saß. Eine Neuausrichtung geschehe aber nicht von heute auf morgen, erklärt Tillerson-Berater R.C. Hammond. „Das dauert“, sagt er. „Wir tauschen nicht nur einen Lichtschalter. Wir legen die Leitungen des ganzen Hauses neu.“

Dass Tillerson in dieser Zeit aber nicht öffentlichkeitswirksam an seinem Profil feilt, lässt Freiraum für Gerüchte über das Standing des Ministers. Darunter sind Spekulationen wie die, dass die konsularischen Angelegenheiten vom Außenministerium ins Ressort für Heimatschutz verlagert werden sollen. Oder dass die Förderung einer gerechten, demokratischen Welt möglicherweise aus dem Statement zur Ministeriumsmission gelöscht werden könnte.


Das Problem Trump

Bei beidem kommt Widerspruch, doch „in manchen Geschichten gibt es Elemente der Wahrheit“, räumt Vizeaußenminister John Sullivan ein. „Aber sie werden derart verdreht, dass es sich anhört, als ob der Minister nicht an der Sache dran ist, schlecht führt oder was auch immer.“

Und da gibt es noch den Präsidenten Donald Trump, der seinem Außenminister ins Wort fällt. Immer wieder tauchen Widersprüche auf, so dass Diplomaten in Frage stellen, ob der Außenamtschef wirklich für seinen Präsidenten spricht. Jüngst versuchte Tillerson etwa im Atomstreit mit Nordkorea zu beschwichtigen, während Trump seine Drohungen verschärfte.

Trump sagt zwar, sie seien sich völlig einig. Und Tillerson betont, der Chef habe lediglich „unsere Bemühungen unterstützen wollen, indem er sicherstellen wollte, dass Nordkorea versteht, was auf dem Spiel steht“. Aber die Außenwirkung ergab ein nicht ganz so harmonisches Bild.

Schlagzeilen wie „Warum hat Rex Tillerson als Außenminister einen Bauchklatscher hingelegt?“ sind keine Seltenheit. Andererseits wird aber auch seine Zurückhaltung inmitten einer unberechenbaren Regierung gewürdigt. Selbst von einigen oppositionellen Demokraten kommt Applaus.

Tillerson selbst zeigt sich sicher im Sattel. Er werde „nirgendwo hingehen“, sagte er Journalisten nach Spekulationen um einen „Rexit“ und wie lange er noch im Amt bleibe. Zugleich zieht der Außenminister aber klare Grenzen, was die Erwartungen an ihn angeht: Er könne nicht den politischen Standpunkt verändern, betont er, „wenn es das ist, mit was die Leute nicht glücklich sind“.

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