Die Angst in Ostasien vor einem militärischen Konflikt mit Nordkorera nimmt kurz vor den Feierlichkeiten zum 105. Geburtstag von Nordkoreas Gründer Kim Il-sung drastisch zu. Nordkorea wies 200 anwesende ausländische Journalisten daraufhin, dass sie am Donnerstag ein „großes Ereignis“ erleben würden. Dies steigert die Spekulationen, dass Nordkorea bald schon einen sechsten Atomtest durchführen könnte.
Doch Trump hat Nordkoreas Führer Kim Jong-un bereits am Mittwoch eindringlich vor weiteren Provokationen gewarnt, „einen großen Fehler“ zu begehen. Trump habe eine „Armada geschickt, sehr mächtig“, sagte Trump in einem Interview mit dem TV-Sender Fox. Ein Flugzeugträger und U-Boote sollen um die Halbinsel herum stationiert sein. Und er drohte kaum verhohlen mit seinem Arsenal. Er rede nicht vorher über Militärschläge, sagte Trump. „Aber ich sage dies: Er macht das Falsche. Er macht einen großen Fehler.“
Die Unsicherheit über Trumps Antwort auf eine weitere Provokation Nordkoreas zehrt an den Nerven der Nachbarn. Die Fluchtwährung der Welt, der japanische Yen, schoss nach Trumps taffen Worten nach oben, die Aktienpreise in Tokio gaben weiter nach. Denn bisher haben US-Präsidenten aus guten Gründen jegliches Feuer auf den Norden vermieden. Denn ein Angriff bedeute wahrscheinlich einen richtigen Krieg, warnt der japanische Sicherheitsexperte Narushige Michishita.
Die hochmilitarisierte Familiendiktatur kann als Vergeltung in den ersten Minuten des Konflikts nicht nur Teile von Südkoreas Hauptstadt Seoul mit seiner konventionellen Artillerie einäschern. Mit Mittelstreckenraketen kann der Norden auch US-Basen in Südkorea und Japan treffen. Selbst Tokios Hauptstadt gilt japanischen Experten als mögliches Ziel für eine nukleare Attacke des Nordens.
Das Risiko gilt als real. „Nordkorea verfügt mindestens über zehn funktionsfähige nukleare Sprengköpfe“, sagt Ian Bremmer, der Chef des Sicherheitsberaters Eurasia Group, dem Handelsblatt in Tokio. Nur weiß niemand, wie wirksam der Norden sie schon mit Raketen verschießen kann.
Doch auch Bremmer kann nicht ausschließen, dass Trump dieses Mal anders als seine Vorgänger reagiert. Er glaubt, dass für Trump eine Bewaffnung Nordkoreas mit Interkontinentalraketen eine rote Linie sei. Nach Einschätzungen von Experten könnte Kim die USA in wenigen Jahren direkt atomar bedrohen. Trump selbst betonte in dem Interview, dass man einem Staat wie Nordkorea nicht erlauben dürfe, Atomkraft oder Atomwaffen zu besitzen.
Japans und Südkoreas Politiker und Sicherheitsexperten beruhigen ihre Bevölkerung zwar nach außen, dass sie einem Militärschlag nicht zustimmen würden. Aber Bremmer sieht dies wenigstens in Japans Fall anders, wenn die USA nach einer weiteren Eskalation der Lage durch Nordkorea militärisch losschlagen wollten. „Ich denke, die Japan würde dies unterstützen.“
Für wahrscheinlicher hält er wegen des hohen Risikos eines Militärschlags allerdings weitere Sanktionen gegen Nordkorea. Trump selbst lobte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Chinas Kooperationsbereitschaft. „Präsident Xi wolle das Richtige tun“, sagte Trump. „Ich glaube, er will uns mit Nordkorea helfen.“
Trump stand China bisher sehr kritisch gegenüber, weil die Schutzmacht Nordkoreas die Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Nordkorea nur zögerlich umsetzte. Der Grund: China fürchtet bisher eine atomare Bewaffnung Nordkoreas weniger als einen Zusammenbruch seiner Pufferzone mit den USA. Doch nun zeigte er sich im Fernsehinterview ermutigt von Chinas Entschluss, zwei nordkoreanische Kohlefrachter unentladen aus chinesischen Häfen zurückgewiesen zu haben.
Am kommenden Wochenende feiert Nordkorea den Geburtstag seines Staatsgründers Kim Il-sung. Zur Feier des Tages hatte Pjöngjang schon mehrfach Nukleartests durchgeführt. Deshalb gilt es unter Experten als wahrscheinlich, dass Nordkorea in naher Zukunft einen weiteren Atomsprengsatz testen könnte. Am Samstag ließ Trump deshalb einen Flugzeugträger auf dem Weg nach Australien umkehren und in die Region steuern. Dort soll es unter anderem eine gemeinsame Übung mit der japanischen Marine durchführen, wie ein Sprecher des japanischen Verteidigungsministeriums in Tokio am Mittwoch erklärte. Übungen könnten im Ostchinesischen Meer oder im Meeresgebiet westlich der japanischen Insel Kyushu stattfinden. Japan ist neben Südkorea der wichtigste Sicherheitspartner der USA in der Region.