Britische Königsfamilie Krönung von König Charles III. – was kostet die Monarchie?

König Charles III. wird in London gekrönt. Quelle: AP

Am Samstag wurde König Charles III. gekrönt. Die privaten Vermögensverhältnisse der Royals werden mit großem Aufwand vor der Öffentlichkeit verborgen. Anders ist es bei den Kosten der Monarchie und bei dem Besitz der Krone. Doch da wird es kompliziert.

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Die Krönung von König Charles III. und Königin Camilla am Samstag ist eigentlich nur eine Formsache. Mit dem Tod von Königin Elisabeth II. im vergangenen September hat Charles den Thron bereits automatisch bestiegen. Charles hat auch die Kontrolle über milliardenschwere Sach- und Vermögenswerte des Königshauses übernommen.

Das US-Magazin Forbes hat Jahr ausgerechnet, dass die britische Monarchie insgesamt etwa 20 Milliarden Pfund wert sei – Buckingham Palace, Kronjuwelen und die verbliebenen Corgi-Hunde der Queen inklusive. Doch die Besitzverhältnisse der Krone und der führenden Royals sind kompliziert – und nicht immer besonders transparent.

Das zeigt sich bereits bei den Kosten der Krönung: Zu denen schweigen sich die Regierung in London und der Buckingham-Palast aus. Das Komitee, das die Krönung ausrichtet, schätzte die Kosten vor einiger Zeit auf 100 Millionen Pfund. Einige Beobachter glauben, dass selbst diese königliche Summe übertroffen werden könnte.

König Charles III. erhält Teil der Gewinne des Crown Estates

Die Frage, was die britische Monarchie jedes Jahr kostet, lässt sich noch vergleichsweise schnell beantworten: Zuletzt waren es 86,3 Millionen Pfund. Diesen Betrag erhielt die Queen im Finanzjahr 2022/23 vom britischen Staat aus dem „Souvereign Grant“. Dieser soll den Unterhalt und die Repräsentationspflichten der „arbeitenden“ Mitglieder der königlichen Familie sichern.

Bei diesem Geld handelt es sich nicht um Steuereinnahmen als solche. Stattdessen erhält der Monarch 25 Prozent der Gewinne des Crown Estates – also jenes profitorientierten Unternehmens, das die Krongüter verwaltet und an ihnen verdient. Der Crown Estate ist einer der größten Immobilienbesitzer Großbritanniens. Dem Unternehmen gehören allein in Londons West End Immobilien im Wert von rund acht Milliarden Pfund. Hinzu kommen riesige Ländereien mit Wäldern und landwirtschaftlichen Nutzflächen, Shoppingcenter und Gewerbeparks. Das vielleicht eigenartigste Eigentum: der britische Festlandsockel. Betreiber von Windparks, die innerhalb der 12-Meilen-Zone (also bis zu 22 Kilometer von der Küste entfernt) Windkraftanlagen aufstellen, müssen Pacht an den Crown Estate zahlen.

Dieses Unternehmen gehört allerdings nur formell der Monarchin oder dem Monarchen, und dass auch nur in deren Funktion als Staatsoberhaupt. Der Crown Estate wird unabhängig verwaltet und ist gegenüber dem Parlament und somit der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig. Seine Vermögenswerte und Einnahmen sind öffentlich einsehbar.

Der Crown Estate führt sämtliche seiner Nettoeinnahmen an den Staat ab. Im Fiskaljahr 2021/22 lagen diese bei 312,7 Millionen Pfund. Ein Viertel davon wandert an die königliche Familie, der besagte „Souvereign Grant“. Und die finanziert damit unter anderem ihre Personal- und Reisekosten sowie die Instandhaltung der Paläste.

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Was darin nicht enthalten ist: die beträchtlichen Sicherheitskosten. So erhalten die führenden Mitglieder der königlichen Familie rund um die Uhr Polizeischutz. Auch die Paläste und Schlösser müssen rund um die Uhr bewacht werden. Die Kosten dafür stellt das Schatzamt bereit. Über deren Höhe schweigen sich der Buckingham-Palast und die Regierung aus. Kritiker der Monarchie glauben, dass sich die wahren Kosten im Bereich von 345 Millionen Pfund bewegen. Darin eingerechnet sind unter anderem die Sicherheitskosten, entgangene Steuereinnahmen und Kosten für lokale Behörden.

Wem gehören jetzt die Paläste?

Auch hier gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Monarchen in seiner Funktion als Staatsoberhaupt und als Privatperson. Buckingham Palace etwa oder auch Schloss Windsor gehören formell King Charles III. – aber nur in seiner Funktion als Oberhaupt der Krone. Tritt er ab, übernimmt die nächste Monarchin oder der nächste Monarch automatisch diese Anwesen. Die zahlreichen Schlösser, Paläste, Anwesen und Ländereien kann er nicht verkaufen. Allerdings darf er Innenräume und Parks gestalten und sie als Wohnraum zur Verfügung stellen.



Schloss Balmoral in Schottland – wo die Queen ihre letzten Lebensmonate verbracht hat – und das Sandringham House nordöstlich von Cambridge befanden sich jedoch im Privatbesitz der Queen. Diese imposanten Immobilien hat Charles nun geerbt (später dazu mehr).

Das Herzogtum Cornwall

Das zweitgrößte Unternehmen innerhalb der königlichen „Firma“ betrieb bis vor Kurzem der neue König. Das „Duchy of Cornwall“ geht seit dem 14. Jahrhundert an den Thronfolger und wird von ihm treuhänderisch verwaltet. Es soll für dessen Auskommen sorgen. Mit dem Tod seiner Großmutter ist das Herzogtum auf Prinz William übergegangen, dem neuen Prince of Wales und Herzog von Cornwall.

Auch das königliche Herzogtum wird, ähnlich wie der Crown Estate, als gewinnorientiertes Unternehmen betrieben. Es umfasst Ländereien und Besitztümer in einem Wert von einer Milliarde Pfund. Darunter: Mehr als 500 Quadratkilometer Land, der Großteil davon im äußersten Südwesten des Landes. Auch die Scilly-Inseln gehören dem Herzogtum. Auf dem Land des Herzogtums befinden sich 260 Bauernhöfe. Das Unternehmen hält auch Anteile an Gewerbeimmobilien im Wert von 92 Millionen Pfund. 1990 gründete Charles das Unternehmen Duchy Originals, das landwirtschaftliche Erzeugnisse vermarktet, die in dem Herzogtum erzeugt wurden.

Veräußern kann der Thronfolger die Besitztümer des Herzogtums nicht. Aber anders als beim Crown Estate, wandern die Gewinne ausschließlich an ihn. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr 24,6 Millionen Pfund an Gewinnen gemacht – 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Charles hat mit diesem Geld auch den Unterhalt für seine beiden Söhne William und Harry finanziert (Letzterem jedoch wegen der allgemein bekannten Familienprobleme vor einiger Zeit den Geldhahn zugedreht).

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Der Sonderstatus des Herzogtums ist umstritten: Denn es muss keine Körperschaftssteuern oder Kapitalertragsteuern zahlen. Tony Berkeley, der für die Labour-Partei im Oberhaus des Parlaments in London sitzt, sagte dazu der Financial Times: „Die haben gerne beides: Sie sind privat, wenn es ihnen passt, und königlich, wenn es ihnen nicht passt“. Charles hätte auch beschließen können, das Herzogtum denselben Regeln zu unterwerfen, denen alle anderen Unternehmen in der Privatwirtschaft folgen müssen, fügte Berkeley hinzu.

Zumindest haben Charles als auch seine Mutter, die beide keine Steuern zahlen müssen, 1993 angefangen, freiwillig Einkommenssteuern auf ihre privaten Einkommen zu entrichten. Damals wurde die umstrittene Steuerbefreiung schon einmal diskutiert. Ob William und Charles auch fortan ihre Einkommen aus den Herzogtümern versteuern werden, ist unbekannt. Auch entsprechende Anfragen britischer Medien antwortete der Palast, das seien „Privatangelegenheiten“.

Das Herzogtum Lancaster

Für den amtierenden Monarchen gibt es eine ähnliche Einrichtung wie für den Thronfolger: das Herzogtum Lancaster. Dieses umfasst rund 182 Quadratkilometer Grundbesitz im Nordwesten Englands und in Wales. Dessen Gewinne – zuletzt etwa 20 Millionen Pfund im Jahr – fließen seit 1413 ausschließlich dem Monarchen zu. Das Herzogtum, das Charles treuhänderisch übernehmen wird, fungiert ebenfalls als gewinnorientiertes Unternehmen und verfügt über Wohngebiete, Gewerbegebiete und Ackerflächen. Für das Herzogtum ist ein eigener Regierungsminister zuständig, der Chancellor of the Duchy of Lancaster. In der Praxis kümmert sich darum jedoch ein geschäftsführender Rat. Auch das Herzogtum Lancaster muss keine Steuern abführen.

Und wie groß ist das Privatvermögen der britischen Royals?

Verglichen mit Vertretern des globalen Geldadels wie Bill Gates, Elon Musk und Jeff Bezos sind die Windsors arme Schlucker: Das private Vermögen der verstorbenen Queen wurde lange auf 400 Millionen Pfund geschätzt. Der linksliberale Guardian kam kürzlich nach einer aufwendigen Recherche zu dem Schluss, dass Charles‘ Privatvermögen etwa 1,8 Milliaden Pfund beträgt.

Wie viel es tatsächlich ist und wie groß die Vermögen der anderen Royals sind, wird vor der Öffentlichkeit verborgen. Und das mit erstaunlich großem Aufwand.

So enthüllte der Guardian, dass im vergangenen Jahr ein Gericht in London angeordnet hat, das Testament des Königinnen-Gatten Prinz Philip für 90 Jahre unter Verschluss zu halten. Das Verfahren, in dem die Entscheidung getroffen wurde, fand nicht nur unter Ausschluss der Presse und der Öffentlichkeit statt, den Medien des Landes wurde noch nicht einmal gestattet, zu erläutern, warum man ihnen Zugang gewähren sollte.

Die Entscheidung war keine Ausnahme: Laut dem Blatt haben in den vergangenen 100 Jahren Richter 33 Mal angeordnet, Testamente von Familienmitgliedern der Windsors vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dabei müssen die in Großbritannien grundsätzlich nach dem Tod öffentlich gemacht werden. So soll sichergestellt werden, dass die Verfügungen umgesetzt werden und das Risiko von Betrug verringert wird. Laut dem Blatt wurden so 187 Millionen Pfund an vererbten privaten Vermögen der Royals vor der Öffentlichkeit verborgen.

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Wem gehören denn nun Schloss Balmoral und Sandringham?

Anders als Schloss Windsor und der Buckingham-Palast, heißt der gegenwärtige Besitzer von Schloss Balmoral und Sandringham Charles. Denn beide Anwesen befanden sich im Privatbesitz der Privatperson Elizabeth Windsor. Gemäß der Familientradition gingen diese herrschaftlichen Anwesen an ihren Erstgeborenen.

Die Corgi-Hunde gingen übrigens an Prinz Andrew, den öffentlich in Ungnade gefallenen Lieblingssohn der Queen.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien in erster Version im September 2022 bei der WirtschaftsWoche. Wir haben ihn im Mai 2023 redaktionell aktualisiert.

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