Star-Auftritt für Hillary Clinton Im Swing mit Beyoncé und Jay-Z

Der Enthusiasmus schwarzer Bürger könnte die Wahl für Clinton entscheiden. Doch selbst überzeugte Unterstützer zweifeln. In Cleveland hat sich die Präsidentschaftskandidatin nun die maximale Star-Power zur Hilfe geholt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Ohio Was ist schon so eine Präsidentschaftskandidatin, wenn eine Königin neben ihr steht? Es ist lange nach 22 Uhr als Beyoncé, „Queen B“ genannt, Hillary Clinton die Bühne überlässt. Eben hat die erfolgreiche Sängerin ihre Fans in der bestuhlten Veranstaltungshalle der Universität in Cleveland zum Springen, Toben und Johlen gebracht. Erst mit ihren zackigen Street-Jazz-Tanzbewegungen, dann mit einer Rede, die geeignet ist, Clinton die Show zu stehlen: „Es gab eine Zeit, als die Meinung einer Frau nicht zählte”, sagt die 35-Jährige. Ihr schwarz-weiß gepunkteter Hosenanzug ist ein kaum verhohlenes Solidaritätszeichen an Clintons alltägliche Uniform.

„Schaut wie weit wir gekommen sind: Früher hatten wir keine Stimme, heute stehen wir an der historischen Schwelle, die erste Präsidentin der USA zu wählen.” Auf der Leinwand hinter ihr leuchtet, weiß auf blau, der Schriftzug „Stronger Together“, Clintons Wahlkampfslogan.

Als Clinton schließlich die Bühne betritt, nennt sie Beyoncé eine „Inspiration“ für Frauen und dankt. Die Bürger müssten wählen gehen, um zu zeigen, dass Liebe über Hass triumphiert (im Englischen: love trumps hate) - ein Wortspiel mit dem Namen des Kontrahenten. Bejubelt wird Clinton dafür auch.

Clintons Auftritt ist weniger der Höhepunkt des Abends als der Abspann. Trotzdem ist das kostenlose Konzert in der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates Ohio klug kalkuliert. Ein großer Teil der Zuschauer, die ins Wolstein Center strömen, sind Afro-Amerikaner - Beyoncé und ihr Ehemann Jay-Z sind beide Ikonen schwarzer Musik.

In Umfragen für den sogenannten Swing State hat Donald Trump leicht die Nase vorn. In der Stadt Cleveland selbst, wo Schwarze die Mehrheit bilden, hat Clinton aber gute Chancen – wenn sie es schafft, ihre Wähler zu mobilisieren. „Jeder weiß, dieser Wahlkreis bestimmt über Präsidenten”, sagt die ebenfalls schwarze örtliche Kongressabgeordnete Marcia Fudge vor dem Konzert. „Und wir müssen die richtige Person wählen.“

Nicole Kohler hat schon vergangenen Dienstag gewählt. „Ich bin für Hillary“, sagt die kleine Frau mit den über den Kopf geflochtenen Rastazöpfen in der Schlange zum Bierstand. „Weil sie eine Frau ist. Und weil Trump ekelhaft und gefährlich ist.“ Die 33-jährige Angestellte ist direkt aus dem Büro nach Cleveland gefahren, zwei Stunden hat sie in der Schlange vor dem Wolstein Center gestanden und beim Reingehen einen blauen Hillary-Aufkleber angeheftet bekommen.

Um Frühwähler werben die Organisatoren in der Halle geradezu penetrant. Auf den Leinwänden werben sie für einen SMS-Service, der einem erklärt, wo das nächste Wahllokal ist, und daran erinnert, dort auch hinzugehen.

„Cleveland, macht Krach“, ruft der DJ im Vorprogramm in die gut halbvolle Halle und tausende Fans stehen von ihren Sitzen auf, johlen und wedeln mit den Armen. „Cleveland, geht frühzeitig wählen“, versucht der DJ als nächstes. Das Johlen wird leiser. „Cleveland, seid ihr bei ihr?“, ruft er in Anspielung auf Clintons Slogan „I am with her“. Der Jubel sinkt auf ein höfliches Ausmaß. Der DJ dreht die Musik wieder lauter. Jackson Five, geht immer.


Clintons Vergangenheit schadet ihr unter schwarzen Wählern

Hillary Clinton hat Probleme, den Enthusiasmus unter schwarzen Wählern auf dem Niveau der beiden Obama-Wahlkämpfe zu halten. Das könnte sie gleich mehrere Swing States kosten. In Ohio lagen die Demokraten Anfang der Woche bei vorzeitig abgegebenen Stimmen sogar um 40.000 zurück.

Für Nicole Kohler war die Wahl Obamas historisch. „Ich finde keine Worte dafür, wie viel Hoffnung uns das gegeben hat.“ Hillary Clinton hat Probleme, nicht nur wegen ihrer Hautfarbe. Ihr Mann unterschrieb 1994 ein „Kriminalitätsgesetz“, das unter anderem lebenslange Strafen für Mehrfachtäter einführte. Gerade schwarze Männer, die häufiger von der Polizei angehalten und kontrolliert werden, landeten etwa wegen wiederholten Drogenbesitzes lebenslang im Gefängnis.

Auch wenn sich Hillary Clinton von dem Gesetz distanziert hat – dass sie damals von schwarzen „Supertätern“ sprach, schadet ihr noch immer in der schwarzen Community. Um Hillary Clinton zum neuen Obama zu machen, so glaubt Kohler jedenfalls, braucht es wohl mehr als ein Konzert mit Beyoncé und Jay-Z.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%