Wir trauen unseren Empfindungen mehr als den „kalten Zahlen“ irgendeiner Statistik. Und das ist noch nicht einmal völlig falsch. Denn alles, auch die guten Nachrichten, hat seine Kehrseite.
Was war das für ein Glück, als der eiserne Vorhang fiel und der eisige Frieden des kalten Krieges in einen warmen Luftstrom geriet! Das Offene zog indes neue Fröste der Freiheit nach sich: die Sowjetunion hatte verklammert, was nun mit Gewalt auseinanderstrebte. Jugoslawien brach entzwei, aus dem Chaos entstanden Nationalstaaten, von den meisten als möglichst ethnisch rein gewünscht.
Die Westdeutschen, die bislang in einer von anderen geschützten weltpolitischen Nische friedlich an ihrem Wohlstand gearbeitet hatten, mussten begreifen, dass „Nie wieder Krieg“ keine Parole war, die die Friedhofsruhe des kalten Krieges überdauerte. Als Saddam Hussein 1991 militärisch daran gehindert werden sollte, mit seiner Annexion von Kuweit völkerrechtswidrig Staatsgrenzen zu verändern, glaubte sich eine panische Friedensbewegung am Vorabend des Dritten Weltkriegs. Man hatte noch nicht begriffen, dass der Wegfall der eisernen Klammer begrenzte bewaffnete Konflikte wieder ermöglicht hatte.
Dass Gutes wie Gutgemeintes nicht immer Gutes bewirkt, gehört seither zur Naherfahrung: der Sturz Saddam Husseins, ein paar Kriege später, entfernte wieder eine Klammer, die gewaltsam das Auseinanderstrebende zusammengehalten hatte. Die im Westen in Verkennung der Unterschiede begeistert begrüßte „Arabellion“ führte nicht zu Demokratie und Stabilität, „Menschenrechtsinterventionen“ wie die gegen das Regime von Libyens Gaddafi hatten lediglich Destabilisierung und Bürgerkrieg zur Folge. Wenn es gut geht, wird sich der Nahe Osten ähnlich wie Ex-Jugoslawien neu ordnen und das Chaos aus Unterdrückung und Bürgerkrieg hinter sich lassen können, das seine Wurzeln in der kurzsichtigen und nur auf die eigenen Interessen orientierten britischen und französischen Mandatspolitik nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung des Osmanischen Reichs hat. Doch das wird länger dauern und womöglich blutiger sein.
So viel Geld bekommen Flüchtlinge in den europäischen Ländern
800 Euro zahlt das Land im Monat pro Flüchtling. Die Summe muss allerdings versteuert werden.
Quelle: EU-Kommission / Frontex, Stand: 18. September 2015
Die Spanne, die der Inselstaat für einen Asylbewerber zahlt, liegt zwischen 85 und 452 Euro pro Monat.
400 Euro pro Flüchtling / Monat.
352 Euro pro Flüchtling / Monat.
330,30 Euro pro Flüchtling / Monat.
zwischen 85 und 290 Euro pro Flüchtling / Monat.
zwischen 176 und 276 Euro pro Flüchtling / Monat.
232 Euro pro Flüchtling / Monat.
225 Euro pro Flüchtling / Monat.
187 Euro pro Flüchtling / Monat.
177 Euro pro Flüchtling / Monat.
66 Euro pro Flüchtling / Monat.
33,23 Euro pro Flüchtling / Monat.
20 Euro pro Flüchtling / Monat.
18 Euro pro Flüchtling / Monat.
12 Euro pro Flüchtling / Monat.
0 Euro pro Flüchtling / Monat.
Auch die massenhafte Migration, die insbesondere das beschauliche, (noch) wohlgeordnete und wohlhabende Deutschland zum Ziel hat, ist nicht, wie wir es hierzulande gern sehen, einzig und allein die menschlich verständliche Reaktion auf Krieg, Armut und Leid. Insbesondere die Einwanderer der ersten großen Welle hatten und haben immerhin genug Geld, um die Menschenschmuggler zu bezahlen, die an ihrem üblen Geschäft Unsummen verdient haben. Sie sind gekommen, weil sie, anders als die völlig Verelendeten, bereits imstande sind, mehr als das bloß Notwendige vom Leben zu erwarten. Sie wollen ein besseres Leben.
Nein, es gibt keinen Grund, die Fortschritte zu bezweifeln, die die Menschheit insgesamt gemacht hat. Wir sollten uns höchstens die Naivität verkneifen, daraus auf künftige stabile paradiesische Zustände zu schließen. Fortschritt erzeugt Unruhe und Bewegung. Und wir Europäer liegen nicht ganz falsch mit unserer Ahnung, dass wir diesmal nicht die hauptsächlichen Nutznießer dieser Veränderungen sein werden.