Stephen Bannon geht „Trump musste sich zwischen zwei schlechten Lösungen entscheiden“

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Kann der Ex-General Donald Trump zähmen?

Kelly hat Trump zum zweiten Mal die Pistole auf die Brust gesetzt. Zunächst verlangte der Stabschef die Entlassung von Sprecher Anthony Scaramucci, und nun das Ende der Zusammenarbeit mit Stephen Bannon. Damit hat er seine Macht aber zunächst ausgereizt. Trump wird an diesem Wochenende schlecht gelaunt im Oval Office sitzen. Er wollte beide Personalentscheidungen so nicht, musste sie aber schlucken. Mehr Entgegenkommen von Trump in den kommenden Wochen gegenüber Kelly kann ich mir nicht vorstellen.

Oder aber Donald Trump hat sich tatsächlich geändert und ist bereit, sein Ego hintenanzustellen.

Da überschätzen sie Trump. Er hat in meinen Augen eine Persönlichkeitsstörung. Ich bin per se vorsichtig mit Ferndiagnosen. Normalerweise kann man solch ein Urteil nur nach Gesprächen in der Praxis führen. Aber wer Donald Trump bei seinen Auftritten aufmerksam beobachtet, erkennt sehr viele Verhaltensmuster, die mich zum Schluss kommen lassen, dass bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur in besonderer Weise ausgeprägt sind.

Der US-Präsident kündigt den Atom-Deal mit Iran nicht auf, untergräbt ihn aber durch Sanktionen. Das ist brandgefährlich, für die Region – und die Welt.
von Gregor Peter Schmitz

Zum Beispiel?

Er sagt Dinge, und verlangt, dass seine Mitbürger diese Aussagen als Wahrheit akzeptieren – auch dann, wenn die Aussagen nachweislich falsch sind. Trump ist ein Narzisst und hält sich – weit über das normale Maß hinaus – für überlegen. Das hat nichts mehr mit Selbstbewusstsein zu tun. Trump ist ein Narzisst mit Persönlichkeitsstörung. Es ist sehr bedenklich, wenn ein Mensch mit solchen Merkmalen im Weißen Haus sitzt.

Stellen Sie sich vor, Donald Trump ruft Sie an und bittet um Hilfe. Was würden Sie ihm raten: Wie kann er eine signifikante Zahl von US-Bürgern auf seine Seite bekommen?

Zunächst einmal wird Donald Trump nie anrufen. Es ist eben ein Merkmal seiner Persönlichkeit, dass er nicht um Rat bittet. Er will, dass andere seinem Weg folgen. Trump selbst aber glaubt, keine Hilfe zu brauchen. Er hat nicht die Fähigkeiten, sich zu ändern. Zu glauben, man kann Trump zu einem seriösen Politiker umerziehen, ist illusorisch. Eher machen sie aus einem Anti-Sportler, der einen Golfball keine 50 Meter weit schlagen kann, einen Profi.

Wenn auch die Bannon-Entlassung keine positive Wendung bringt: Ist es vorstellbar, dass Trump irgendwann die Nerven verliert und hinschmeißt?

Narzissten suchen manchmal nach einem Ausweg. Sie geben dann dem Umfeld die Schuld, warum sie gescheitert sind. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Trump einen Rücktritt in Erwägung zieht. Er wird dann wild um sich schlagen: behaupten, er hätte alles versucht, aber die Medien, die Öffentlichkeit hätten ihm keine Chance gelassen. Trump wird dann behaupten: „Ich gehe erhobenen Hauptes.“ Es ist sehr gut vorstellbar, dass seine Präsidentschaft so endet – und zwar zeitnah.

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