Sturman´s Gesetz

Neue Standards für Transparenz

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Internationaler Konsens wird zunehmend die Norm, gleich, ob es um die Bankenrettung geht, um Währungsinterventionen oder Flugverbotszonen. Internationaler Konsens wird auch notwendig sein, um neue Corporate-Governance-Standards zu schaffen und durchsetzbar zu machen. Diese Normen müssen sich in Zukunft auf deutlich höhere Standards für Transparenz und die Vermeidung von Interessenkonflikten stützen, als es bisher für notwendig erachtet wurde.

Unangebrachte Interessen führten zu einer Reihe von Missständen. So war der Vorstandschef von Lehman, Richard Fuld, gleichzeitig ein „Class-B-Director“ der New Yorker Federal Reserve, und US-Finanzminister Henry Paulson nutzte seine Position als ehemaliger Vorstand von Goldman Sachs dazu, um seinen früheren Partnern zu helfen.

Die Lehman-Krise und die Betrügereien um Enron, WorldCom, Vivendi und Parmalat entstanden aus eklatanten Interessenkonflikten.

Deshalb müssen diese Interessenkonflikte direkt angegriffen werden. Der altbekannte Konflikt zwischen Eigentümern und Management, bei dem es darum ging, dass die Geschäftsführung von Aktiengesellschaften das Geld anderer Leute statt eigenem verwaltet, und damit nicht die gleiche Wachsamkeit wie bei der Geschäftsführung eines privaten Unternehmens an den Tag legt, war nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem war der entfesselte Egoismus, der auf Kosten aller anderen Beteiligten ging, einschließlich der Regierungen, die letztlich Banken und andere Finanzinstitute retten mussten.

Um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen, wird die neue Corporate Governance sich direkt mit den Interessenkonflikten auseinandersetzen müssen, die aus Geschäften entstehen, die dem Unternehmen nicht nutzen. Interessenskonflikten müssen starke und international einigermaßen einheitliche zivil- und strafrechtliche Sanktionen gegenüber stehen, die international auch durchgesetzt werden können.

Die gute Nachricht aber ist, dass der Westen mit aller Wahrscheinlichkeit die Neugestaltung der globalen Standards nach westlich geprägten Vorstellungen von Transparenz und Rechenschaftspflicht wird durchführen können. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) oder andere Schwellenländer die Kapazität zur Durchsetzung von Transparenz haben, geschweige denn eine Führungsrolle in der Reform der Corporate Governance übernehmen können, da es scheint, dass ihr Interesse in solchen Angelegenheiten weit hinter dem Wunsch nach wirtschaftlicher Entwicklung zurücksteht.

Besondere Merkmale nationaler Unternehmensführungs-Standards können unberührt bleiben, wie beispielsweise die starke Ausrichtung an den Interessen der Aktionäre in den USA oder die Orientierung an Interessengruppen, die in Europa vorherrschend ist. Dennoch verspricht die Zukunft einheitlichere internationale Normen für Transparenz und zur besseren Vermeidung von Interessenkonflikten.

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