Nordkorea hat erneut mit Tests potenzieller Atomraketen provoziert: Nach dem Beginn der jährlichen südkoreanisch-amerikanischen Frühjahrsmanöver feuerte der kommunistische Staat am Montag mehrere ballistische Raketen ab.
Japan und Südkorea sprachen von vier ballistischen Raketen, die in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) geflogen seien. Die Geschosse seien im Westteil des Landes gestartet worden und etwa 1000 Kilometer weit geflogen, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Japan legte „starken Protest“ ein, auch das US-Außenministerium verurteilte den Test.
Der Typ der Raketen war zunächst noch unklar. Nordkorea, das wegen seines Atomprogramms international isoliert ist, sind Versuche mit ballistischen Raketen durch UN-Resolutionen untersagt. Das Land arbeitet an der Entwicklung von Mittel- und Langstreckenraketen, die einen Atomsprengkopf nicht nur nach Südkorea und Japan, sondern bis in die USA tragen können.
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Nach Angaben der Regierung in Tokio stürzten drei der Raketen in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone Japans ins Meer. Die Zone reicht bis 200 Seemeilen (370 Kilometer) vor die Küste des Landes. Die Tests stellten eine „ernste Bedrohung der Sicherheit unseres Landes dar“, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe laut einem Sprecher. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine nordkoreanische Mittelstreckenrakete die 200-Meilen-Zone erreicht.
Das US-Außenministerium verurteilte die Tests scharf. Mit den Raketenstarts verletze Nordkorea Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, sagte der kommissarische Sprecher Mark Toner dem Sender ABC zufolge. Das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) habe die Raketenflüge verfolgt, für Nordamerika habe keine Gefahr bestanden.
In Südkorea berief der kommissarische Präsident und Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats ein. Südkoreas Militär vermutete, dass die Raketentests ein Protest Nordkoreas gegen die laufenden Manöver der südkoreanischen und amerikanischen Streitkräfte sein könnten. Das zweimonatige Frühjahrsmanöver „Foal Eagle“ hatte am vergangenen Mittwoch in Südkorea begonnen. Nordkorea unterstellt den USA und Südkorea regelmäßig, mit ihren Militärübungen einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder aber bestreiten.
Nordkorea hatte im Februar mit dem Test einer „Mittelstreckenrakete von größerer Reichweite“ weltweit Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Test scharf verurteilt. Das höchste Gremium der Vereinten Nationen rief zugleich die Mitglieder zur konsequenten Umsetzung der Sanktionen gegen das Land auf. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte nach dem Test erklärt, das Land verfüge jetzt „über ein weiteres mächtiges Mittel für einen Atomangriff“.