Südkorea Nordkorea-Streit dominiert Präsidentenwahl

Weil Park Geun Hye wegen einer Korruptionsaffäre im März des Amtes enthoben wurde, wählt Südkorea am Dienstag einen neuen Präsidenten. Experten rechnen mit einer hohen Wahlbeteiligung – auch wegen den USA und Nordkorea.

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Größtes Wahlkampfthema vor der Präsidentenwahl in Südkorea ist der Nordkorea-Streit. Quelle: AP

Seoul In Südkorea wird am Dienstag ein neuer Präsident gewählt, und kaum eine Abstimmung dürfte so viele Wähler an die Urnen bringen wie diese. Die Spannungen zwischen dem Nachbarn Nordkorea und der Weltmacht USA sowie die politischen Turbulenzen im eigenen Land animieren viele dazu, ihr Wahlrecht auch wahrzunehmen. Laut Umfragen könnte die Wahlbeteiligung bei bis zu 90 Prozent liegen. Besonders die Generation der 20- bis 40-Jährigen – bislang eher politisch uninteressiert – zeigt sich durch die jüngsten Entwicklungen aufgeschreckt.

Die Wahl war nötig geworden, nachdem Präsidentin Park Geun Hye wegen einer Korruptionsaffäre im März des Amtes enthoben wurde. Aussichtsreichster Kandidat für ihre Nachfolge ist der 64-jährige Moon Jae In. Der Menschenrechtsanwalt und frühere Chef der Demokratischen Partei führt in den Umfragen mit 38 Prozent. Bei der Präsidentenwahl 2012 unterlag er Park mit drei Prozentpunkten. Insgesamt stehen 13 Kandidaten zur Wahl. Der gemäßigte Politiker Ahn Cheol Soo kommt in Umfragen auf 20 Prozent und damit hinter Moon. Der frühere Arzt und Geschäftsmann konnte wieder aufholen, nachdem er als Co-Chef der People's Party zurückgetreten war. Die Partei war in einen Bestechungsskandal verwickelt, der 55-Jährige aber nicht davon betroffen.

Vor allem bei den jüngeren Wählern, die wochenlang für die Absetzung von Park auf die Straße gegangen waren, punktet Moon. Er will die nationalen Interessen Südkoreas in den Vordergrund stellen. Sein Land müsse lernen, Amerika zu widersprechen, schrieb er in einem im Januar veröffentlichten Buch. So will er das Parlament über den Aufbau der von den USA nach Südkorea verlegten Raketenabwehr abstimmen lassen. Die südkoreanischen Firmenkonglomerate will er reformieren. Das größte davon, die Samsung-Gruppe, ist in den Skandal um Ex-Präsidentin Park verstrickt.

Größtes Wahlkampfthema ist aber der Nordkorea-Streit. Moon setzt sich für einen gemäßigten Kurs ein. Nur über bessere Beziehungen der beiden Länder sei auf der koreanischen Halbinsel Sicherheit zu gewährleisten, gibt sich Moon überzeugt. Wie US-Präsident Donald Trump kann auch er sich vorstellen, Machthaber Kim Jong Un zu treffen. Allerdings machte er auch zur Bedingung, dass Nordkorea sein Atomprogramm einstellt. Andernfalls sei ein Dialog nicht möglich.

Bei älteren Südkoreanern kommt Moon mit seiner gemäßigten Politik gegenüber Nordkorea dagegen weniger gut an. Trotz der UN-Sanktionen und internationaler Kritik treibt das weitgehend isolierte Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm voran und bleibt somit eine Bedrohung. Er plädiere für eine härtere Linie, sagt Kim Byung Pil, Taxifahrer in Seoul in den 60ern. „Wir brauchen eine starke Persönlichkeit. Seht Euch Trump an. Er schert sich nicht darum, was andere sagen. Wir brauchen jemanden, der harte Gesetze durchsetzt und uns vor Nordkorea beschützt.“

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