Syrien Hinweise auf Giftgasangriff verdichten sich – Beteiligung Assads ergibt keinen Sinn

Nach einem Angriff weisen zahlreiche Patienten im syrischen Duma Gift-Symptome auf. Die Verantwortlichkeit für den Anschlag ist weiter unklar.

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Syrien: Hinweise auf Giftgasangriff verdichten sich Quelle: dpa

Berlin/Mainz/Genf Die Hinweise auf einen Giftgasangriff im syrischen Duma verdichten sich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte am Mittwoch mit, bei etwa 500 Krankenhauspatienten seien Anzeichen und Symptome festgestellt worden, die aufträten, wenn man giftigen Chemikalien ausgesetzt sei. Die WHO verurteilte den mutmaßlichen C-Waffen-Angriff und forderte ungehinderten Zugang zu dem betroffenen Gebiet, um zu helfen und die Folgen zu bewerten.

UN-Hilfsorganisationen können bislang nicht in die Enklave Ost-Ghuta und die dazu zählende Rebellenbastion Duma. Die syrische Regierung hat erklärt, sie sei für den Vorfall in Duma nicht verantwortlich.

Auch der Nahostexperte Günter Meyer von der Universität Mainz bezweifelt, dass der mutmaßliche Giftgasangriff auf das Konto der Regierung von Staatschef Baschar al-Assad geht. Die Erkenntnisse für eine solche Schuldzuweisung reichten absolut nicht aus, sagte der Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt dem Sender hr-info.

Auch ergebe eine solche Attacke aus Sicht der syrischen Regierung „absolut keinen Sinn“. Meyer erinnerte daran, dass zum fraglichen Zeitpunkt die letzten islamistischen Aufständischen vor dem Abzug aus ihrer ehemaligen Hochburg Ost-Ghuta standen.

Der Professor geht von einem Angriff „unter falscher Flagge“ aus. „Wenn es überhaupt einen solchen Angriff gegeben hat, dann wurde er insbesondere von der Gruppe der sogenannten Weißhelme inszeniert, die eine Vielzahl von ähnlichen Fällen bereits über die Bühne gebracht haben.“ Diese wollten so ein Eingreifen der USA in den Konflikt provozieren.

Meyer hatte die Weißhelme bereits in einem Interview von n-tv.de Mitte März als „Propagandainstrument“ westlicher Regierungen kritisiert und darauf verwiesen, dass die Organisation von Großbritannien und den USA mit Millionenbeträgen unterstützt wird.

US-Präsident Donald Trump wolle sich als „starker Mann“ präsentieren und vor allem Israel unterstützen, sagte Meyer. Dazu gehöre die Bekämpfung der Gegner Israels, zu denen Syrien gehöre. Spätestens Donnerstag sei nach seiner Einschätzung ein „massiver Militärschlag“ von Kriegsschiffen im Mittelmeer auf Militärstützpunkte in Syrien zu erwarten.

Bei dem gemeldeten Giftgaseinsatz am Samstag sollen nach neuen, korrigierten Angaben der Weißhelme mindestens 42 Menschen getötet worden sein. Mehr als 500 Personen würden in Krankenhäusern behandelt. Die USA machen die syrische Regierung dafür verantwortlich. Russland erklärte, die Rebellen hätten den Angriff inszeniert. Moskau ist im Bürgerkrieg ein Verbündeter der syrischen Regierung; die USA sind für deren Sturz.

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