Syrien-Konflikt Türkisch-amerikanische Übereinkunft – YPG-Miliz verlässt Manbidsch

Mit dem Abzug wird eine gefährliche Konfrontation entschärft. Ankara und YPG machen allerdings unterschiedliche Angaben zu den Vereinbarungen.

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Die offiziellen Details des Abkommens bleiben unklar. Quelle: AP

Beirut Die von den USA unterstützte syrisch-kurdische Miliz YPG hat ihren Rückzug aus der strategisch wichtigen nordsyrischen Stadt Manbidsch angekündigt. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bestätigte am Dienstag eine entsprechende Übereinkunft mit den USA, die bisher durch ihre in der Stadt stationierten Truppen einen türkischen Angriff verhindert haben. Cavusoglu hat sich kürzlich mit US-Außenminister Mike Pompeo getroffen.

Über die Details gab es allerdings unterschiedliche Angaben. Cavusoglu erklärte, die YPG-Kämpfer müssten ihre Waffen abgeben, wenn sie Manbidsch verlassen. Die YPG sagte dazu nichts. Das US-Außenministerium bestätigte diese Angaben Cavusoglus nicht.

Die YPG erklärte, ihre Berater hätten die Ausbildung der örtlichen Kräfte, des Militärrats Manbidsch, abgeschlossen und damit ihre Mission in der Stadt westlich des Euphrats erfüllt. Der Militärrat solle nun die Stadt verteidigen.

Cavusoglu sagte hingegen, türkische und amerikanische Unterhändler würden in den nächsten zehn Tagen einen Plan für die Zukunft Manbidschs ausarbeiten und der Abzug der YPG solle binnen eines halben Jahres abgeschlossen sein.Ein Regierungsbeamter ergänzte, der Abzug werde nach einem US-Plan abgewickelt werden, der kommende Woche fertig vorliegen solle. Die Türkei werde das dann überprüfen, bevor ein neuer Stadtrat für Manbidsch geschaffen werde.

Die Türkei hatte am Montag erklärt, sie habe ihren Streit mit den USA über die Zukunft von Manbidsch beigelegt. Von Kurden angeführte Kämpfer eroberten Manbidsch 2016. Zuvor hatte sich der Ort unter Kontrolle der Terrormiliz Islamischer Staat befunden.

Die Türkei stuft die YPG wegen ihre Verbindungen zur in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrorgruppe ein und hat erklärt, dass kurdische Kämpfer Gebiete westlich des Euphrats zu räumen hätten. Nach der IS-Niederlage in Nordsyrien hatten die türkichen Streitkräfte in der Region interveniert.

Die USA haben 2000 Soldaten in Nordsyrien und mehrere Flugplätze und Außenposten in den von Kurden kontrollierten nordsyrischen Gebieten insbesondere östlich des Euphrats. In der ölreichen Provinz Dair as-Saur hält der IS noch einige Gebiete, bekämpft wird er dort mit US-Unterstützung von den von der YPG geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) und den Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Zuletzt gab es auch Konfrontationen zwischen SDF und Regierungstruppen.

Syrische Staatsmedien meldeten, Regierungstruppen hätten in Dair as-Saur mehrere Gebiete vom IS zurückerobert. Dabei habe die Terrormiliz schwere Verluste erlitten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien sprach von 26 getöteten IS-Kämpfern und 45 getöteten Soldaten bei zweitägigen Kämpfen an einem 100 Kilometer langen Frontabschnitt.

Der libanesische Fernsehsender Al-Majadin meldete unterdessen den Abzug russischer Truppen aus einer syrischen Stadt an der libanesischen Grenze, Kussair. Auch die Beobachtungsstelle meldete das unter Berufung auf ihr Aktivistennetzewerk in Syrien.

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