Syrien-Konflikt und Terror Türkei fordert stärkeres Engagement von Deutschland

Als Mitglieder der internationalen Koalition gehen Deutschland und die Türkei gemeinsam gegen den IS vor. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Aufklärungsjets am Einsatz. Das ist Ankara aber offenbar noch nicht genug.

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Deutschland beteiligt sich mit Tornado-Aufklärungsjets am Kampf gegen den IS – die Flieger greifen aber selbst keine Ziele an. Quelle: dpa

Istanbul Nach dem Terroranschlag von Istanbul hat der türkische Vize-Regierungschefs Mehmet Simsek Deutschland zu einem stärkeren militärischen Engagement in Syrien aufgerufen. „Wir müssen auch militärisch mehr tun“, sagte Simsek der „Welt“ (Samstag) mit Blick auf den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). „Wir können den Terror nur gemeinsam besiegen.“ Die Türkei macht den IS für den Selbstmordanschlag von Istanbul verantwortlich, bei dem am Dienstag zehn deutsche Urlauber getötet worden waren. Die Terrormiliz hat sich bislang nicht zu der Tat bekannt.

Auch am Freitag war unklar, wann die Leichen der Opfer nach Deutschland gebracht werden. „Die Gespräche mit der türkischen Seite und die entsprechenden Vorbereitungen laufen zur Zeit noch“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer. „Deshalb ist es noch zu früh, um zu verkünden, wann die sterblichen Überreste der Anschlagsopfer zurück nach Deutschland gebracht werden.“

Drei Tage nach dem Anschlag wurden weiterhin verletzte Deutsche in Istanbul behandelt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wollte zu ihrer Zahl und ihrem Zustand „aus Rücksicht auf Angehörige“ keine Angaben machen. Sieben Deutsche waren bei dem Anschlag verletzt worden, fünf von ihnen mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan legte nach dem Freitagsgebet in der Blauen Moschee Blumen am benachbarten Anschlagsort nieder und trauerte um „unsere zehn deutschen Freunde“.

„Der Spiegel“ berichtete, die Bundesanwaltschaft habe entschieden, die Obduktionen der Toten in Deutschland vornehmen zu lassen. Die sogenannte Identifizierungskommission des Bundeskriminalamts (BKA), die normalerweise nach Unglücken oder Anschlägen mit deutschen Opfern ins Ausland entsandt wird, solle dieses Mal in Deutschland tätig werden. Das BKA habe den türkischen Behörden zwar einen Einsatz der Truppe vor Ort angeboten, Ankara habe den jedoch nicht angenommen. Die Bundesanwaltschaft äußerte sich nicht zu dem Bericht.

Der türkische Vize-Regierungschefs Simsek sagte: „Wir sind sehr dankbar, dass Deutschland an der Koalition gegen Daisch (IS) teilnimmt, aber wir fordern unsere Partner auf, noch mehr zu tun.“ Simsek warnte vor einem noch größeren Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien. „Wenn morgen die Großstadt Aleppo fällt, dann bedeutet das wieder Millionen Flüchtlinge.“

Die Türkei ist wie Deutschland Teil der internationalen Koalition gegen den IS. Deutschland beteiligt sich mit Tornado-Aufklärungsjets am Einsatz, die selber keine Ziele angreifen.

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