Syrien Rebellen in Aleppo weichen weiter zurück

Der Widerstand der Rebellen in der heftig umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo bricht immer mehr zusammen. Sie fordern fünf Tage Waffenruhe, aber Assad lehnt ab.

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Die zerstörte Altstadt von Aleppo im Mai 2016. Quelle: REUTERS

Regierungstruppen hätten die gesamte Altstadt Aleppos unter Kontrolle gebracht, meldete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Die Rebellen waren demnach zu einem Rückzug aus dem Gebiet gezwungen, weil sie Gefahr liefen, eingekesselt zu werden.

In Aleppo mehren sich die Anzeichen für den Fall des von syrischen Rebellen gehaltenen Ostens der Millionen-Metropole. Die Gegner von Präsident Baschar al-Assad forderten am Mittwoch eine sofortige fünftägige Feuerpause, damit Zivilisten die Gebiete der Aufständischen im Osten der zweitgrößten syrischen Stadt verlassen könnten. Zudem boten die Rebellen ein All-Parteien-Gespräch an, um über die Zukunft Aleppos zu entscheiden. Erst wenn sich die humanitäre Lage verbessert habe, könne über eine Zukunft der Stadt verhandelt werden, hieß es in einer Erklärung.

Syriens Führung lehnt jedoch eine neue Feuerpause für die schwer umkämpfte Stadt ab. „Wir werden keine Waffenruhe akzeptieren“, sagte der syrische Parlamentsabgeordnete aus Aleppo, Fares Schehabi. „Sie (die Rebellen) müssen zuerst abziehen. Wenn sie nicht abziehen, werden wir unsere Angriffe fortsetzen.“

Der Fall Aleppos wäre für Assad ein sowohl propagandistisch wie auch strategisch bedeutender militärischer Erfolg, der sich nach Ansicht von Experten zu einer Wende im 2011 ausgebrochenen Aufstand gegen seine Herrschaft entwickeln könnte. Assad wird von der russischen Luftwaffe sowie iranischen und libanesischen Schiiten-Milizen unterstützt. Ihm stehen diverse Rebellengruppen gegenüber, die sich teils auch untereinander bekämpfen. Die USA haben bislang gemäßigte Rebellen zusammen mit Verbündeten aus der Luft unterstützt. Ziel der USA ist jedoch nicht der Kampf gegen Assad, sondern gegen die Extremistengruppe Islamischer Staat.

Bereits am Dienstag hatten die Armee und ihre Verbündeten das strategisch wichtige Viertel Al-Schaar eingenommen. Seit dem Beginn der Offensive der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten im November haben die Rebellen nach Angaben der Menschenrechtler mehr als 70 Prozent ihres bisherigen Gebiets in Ost-Aleppo verloren.

Die frühere Handelsmetropole zählt im fast sechs Jahre dauernden Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Heftige Gefechte und Luftangriffe haben eine Massenflucht in Ost-Aleppo ausgelöst. Die Menschenrechtsbeobachter erklärten, seit Mitte November hätten rund 80.000 Menschen ihre Häuser in den Rebellengebieten verlassen.

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