
Beirut/Genf Die Vereinten Nationen und westliche Staaten haben den Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Syrien mit 28 Toten als Verbrechen verurteilt. Erste Berichte deuteten darauf hin, dass die syrische Luftwaffe den Angriff geflogen habe, das müsse aber noch verifiziert werden, sagte UN-Menschenrechtskommissar Seid Ra'ad al Hussein am Freitag in Genf. Das syrische Militär wies ebenso wie Russland jede Beteiligung zurück. Die Zerstörungen in dem Lager nahe der türkischen Grenze ließen darauf schließen, dass der Al-Kaida-Ableger Nusra-Front das Camp absichtlich oder versehentlich beschossen habe, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax einen hochrangigen russischen Militärvertreter. Die Nusra-Front und andere islamistische Rebellen lieferten sich südwestlich von Aleppo heftige Kämpfe mit Regierungstruppen.
Bei dem Angriff auf das Lager bei Sarmada rund 30 Kilometer westlich von Aleppo wurden am Donnerstag nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 28 Menschen getötet, darunter auch Frauen und Kinder. Die Zahl der Toten könne noch steigen, da es auch viele sehr schwer Verletzte gebe. Im Internet wurden am Freitag Bilder verbreitet, auf denen Rettungskräfte versuchen, brennende Zelte zu löschen
Die Zeltstadt gebe es seit Wochen und sie sei aus der Luft klar erkennbar. Daher sei es äußerst unwahrscheinlich, "dass diese mörderischen Angriffe ein Unfall waren", sagte UN-Hochkommissar Seid. Seine Leute würden zusammen mit anderen Organisationen alles daran setzen, um herauszufinden, wer für dieses "besonders verabscheuungswürdige und kalkulierte Verbrechen gegen eine extrem ungeschützte Gruppe von Menschen" verantwortlich sei.
Auch die Bundesregierung reagierte entsetzt. "Die Attacken auf Flüchtlinge, auf schutzsuchende hilflose Menschen, verurteilen wir auf das Allerschärfste", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, in Berlin. "Wer so handelt, gefährdet alle Grundlagen für eine friedliche Lösung des Konflikts", sagte er in Anspielung auf die unterbrochenen Friedensgespräche in Genf. Das französische Außenministerium nannte den Angriff "ein Kriegsverbrechen oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Rund 15 Kilometer südwestlich von Aleppo lieferten sich islamistische Rebellen erbitterte Kämpfe um ein strategisch wichtiges Dorf an der Fernstraße nach Damaskus. Dabei wurden Oppositionsangaben zufolge 73 Menschen getötet. Den Aufständischen sei es gelungen, Chan Tuman wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Für Aleppo selbst gilt seit Donnerstag eine 48-stündige Feuerpause, die offenbar auch weiter eingehalten wurde. Anwohner berichteten von relativer Ruhe nach zuvor rund zehn Tagen mit heftigem Beschuss.