Syrien US-Angriff belastet Beziehung zu Russland schwer

Seite 2/2

Russische Militärs waren vor dem Angriff informiert


Die neue US-Regierung vollzieht mit dem Angriff eine Kehrtwende in der Syrien-Politik. Außenminister Rex Tillerson hatte erst vor einer Woche bei einem Besuch in der Türkei gesagt, das Schicksal Assads werde vom syrischen Volk entschieden. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung unter Barack Obama, die dem Präsidenten in Damaskus die Hauptverantwortung für den Konflikt in dem Bürgerkriegsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeitete.

Trump sagte am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida, von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen. Dies sei ein „barbarischer Akt“ gewesen. „Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“, sagte Trump.


Nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in Washington wurden russische Militärs vor dem Militärschlag informiert. Damit habe ausgeschlossen werden sollen, dass russische Soldaten Opfer des Raketenangriffes werden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es gebe keine russischen Opfer.

Das Pentagon veröffentlichte Videomaterial, das den Abschuss der Tomahawks von US-Zerstörern zeigt. Die Marschflugkörper gelten als präzise. Die Luftschläge hätten das Ziel gehabt, die syrische Regierung von al-Assad von weiteren Chemiewaffen-Einsätzen abzuschrecken, hieß es. Die Zerstörung von Flugzeugen und Infrastruktur werde die Möglichkeiten dazu einzuschränken.

"Assad trägt die alleinige Verantwortung"
Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande haben sich hinter den US-Luftangriff gestellt. Syriens Präsident Baschar al-Assad „trägt die alleinige Verantwortung für diese Entwicklung“, heißt es in einer am Freitag in Berlin verbreiteten gemeinsamen Erklärung Merkels und Hollandes. „Sein wiederholter Einsatz von chemischen Waffen und seine Verbrechen gegen die eigene Bevölkerung verlangten eine Sanktionierung, wie Frankreich und Deutschland sie bereits im Sommer 2013 nach dem Massaker von Ghuta gefordert hatten“, heißt es weiter. Quelle: dpa
Merkel und Hollande hatten am Morgen in einem Telefonat die Situation in Syrien nach dem Giftgaseinsatz vom 4. April und der US-Reaktion besprochen. Beide Länder würden mit ihren Partnern und im Rahmen der Vereinten Nationen ihre Bemühungen fortsetzen, um Assad für seine verbrecherischen Taten zur Verantwortung zu ziehen, kündigten sie an. Merkel und Hollande riefen die internationale Staatengemeinschaft zudem auf, sich gemäß der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrates und des Genfer Kommuniqués geschlossen für einen politischen Übergang in Syrien einzusetzen. Quelle: REUTERS
SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz Quelle: dpa
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel Quelle: dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin Quelle: REUTERS
Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault Quelle: REUTERS
Der Iran verurteilt den US-Angriff in Syrien scharf, berichtet die Nachrichtenagentur Insa unter Berufung auf einen Sprecher des Außenministeriums. Solche Angriffe würden Terroristen in Syrien stärken und die Lage in dem Bürgerkriegsland und der Region schwieriger machen. Quelle: REUTERS


Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der angegriffene Flugplatz in der Nähe des Ortes Al-Schairat sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschrauber sowie zwei Start- und Landebahnen seien zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden.

Demnach waren die meisten Kräfte vor der Bombardierung aber von der Basis abgezogen worden. Der regierungsnahe TV-Kanal Al-Mayadeen berichtete, Syriens Luftwaffe habe auch die meisten Jets auf dem Flugplatz vor dem Angriff in Sicherheit gebracht.

So verwoben ist der Konflikt


Der Iran, ein Verbündeter Syriens, verurteilte den US-Luftangriff scharf. Saudi-Arabien, Erzrivale des Irans in der Region, begrüßte ihn hingegen als „mutige Entscheidung“ Trumps. Die Türkei, die seit langem eine Ablösung Assads fordert, nannte den Angriff eine „positive Antwort auf Kriegsverbrechen“. Großbritannien unterstützte das Bombardement ebenfalls. Die Nato teilte mit, Generalsekretär Jens Stoltenberg sei vor dem Angriff informiert worden. Auch Bundesverteidigungsminister Ursula von der Leyen (CDU) wurde vorher von US-Seite unterrichtet.

Der UN-Sicherheitsrat hatte sich zuvor bei einer Sondersitzung in New York erneut nicht auf eine neue Syrien-Resolution verständigen können.


Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%