Die neue US-Regierung vollzieht mit dem Angriff eine Kehrtwende in der Syrien-Politik. Außenminister Rex Tillerson hatte erst vor einer Woche bei einem Besuch in der Türkei gesagt, das Schicksal Assads werde vom syrischen Volk entschieden. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung unter Barack Obama, die dem Präsidenten in Damaskus die Hauptverantwortung für den Konflikt in dem Bürgerkriegsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeitete.
Trump sagte am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida, von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen. Dies sei ein „barbarischer Akt“ gewesen. „Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“, sagte Trump.
Here's video from the #Tomahawk launches against #Syria. For more on the story, visit https://t.co/2GprTQGGjs. pic.twitter.com/kB3gbBy4ma
— U.S. Dept of Defense (@DeptofDefense) 7. April 2017
Nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in Washington wurden russische Militärs vor dem Militärschlag informiert. Damit habe ausgeschlossen werden sollen, dass russische Soldaten Opfer des Raketenangriffes werden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es gebe keine russischen Opfer.
Das Pentagon veröffentlichte Videomaterial, das den Abschuss der Tomahawks von US-Zerstörern zeigt. Die Marschflugkörper gelten als präzise. Die Luftschläge hätten das Ziel gehabt, die syrische Regierung von al-Assad von weiteren Chemiewaffen-Einsätzen abzuschrecken, hieß es. Die Zerstörung von Flugzeugen und Infrastruktur werde die Möglichkeiten dazu einzuschränken.
Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der angegriffene Flugplatz in der Nähe des Ortes Al-Schairat sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschrauber sowie zwei Start- und Landebahnen seien zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden.
Demnach waren die meisten Kräfte vor der Bombardierung aber von der Basis abgezogen worden. Der regierungsnahe TV-Kanal Al-Mayadeen berichtete, Syriens Luftwaffe habe auch die meisten Jets auf dem Flugplatz vor dem Angriff in Sicherheit gebracht.
So verwoben ist der Konflikt
Der Iran, ein Verbündeter Syriens, verurteilte den US-Luftangriff scharf. Saudi-Arabien, Erzrivale des Irans in der Region, begrüßte ihn hingegen als „mutige Entscheidung“ Trumps. Die Türkei, die seit langem eine Ablösung Assads fordert, nannte den Angriff eine „positive Antwort auf Kriegsverbrechen“. Großbritannien unterstützte das Bombardement ebenfalls. Die Nato teilte mit, Generalsekretär Jens Stoltenberg sei vor dem Angriff informiert worden. Auch Bundesverteidigungsminister Ursula von der Leyen (CDU) wurde vorher von US-Seite unterrichtet.
Der UN-Sicherheitsrat hatte sich zuvor bei einer Sondersitzung in New York erneut nicht auf eine neue Syrien-Resolution verständigen können.