Syrien Russland verlegt Kriegsschiff ins Mittelmeer

Der US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt ist eine Zäsur im Bürgerkrieg. Trotz der Krise mit Moskau macht Washington deutlich: Wenn es sein muss, machen wir auch mehr. Russland reagiert darauf.

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US-Präsident Donald Trump Quelle: dpa

Nach dem mutmaßlichen Giftgas-Anschlag auf das nordsyrische Chan Scheichun hat es Aktivisten zufolge am Samstag einen erneuten Luftangriff auf die Stadt gegeben. Eine Frau sei bei der Attacke zunächst nicht identifizierter Kampfflugzeuge im Osten des Ortes getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Eine weitere Person wurde demnach verletzt.

Am Dienstag waren nach einem syrischen Luftangriff auf Chan Scheichun mehr als 80 Menschen offensichtlich durch toxische Kampfstoffe getötet worden. Die syrische Regierung bestreitet, diese eingesetzt zu haben. Als Reaktion hatten die USA am Freitagmorgen 59 Marschflugkörper auf den Luftwaffenstützpunkt abgefeuert, von dem der Angriff am Dienstag ausgegangen sein soll. Es war das erste Mal, dass die USA die syrische Armee in dem Bürgerkrieg ins Visier nahmen.

Die Vereinigten Staaten hatten neue Aktionen am Freitagabend nicht ausgeschlossen. „Wir sind darauf vorbereitet, mehr zu unternehmen, aber wir hoffen, dass das nicht nötig sein wird“, sagte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley. Syriens Präsident Baschar al-Assad dürfe nie wieder chemische Waffen einsetzen.

Während der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu weitere Schritte der USA forderte, um Syriens Machthaber Assad zu entmachten, kam aus Moskau erneut Kritik. Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte, es sei einer „der schwierigsten Momente der bilateralen Beziehung“ zwischen den USA und Russland. „Wenn etwas vorhersehbar ist in den Vereinigten Staaten, dann ist es die Unberechenbarkeit ihrer Außenpolitik“, sagte sie der Agentur Interfax zufolge am Samstag im russischen Staatsfernsehen. Ähnlich äußerte sich der iranische Präsident und Alliierte von Damaskus, Hassan Ruhani.

Die amerikanische Militäraktion löste zwischen dem Assad-Verbündeten Russland und den USA eine Krise aus. Kremlchef Wladimir Putin hatte sie als Angriff auf die Souveränität Syriens bezeichnet. Assad selbst nannte den Einsatz „rücksichtslos und unverantwortlich“. Das Verteidigungsministerium hatte angekündigt, die syrische Luftabwehr zu verstärken. Es verlegte eine Fregatte in das Mittelmeer.

Die USA und eine Reihe westlicher Staaten geben der syrischen Luftwaffe die Schuld für den Giftgas-Angriff am Dienstag, obwohl bislang kein Beweis veröffentlicht wurde. Dass syrische Jets den Luftangriff ausführten, bestreitet zwar auch Russland nicht. Moskaus Darstellung zufolge wurde dabei aber ein Chemiewaffendepot der Rebellen getroffen. Nach UN-Angaben starben in Chan Scheichun 84 Menschen - 546 weitere wurden verletzt. Dem türkischen Gesundheitsministerium zufolge war das Nervengift Sarin eingesetzt worden.

Über das Ausmaß der Schäden auf dem von den USA beschossenen Flugplatz gab es unterschiedliche Darstellungen. Nach Angaben von Beobachtern flogen syrische Kampfjets weniger als 24 Stunden nach dem Angriff des US-Militärs neue Luftangriffe von dort aus. Al-Schairat liegt in der zentralsyrischen Provinz Homs.

Der Gouverneur der Provinz hatte erklärt, der angegriffene Flugplatz sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschrauber, Treibstofflager sowie zwei Start- und Landebahnen seien getroffen worden. Nach Angaben aus dem Pentagon wurden 20 Maschinen zerstört. Der Angriff, den US-Präsident Donald Trump befohlen hatte, ist aber eher als symbolische Maßnahme und Warnsignal an Al-Assad zu sehen.

Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn warnte davor, die Nato durch den Angriff in den Syrien-Konflikt hineinzuziehen. Der Sicherheitsexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft befürchtete aber keine globale Ausweitung des Konflikts. Es sei deutlich geworden, dass weder die USA noch Russland Interesse an einer weiteren militärischen Eskalation hätten, sagte er im im Deutschlandradio Kultur.

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