Die Vereinigten Staaten, die 2011 vollständig aus dem Irak abgezogen waren, sind laut Pollack mittlerweile wieder mit rund 5.000 Soldaten vertreten und durchaus an Kampfhandlungen am Boden beteiligt. Meyer rechnet damit, dass die USA die Zahl der US-Soldaten weiter verstärken werden, um den IS zu vernichten.
Als Ergebnis der militärischen Rückschläge in Syrien und im Irak ist die Erdölproduktion des IS von 33.000 auf 21.000 Barrel pro Tag gesunken. Nach Angaben des „IHS Conflict Monitor“ sind die monatlichen Einnahmen des IS seit Mitte letzten Jahres von rund 80 Millionen US-Dollar 56 Millionen im März 2016 zurückgegangen. Eine der Folgen: Der Sold der IS-Kämpfer musste bis zur Hälfte gekürzt werden. „Durch weitere Angriffe auf Ölförderanlagen und die Schließung der Grenze zwischen der Türkei und den vom IS kontrollierten Gebieten im Norden wird sich die wirtschaftliche Lage des IS noch weiter verschlechtern“, sagt Meyer.
Die Gegner des Islamischen Staates
Die mächtigste Militärmacht der Welt führt den Kampf gegen den IS an. Seit mehr als einem Jahr bombardiert die US-Luftwaffe die Extremisten in Syrien und im Irak. An ihrer Seite sind auch Jets aus Frankreich und anderen westlichen Staaten sowie aus arabischen Ländern im Einsatz. Washington hat zudem US-Militärberater in den Irak entsandt, die Bagdad im Kampf am Boden unterstützen.
Moskaus Luftwaffe fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Sie sollen nach Angaben des Kremls den IS bekämpfen. Der Westen und syrische Aktivsten werfen Russland jedoch vor, die meisten Luftangriffe richteten sich gegen andere Rebellen, um so das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu unterstützen.
Deutschland liefert seit mehr als einem Jahr Waffen an die Kurden im Norden des Iraks, darunter die Sturmgewehre G3 und G36 und die Panzerabwehrwaffe Milan. Die Bundeswehr bildet zudem kurdische Peschmerga-Kämpfer für den Kampf am Boden aus.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei den Luftangriffen. Vor allem Saudi-Arabien und Jordanien sehen den IS als Gefahr, weil die Extremisten bis an ihre Grenzen herangerückt sind.
Sowohl im Norden Syriens als auch im Nordirak gehören die Kurden zu den erbittertsten Gegnern des IS. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) im Syrien und die Peschmerga im Irak konnten den Extremisten empfindliche Niederlagen beibringen. Unterstützt werden sie von mehreren westlichen Staaten.
Das irakische Militär geht in mehreren Regionen des Landes gegen den IS vor. Allerdings kann sie nur wenige Erfolge vorweisen. Seit Monaten versucht die Armee erfolglos, die westirakische Provinz Al-Anbar zu befreien. Unterstützt wird sie von schiitischen Milizen, die eng mit dem Iran verbunden sind.
Sie bekämpfen das Regime und den IS. Das gilt auch für die Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie teilt die Ideologie des IS, ist aber mit ihm verfeindet.
Auch das syrische Militär geht gegen den IS vor. Kritiker werfen dem Regime jedoch vor, es greife vor allem andere Rebellen an und lassen die Extremisten gewähren. Auffällig ist, dass sich die meisten syrischen Luftangriffe nicht gegen den IS, sondern gegen Regionen unter Kontrolle anderer Gruppen richten.
Und was geschieht am Tag X, wenn Mosul zurückerobert und der Islamische Staat in Syrien besiegt wird? Günter Meyer rechnet nicht mit einem Machtvakuum. „In Syrien werden die Regierungstruppen und die Kurden die vom IS besetzten Gebiete unter einander aufteilen.“ Ob es dann – wie bei den Genfer Friedensverhandlungen angestrebt – in den übrigen Landesteilen tatsächlich zu einer neuen demokratischen Nachkriegsordnung komm, sei noch höchst zweifelhaft.
Brookings-Experte Pollack ist weniger zuversichtlich. Er vermisst einen „politischen Plan“ für die Zeit nach einem möglichen militärischen Erfolg. Im schlimmsten Fall würde der Islamische Staat einfach durch eine Nachfolgeorganisation ersetzt werden, die noch schlimmer sein könnte als der IS selbst.
Die 7 Geldquellen des IS
Und selbst wenn der IS in Syrien und im Irak vernichtet werden würde und in beiden Ländern politische Stabilität einkehrte, bleibt immer noch Libyen. Der Staat ist de facto zerfallen und handlungsunfähig, es gibt einen Ableger des IS. Auch hier fliegt die internationale Koalition Angriffe gegen die Islamisten. Eine Einheitsregierung soll das Chaos nun in den Griff kriegen. Laut Meyer müsste die libysche Regierung das Ausland um militärischen Beistand bitten. „Nur dann ist ein massives militärisches Eingreifen völkerrechtlich in Libyen möglich.“