Syrien und Irak Die Niederlage des IS ist nur eine Frage der Zeit

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Gibt es einen Plan für die Zeit nach dem IS?

Die Vereinigten Staaten, die 2011 vollständig aus dem Irak abgezogen waren, sind laut Pollack mittlerweile wieder mit rund 5.000 Soldaten vertreten und durchaus an Kampfhandlungen am Boden beteiligt. Meyer rechnet damit, dass die USA die Zahl der US-Soldaten weiter verstärken werden, um den IS zu vernichten.

Als Ergebnis der militärischen Rückschläge in Syrien und im Irak ist die Erdölproduktion des IS von 33.000 auf 21.000 Barrel pro Tag gesunken. Nach Angaben des „IHS Conflict Monitor“ sind die monatlichen Einnahmen des IS seit Mitte letzten Jahres von rund 80 Millionen US-Dollar 56 Millionen im März 2016 zurückgegangen. Eine der Folgen: Der Sold der IS-Kämpfer musste bis zur Hälfte gekürzt werden. „Durch weitere Angriffe auf Ölförderanlagen und die Schließung der Grenze zwischen der Türkei und den vom IS kontrollierten Gebieten im Norden wird sich die wirtschaftliche Lage des IS noch weiter verschlechtern“, sagt Meyer.

Die Gegner des Islamischen Staates

Und was geschieht am Tag X, wenn Mosul zurückerobert und der Islamische Staat in Syrien besiegt wird? Günter Meyer rechnet nicht mit einem Machtvakuum. „In Syrien werden die Regierungstruppen und die Kurden die vom IS besetzten Gebiete unter einander aufteilen.“ Ob es dann – wie bei den Genfer Friedensverhandlungen angestrebt – in den übrigen Landesteilen tatsächlich zu einer neuen demokratischen Nachkriegsordnung komm, sei noch höchst zweifelhaft.

Brookings-Experte Pollack ist weniger zuversichtlich. Er vermisst einen „politischen Plan“ für die Zeit nach einem möglichen militärischen Erfolg. Im schlimmsten Fall würde der Islamische Staat einfach durch eine Nachfolgeorganisation ersetzt werden, die noch schlimmer sein könnte als der IS selbst.

Die 7 Geldquellen des IS

Und selbst wenn der IS in Syrien und im Irak vernichtet werden würde und in beiden Ländern politische Stabilität einkehrte, bleibt immer noch Libyen. Der Staat ist de facto zerfallen und handlungsunfähig, es gibt einen Ableger des IS. Auch hier fliegt die internationale Koalition Angriffe gegen die Islamisten. Eine Einheitsregierung soll das Chaos nun in den Griff kriegen. Laut Meyer müsste die libysche Regierung das Ausland um militärischen Beistand bitten. „Nur dann ist ein massives militärisches Eingreifen völkerrechtlich in Libyen möglich.“

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