Die Teilmobilmachung Russlands durch Kremlchef Wladimir Putin sorgt offenbar für Fluchtbewegungen. Das legen zumindest astronomische Preise nahe, die Buchungsportale gerade für Flüge nach Belgrad, Dubai oder Armenien aufrufen. Das letzte Economy-Ticket bei Emirates für den Mitternachtsflug am Mittwoch kostete um 14.30 Uhr fast 10.000 Euro, zeigen Recherchen der WirtschaftsWoche.
Beim Nachrichtendienst Twitter kursieren derweil Aufnahmen von der finnisch-russischen Grenze: Eine Überwachungskamera soll demnach einen langen Stau zeigen, der deshalb entstanden sein soll, weil Russinnen und Russen auch auf dem Landweg fluchtartig das Land verlassen.
Das widerlegt auch Berichte von einzelnen Medien, wie etwa Bild.de, wonach außergewöhnlich viele Russen über die russisch-finnische Grenze strömen. Sie berufen sich dabei auf Videoaufnahmen einer Wetter-Webcam – die allerdings nur einen eingeschränkten Blickwinkel zeigt.
Anruf bei der Grenzstation: „Normaler Verkehr“
Das russische Internetportal „Die Grenze“, das den Verkehr an den Übergängen erfasst, zeigte am Mittwochnachmittag (gegen 17 Uhr deutscher Zeit) Wartezeiten von wenigen Minuten. Deutlich weniger, als beispielsweise an Wochenenden.
Situation at Finland's borders has not changed with the announcement of Russian moilization. There are videos circulating on social media, at least some of which have already been filmed before and now taken out of context. There is incorrect information in circulation.
— Rajavartiolaitos (@rajavartijat) September 21, 2022
Ein Anruf bei den Beamten an der finnischen Grenzstation Vaalimaa bestätigt die Daten. „Es ist normaler Verkehr an der finnischen Grenze. Ich weiß nicht, wie es auf russischer Seite aussieht, aber auf finnischer Seite ist nur normaler Verkehr im Moment“, so eine Grenzbeamtin gegenüber der WirtschaftsWoche am Mittwochnachmittag.
Später am frühen Abend folgte ein Tweet der finnischen Grenzschutzbehörde Rajavartiolaitos. Dort hieß es, es seien Falschinformationen im Umlauf. Die Situation an der finnischen Grenze hätte sich seit der Teilmobilmachung nicht verändert:
Der Grenzübergang Vaalimaa, der aufgrund der Live-Kamera am Mittwoch in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, ist der wichtigste zwischen Finnland und Russland. Er liegt genau auf der Strecke zwischen St. Petersburg und Helsinki.
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