Terror in Tschetschenien IS reklamiert Anschlag für sich

Russland sieht sich schon länger im Fadenkreuz des islamistischen Terrors. Nun bekennt sich erstmals der IS zu einem schweren Angriff. Die Attacke gegen die Nationalgarde fordert Kremlchef Putin heraus.

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Russlands Präsident Putin sprach nach dem Anschlag in Tschetschenien von einem schweren Moment und forderte einen gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus. Auch müsse endlich erkannt werden wie real die Gefahr sei. Quelle: dpa

Moskau Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat einen schweren Anschlag auf die russische Nationalgarde in Tschetschenien mit sechs getöteten Soldaten für sich reklamiert. Bei der Attacke auf eine Kaserne am Freitag kamen auch die sechs Angreifer ums Leben. Sie seien in einem stundenlangen Feuergefecht den Märtyrertod gestorben, erklärte der IS auf Twitterkanälen, die ihm zugerechnet werden.

Präsident Wladimir Putin sprach von einem schweren Moment. „Wir müssen endlich anerkennen, wie real die Gefahr ist, und im Kampf gegen Terrorismus zusammenstehen“, sagte er in Moskau im Gespräch mit der rechtsextremen französischen Politikerin Marine Le Pen.

Sollte das IS-Bekenntnis stimmen, wäre es der bislang schwerste Anschlag der Terrormiliz auf russischem Gebiet. Aus der Unruheregion Nordkaukasus, zu dem Tschetschenien zählt, haben sich viele Muslime dem IS in Syrien oder im Irak angeschlossen. Gegen Moskau ergingen mehrere Drohungen wegen seines Militäreinsatzes in Syrien. Für den Bombenanschlag auf eine russische Urlaubermaschine über dem Sinai Ende 2015 übernahm der örtliche IS-Ableger die Verantwortung. Damals kamen 224 Menschen ums Leben.

Nach Behördenangaben hatten die Angreifer versucht, nachts in die Kaserne der Garde in Naurskaja einzudringen. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer nordwestlich der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Die Identität der Angreifer sei bekannt, schrieb der Republikchef von Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, auf Instagram.

Er übernahm öffentlich eine Teilschuld für den Anschlag. „Wir sind nachlässig geworden, haben gedacht, dass wir schon alle neutralisiert oder festgenommen haben.“ Gleichzeitig kündigte er Vergeltung an. „Wir werden sie finden und vernichten, wo immer sie sein mögen, in Tschetschenien, Syrien oder an anderen Orten.“

Russland hat die Teilrepublik Tschetschenien, die sich abspalten wollte, in zwei Kriegen wieder unter Kontrolle gebracht und Kadyrow unterstellt. Trotzdem gibt es im Nordkaukasus immer noch einen islamistischen Untergrund. Putin hatte die etwa 400 000 Mann starke Nationalgarde 2016 aus den bisherigen Truppen des russischen Innenministeriums gebildet.

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