Tesla zieht nach Austin Musk entdeckte sein Herz für Texas, und die Texaner ihres für Musk

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„Wir sehen Tesla als Eckstein-Unternehmen“

Hätte Elon Musk seine Gigafactory nur ein kleines Stück weiter westlich errichtet, wären Hendricks Wünsche wohl erfüllt worden. Die Stadt Austin verknüpft Steuernachlässe mittweile mit harten, klar definierten Auflagen an Unternehmen. Doch da Del Valle außerhalb der Stadtgrenze liegt, konnte Tesla diese Verpflichtungen umschiffen. Das County führte die Verhandlungen weitgehend alleine – und es wollte die Ansiedlung auf keinen Fall riskieren. Das gab Tesla die Möglichkeit, glaubt Hendricks, den Preis in die Höhe zu treiben. Mehr oder weniger subtil signalisierte das Unternehmen, man könne die Fabrik im Zweifel auch anderswo bauen.

Immer wieder viel der Name Tulsa, eine wirtschaftlich ebenfalls aufstrebende Stadt im Nachbarstaat Oklahoma. Doch Hendricks hat ernsthafte Zweifel, dass der Autobauer seine Drohung tatsächlich wahr gemacht hätte. Schließlich verfüge Austin, anders als der Konkurrent, über hervorragend ausgebildete Arbeitskräfte, einen dynamischen Tech-Sektor und eine hervorragende logistische Anbindung an die anderen Zentren der USA. „Ich komme aus Oklahoma“, sagt er. „Und niemand will nach Tulsa.“

Laura Huffman war sich da hingegen nicht so sicher. „Wir nehmen unsere Konkurrenz ernst“, sagt sie. „Unternehmen haben eine große Auswahl, wenn es um Ansiedlungen geht.“

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von Martin Seiwert

Huffman sitzt im Besprechungsraum der Austin Chamber of Commerce. Sie ist die Chefin der Businesslobby – die Stimme der Unternehmensinteressen in der Region. Seit Jahren versucht sie, immer neue Ansiedlungen voranzutreiben, um die örtliche Wirtschaft krisenfest für die Zukunft aufzustellen. Als der Musk-Konzern an sie herangetreten sei, um die Möglichkeiten einer Gigafabrik in Travis County auszuloten, sei sie begeistert gewesen, erinnert sich Huffman. „Wir sehen Tesla als Eckstein-Unternehmen“, sagt sie. Der Automobilsektor sei in Austin bislang kaum vertreten gewesen, doch nun kämen beständig Anfragen von Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig, die sich ebenfalls in Zentraltexas ansiedeln wollten. „Wir haben in diesem Jahr bereits mehr Kontaktaufnahmen verzeichnet als in unserem bisherigen Rekordjahr 2020“, so Huffman. Und der Automobilsektor sei für die zweithäufigsten Anfragen verantwortlich. „Das ist der Tesla-Effekt.“

Angesichts dieser Entwicklung hält die Chamber-Chefin auch die Kosten für das County für angemessen. Sie unterstützte Tesla bei den Verhandlungen mit dem County, half dabei, für das Unternehmen die millionenschweren Steuervorteile herauszuschlagen. Auch Huffman erinnert sich an harte Gespräche – „aber es waren nicht die kompliziertesten Verhandlungen, die wir jemals geführt haben“, sagt sie.



Ihrem Ziel, die Wirtschaft in Travis County zu diversifizieren, ist Huffman durch die Tesla-Ansiedlung ein weiteres Stück nähergekommen. Abgeschlossen ist das Projekt allerdings nicht. Derzeit laufen bereits die Vorgespräche über eine weitere große Unternehmensansiedlung in der Region. Namen werden noch nicht genannt, aber im Gebäude der County Commission bereitet man sich bereits auf einen weiteren warmen Empfang vor. Und auch die Vorbereitungen für eine weitere Ausnahmegenehmigung für das eigentliche eingefrorene Incentive-Programm laufen bereits. Großen Widerstand erwartet niemand. Denn in Zentraltexas wird Wirtschaftsfreundlichkeit sehr groß geschrieben.

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