Nicht nur China hat deswegen großes Interesse daran, dass der Kanal gebaut wird. Auch die europäische Wirtschaft hat Gefallen an dem Vorhaben gefunden. „Der Kanal bietet fantastische Möglichkeiten für den Handel zwischen Asien und Europa“, sagt Rolf-Dieter Daniel, Präsident der europäischen Handelsorganisation EABC in Thailand. „Wir werden uns bei der Regierung dafür stark machen.“ Er hält das Projekt für realistisch und profitabel. Dennoch rechnet er noch mit erheblichen Verzögerungen bei der Implementierung.
Denn Thailands Politik ist kompliziert: Im Süden des Landes kämpfen islamistische Separatisten seit mehr als einem Jahrzehnt für ein Kalifat. Kritiker befürchten, dass die physische Trennung durch den Kanal das Land noch weiter spalten könnte oder dass das Infrastrukturprojekt ein Ziel für die Terrorgruppen werden könnte. Gleichzeitig dürfte man wirtschaftlichen Nordosten Thailands kaum verstehen, warum ausgerechnet im reicheren Süden des Landes nun weitere Milliarden investiert werden sollen.
Auch außenpolitisch birgt das Projekt Sprengstoff. Mit dem Kanal würde Thailand in Rivalität zu Singapur geraten, das von seiner Lage am Eingang zur Malakka-Straße profitiert. Die Befürworter des Kanals rechnen damit, dass rund ein Drittel des Verkehrs der Malakka-Straße künftig die Abkürzung des Kanals nehmen könnte. Der Hafen Singapurs dürfte so erhebliche Einbußen erleiden. Wohl auch deswegen hält sich die thailändische Militärregierung mit Aussagen zu dem Projekt noch zurück.
Die Kanal-Lobbyisten setzen allerdings ohnehin auf ihre guten Kontakte zum Palast. Vorsitzender Prongthep ist ein enger Vertrauter von Prem Tinsulanonda, dem Vorsitzenden des mächtigen Kronrates. „Wenn dieses Projekt gelingen soll, dann muss es ein Projekt des Königs werden“, sagt der ehemalige Oberbefehlshaber der thailändischen Streitkräfte, Saiyud Kerdphol. „Die Entscheidung kann nicht auf der Ebene der Regierung getroffen werden, da es zu viele politische Probleme gibt.“
So äußern viele Kanal-Unterstützer die Hoffnung, dass der Kanal ein Prestige-Projekt des neuen Königs Vajiralongkorn werden könnte. Der hat erst vergangenes Jahr den Thron bestiegen und soll im Herbst offiziell gekrönt werden. Gleich zu Beginn seiner Regentschaft könnte er sich mit dem Kanal ein Denkmal setzen – so wie sein Vater König Bhumibol zahlreicher Infrastrukturprojekte initiiert hatte. Hinter vorgehaltener Hand heißt, dass der neue Regent wohl großes Interesse habe. Doch der Palast in Bangkok ist letztendlich eine Blackbox. Die Machtverhältnisse sind schwer zu durchschauen.
Die politischen Hürden dürften deswegen deutlich höher sein, als die technischen Herausforderungen. Die seien durchaus zu bewältigen, sagen Experten. „Vor 150 Jahren wurde der Suez-Kanal innerhalb von zehn Jahren gebaut”, sagt Ingenieur und Berater Wagner. „Der Thai-Kanal könnte schneller fertig werden. Am 12. September 2027 will ich bei der Einweihung mit einem Passagierschiff durchfahren.“