Theresa May zu Gast bei Donald Trump „Gegensätze ziehen sich an“

Erstmals hat US-Präsident Trump einen Staatsgast empfangen: die britische Premierministerin May. Es war ein schwieriges Treffen, doch beide dürften den Tag mit dem Gefühl beschließen, einen Erfolg erzielt zu haben.

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Die USA und Großbritannien müssten international Verantwortung übernehmen und Führung zeigen, forderte May. Quelle: Reuters

Es war eine kurze Pressekonferenz: Knapp 20 Minuten hatten sich US-Präsident Donald Trump und Großbritanniens Premierministerin Theresa May genommen, um sich im Weißen Haus den Fragen der internationalen Presse zu stellen. Sichtlich bemüht, keine Fehler zu begehen, lasen beide kurze Statements ab. „Ich denke, wir kommen gut miteinander klar“, erklärte der US-Präsident dann und blickte zu May herüber, die eifrig nickte und ihn anlächelte. Das Treffen sei ein „wichtiger Moment“, sagte diese.

Der Auftritt ist ein Triumph für die 60-jährige Britin – schließlich hatte es zu Zeiten von Barack Obama danach ausgesehen, als wäre die „special relationship“ zu den USA, der man sich in Großbritannien immer rühmte, abgekühlt. Auch der erste Kontakt mit dem damals designierten US-Präsidenten Trump war wenig vielversprechend verlaufen. Wenn sie in Amerika sei, solle sie doch mal vorbeischauen, hatte dieser am Telefon locker vorgeschlagen, als würde man dann gemeinsam in der Kneipe nebenan ein Bierchen zusammen trinken. In Großbritannien versuchte man das zu verdrängen, genauso wie Trumps Äußerungen zu Waterboarding, Einwanderern und Muslimen.

„Gegensätze ziehen sich an“, scherzte May vor dem Treffen am Freitag. Der Pragmatismus ist nachvollziehbar. Denn nach dem Bruch mit der EU könnte man einen starken Partner gut brauchen – so sehr dessen Präsident auch mit den Konventionen bricht.

Am meisten exportiert Großbritannien derzeit in die EU, doch immerhin ein Fünftel der britischen Exporte geht in die USA. Nachdem Trump in einem Interview angekündigt hatte, dass er bereit sei, mit Großbritannien rasch ein Handelsabkommen abzuschließen, keimte in London die Hoffnung auf, dass man nach dem Brexit auf Amerika als starken Handelspartner zählten könnte.

Mit großen Erwartungen hatte sich die Britin also auf den Weg gemacht. Wie immer gut vorbereitet, mit wohlüberlegten Worten, einem schottischen Trinkgefäß als Geschenk für Trump im Gepäck.

Wenige Stunden vor dem Treffen im Weißen Haus hatte May vor amerikanischen Abgeordneten in Philadelphia gesprochen. In ihrer Rede hatte sie einige kritische Punkte angesprochen, doch gleichzeitig nicht mit Komplimenten für Amerika gespart.

Großbritannien und Amerika, „unser engster Freund und Partner“, müssten zusammenstehen, betonte sie, man dürfe sich nicht von Institutionen wie der Nato oder der UN zurückziehen. Amerika und Großbritannien hätten gemeinsam die moderne Welt neu definiert. „Die Tage, an denen Großbritannien und Amerika in souveränen Staaten intervenieren, um zu versuchen, die Welt nach ihrem Bild zu formen, sind aber vorüber“, betonte sie. Werte und Interessen müssten verteidigt werden.

„Das kann aber nicht bedeuten, dass man Fehler der Vergangenheit wiederholt.“ Mit Blick auf den IS wolle Großbritannien Amerika beistehen. Es sei im Interesse beider Länder, den Kampf gegen die Terrororganisation aufzunehmen. Mit Russland sollte man zusammenarbeiten – aber vorsichtig sein, warnte sie. Und schließlich vergaß May auch nicht zu deutlich zu machen, warum der Besuch in Washington für ihr Land so wichtig ist: um für ein gemeinsames Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern nach dem Brexit zu werben.

Die Botschaft ist bei Trump angekommen. Man werde in Kürze Gespräche aufnehmen, hieß es bei der Pressekonferenz im Weißen Haus. Der Brexit sei eine „wunderbare Sache“ für Großbritannien, sagte Trump, schließlich habe er selbst erlebt, wie bürokratisch die EU – die er nur „das Konsortium“ nenne – sein könne.

Trump bekräftige daneben seine harte Haltung gegenüber Mexiko: Er werde im Interesse der Amerikaner handeln und es nicht hinnehmen, dass ihnen Jobs weggenommen würden, erklärte er. Mit Russlands Regierungschef Wladimir Putin wird er am Samstag telefonieren – er wünsche eine gute Beziehung, zu allen Ländern, er könne aber nicht vorgreifen, sagte der US-Präsident.

Zum Thema Folter verwies Trump auf Pentagon-Chef James Mattis. Dieser glaube nicht, dass Folter ein effektives Werkzeug zum Erlangen von Informationen sei, erklärte Trump. Er stimme dem nicht unbedingt zu, doch werde Mattis in diesem Aspekt das letzte Wort haben, „weil ich ihm diese Macht gebe“. Seine Kritik an der Nato wiederholte Trump nicht. Im Gegenteil: Zu ihr habe er gesagt, dass er „zu 100 Prozent“ hinter dem Bündnis stehe, erklärte May.

Und rasch verschwanden die beiden Politiker wieder von der Bühne. Doch beide dürften den Tag mit dem Gefühl beschließen, einen Erfolg erzielt zu haben. May wegen der Zusicherung, dass Trump an einem Revival der "special relationship" interessiert ist - und Trump, weil er das ersten offizielle Zusammentreffen mit einem internationalen Politiker ohne Faux-pas gemeistert hat.

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