Traumazentrum im Irak Deutsche Spezialisten unterstützen IS-Opfer

Millionen Menschen wurden Opfer der Terrormiliz Islamischer Staat. Eine psychische Betreuung gab es vor Ort quasi nicht. Das ändert sich nun mit der Eröffnung eines Traumazentrums im Nordirak – mit deutscher Hilfe.

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Der deutsche Traumaspezialist Jan Kizilhan. Quelle: dpa

Dohuk Deutsche Fachleute bilden im Nordirak künftig Psychotherapeuten zur Behandlung traumatisierter Gewaltopfer aus. In der kurdischen Stadt Dohuk wurde am Donnerstag ein von Baden-Württemberg unterstütztes Traumazentrum eröffnet, wie Projektleiter Jan Ilhan Kizilhan mitteilte. Dort werden zunächst 30 Studenten im Rahmen des Masterstudiengangs „Psychotherapy and Psychotraumatology“ weitergebildet. Sie sollen sich vor allem um die Opfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kümmern.

Hunderttausende Menschen im Irak sind der Gewalt der Extremisten ausgesetzt gewesen. Zu ihnen gehören unter anderem Frauen der religiösen Minderheit der Jesiden, die vom IS als „Sexsklavinnen“ missbraucht wurden. Auch nach ihrer Befreiung leiden sie unter schweren Traumata, ohne dass es eine angemessene Behandlung gibt. Für rund 5,5 Millionen Menschen im Nordirak ständen nur 26 Psychotherapeuten zur Verfügung, sagte Kizilhan. „Diese sind angesichts der vielen Gewaltopfer völlig überfordert.“

Kizilhan hofft, dass das an der Universität Dokhuk angesiedelte Traumzentrum zu einer Keimzelle für weitere vergleichbare Angebote im Irak wird. Ausgebildet werden die Studierenden über drei Jahre nach deutschen Standards. Die Landesregierung in Stuttgart garantiert ihnen Stipendien für die ersten 18 Monate. Baden-Württemberg hatte in der Vergangenheit bereits 1100 traumatisierte IS-Opfer aufgenommen. Es handelt sich mehrheitlich um jesidische Frauen und Kinder.

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