Treffen im Weißen Haus Trump und die Saudis – ein gefährliche Freundschaft

Der Besuch des saudischen Kronprinzen in den USA bringt beide Staaten enger zusammen. Das ist bedenklich –für den Mittleren Osten, aber auch für Deutschland.

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US-Präsident Donald Trump empfängt Saudi-Arabiens Kronprinzen Mohammed bin Salman Al Saud. Quelle: imago/UPI Photo

Berlin Es geht um Geld, um sehr viel Geld. 400 Milliarden Dollar wolle sein Land in den USA investieren, kündigte Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman Al Saud bei seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus am Dienstag an. Und Trump dankte dem royalen Besucher als „großen Käufer amerikanischer Waffen“.

Die USA und „ihr ältester Verbündeter im Mittleren Osten“, wie Mohammed bin Salman sein Land nannte, rücken wieder eng zusammen – nachdem das mächtigste Land der Welt und der bedeutendste globale Petro-Staat unter Trumps Vorgänger Barack Obama sich ziemlich entfremdet hatten. Doch diese Annäherung ist brandgefährlich für die gesamte Region.

Denn dass Trump seine Politik nicht entlang rationaler Erkenntnisse ausrichtet, ist hinlänglich bekannt. Doch dass auch der in Riad nur MbS genannte Kronprinz jetzt erklärte, er sei „kein (Mahtma) Gandhi und kein (Nelon) Mandela“ bezog sich zwar nur darauf, dass „ich reich und nicht arm bin“ – aber eben auch auf seinen Politikstil.

MbS ist zwar ein großer Reformer, der mit seiner „Vision 2030“ sein Land weg vom Öl und hin in die Moderne führen will, Frauenrechte und moderaten Islam inklusive. Doch er hat auch mehrfach deutlich gemacht, dass er außenpolitisch wie Trump tickt: immer voll drauf auf die Gegner.

Und so haben beide einen gemeinsamen Feind: Iran. Der spielt zwar mit der Hilfe seiner Revolutionsgarden in Syrien, dem Libanon oder Jemen eine spalterische Rolle. Teheran will sich einen schiitischen Halbmond vom Persischen Golf ans Mittelmeer spannen. Dagegen vorzugehen, ist völlig legitim. Doch, was der von MbS geleitete Militäreinsatz der von Saudi-Arabien angeführten Allianz gegen die schiitischen und vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen zeigt, ist, dass militärisch der Großkonflikt Saudi-Arabien – Iran nicht zu lösen ist.

Für eine diplomatische Lösung sind weder der Monarch aus Riad noch der Herrscher im White House bereit. Dabei gäbe sie gerade den regionalen Vormächten Saudi-Arabien und Iran Sicherheitsgarantien für sich gibt, aber auch Verantwortung für die Stabilität in der Region. Beide wollen Teheran auf die Knie zwingen – aber dafür ist Persien inzwischen viel zu stark, auch durch immer mehr wirtschaftliche Verflechtungen mit China und Russland.

Gefahr für deutsche Firmen

Auch in Wirtschaftsfragen ist die Allianz Trump – MbS gefährlich. Um Trump zu gefallen und die volle amerikanische Unterstützung zu bekommen, wird das saudische Königshaus seine Wirtschaft stark in die USA ausrichten. Dabei hatte es sich erst in den letzten Jahren durch mehr Hinwendung zu Europa von der früher vorherrschenden amerikanischen Umklammerung befreit.

Die Ausrichtung auf die USA geht vor allem zu Lasten deutscher Firmen. In Riad ist es ein offenes Geheimnis, dass deutsche Unternehmen kaum noch mit Aufträgen bedacht werden, seit der inzwischen abgetretene Bundesaußenminister Sigmar Gabriel wegen des saudischen Vorgehens im Libanon und in Katar offen Riad kritisierte.

Zuletzt traf es die Deutsche Bank, die derzeit massiv ihre Investment- und Wealth-Management-Kapazitäten in Saudi-Arabien ausbaut: „Keinesfalls“ werde die Deutsche Bank berücksichtigt beim 2019 erwarteten weltgrößten Börsengang – der des Ölriesen Saudi Aramco -, wenn die Bundesregierung ihre Haltung zum Königreich nicht öffentlich ändere. Das erfuhr das Handelsblatt aus diplomatischen Kreisen in Riad. Weitere Leopard2-Panzer wolle sein Land ohnehin nicht mehr, sagte der saudische Außenminister Adel al-Jubeir bereits vor einem Monat.

Dafür aber will Trump zum Zug kommen – für sein Land und auch ganz privat: Den Aramco-IPO will er an der Börse in New York sehen, so berichteten diplomatische Kreise nach der Unterredung von Trump und MbS schon bei ihrem vorigen Treffen in Riad.

Trump soll seither nur noch fordernder geworden sein. Auch in eigener Sache: Er hoffe, dass Riad Geld in sein hoch verschuldetes Immobilienimperium stecke, sagten mehrere Experten in der saudischen Hauptstadt unabhängig voneinander. Saudisches Geld solle die Kredite des bislang größten Trump-Financiers ablösen, die der Deutschen Bank.

Ob MbS seinem neuen amerikanischen Freund aus der Klemme hilft, ist wohl noch offen. Spendabel hingegen ist er sicher: 51 Prozent seines Einkommens gebe er andere Menschen und für wohltätige Zwecke, sagte er im CBS-Interview am Sonntag.

Letzteres dürfte auf Trump wohl nicht zutreffen.

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