Treffen mit Macron Peter der Große führt Putin nach Paris

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Russland haben zuletzt gelitten. Jetzt kommt Wladimir Putin nach Paris, um Kontakt zu Emmanuel Macron herzustellen. Dieser könnte sich als harter Verhandlungspartner erweisen.

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Moskau/Paris Überraschungsgast in Paris: Russlands Präsident Wladimir Putin kommt am Montag, den 29. Mai nach Frankreich. Offiziell will er eine Ausstellung über Peter den Großen in Versailles eröffnen. Doch natürlich geht es in erster Linie darum, Kontakt zum neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron herzustellen, der sich im Wahlkampf gegenüber Moskau reserviert gezeigt hatte.

Die traditionell engen Beziehungen zwischen beiden Ländern haben in jüngster Vergangenheit durch die Krisen in der Ukraine und in Syrien massiv gelitten: Macrons Vorgänger François Hollande hatte auf dem Höhepunkt der russischen Bombardements in Aleppo im vergangenen Jahr dem russischen Staatschef zu verstehen gegeben, dass er in Paris nicht willkommen sei. Der Besuch war vereinbart und hatte gleich zwei offizielle Anlässe, die Eröffnung eines russischen Kulturzentrums neben der neuerbauten orthodoxen Kirche am Seine-Ufer und die Eröffnung einer Ausstellung mit der Sammlung Schtschukin in der Fondation Vuitton. Die Gemäldesammlung des 1936 verstorbenen Sammlers hatte Russland noch nie verlassen dürfen. Umso verbitterter war Putin darüber, dass die Bilderschau ohne ihn stattfand.

Macron nutzt nun eine andere Ausstellung, um Putin einzuladen. Anlass ist eine Schau in Versailles zum 300. Jahrestag der Reise von Peter dem Großen nach Frankreich, zugleich wird an 300 Jahre französisch-russischer diplomatischer Beziehungen erinnert. Putin hatte das Umfeld mit einem überschwänglichen Interview seines Botschafters Orlow in Paris vorbereitet, in dem dieser den neuen Präsidenten als einen „großen Mann“ bezeichnet, der ihn an François Mitterrand erinnere.

Putin möchte gerne wieder mit Frankreich ins Geschäft kommen, auch in ganz wörtlicher Hinsicht, denn er hofft auf die Aufhebung der Sanktionen. Auch wenn das im Kreml stets dementiert und als Problem des Westens dargestellt wird. Als Frankreich die Lieferung von zwei Hubschrauberträgern des Typs „Mistral“ wegen des russischen Krim-Anschlusses stoppte, war Russland schwer verärgert.

Zwar machte Putin gute Miene zum bösen Spiel und kommentierte süffisant, „unter dem Aspekt der Verteidigungsfähigkeit hat das keine Bedeutung“ für Russland. Doch entgegen seiner Behauptung, Moskau habe die „Mistral“ ohnehin nur gekauft, um „unsere Partner zu unterstützen und die Auslastung von deren Werften zu unterstützen“, hatte sich Russland davon durchaus technischen Fortschritt für sein Militär versprochen. Dementsprechend hart pokerte Moskau dann um die Höhe der Vertragsstrafe.


Macron ist für Putin ein denkbar harter Partner

Gelitten haben die Handelsbeziehungen auch auf anderen Gebieten. Zwischen 2011 und 2015 – auf dem Höhepunkt der Krise – halbierte sich das Volumen des Warenaustauschs auf 11,6 Milliarden Dollar. Inzwischen ist die Tendenz wieder leicht steigend. Russland braucht Investitionen und die EU ist mit Abstand wichtigster Handels- und Investitionspartner Russlands. Frankreich ist – und wie nach Marcons Sieg nun feststeht, bleibt weiterhin – ein wichtiger Bestandteil dieser Union.

Putin müsse den Kontakt zu Macron unbedingt herstellen. „Das ist notwendig, denn Frankreich ist unser Schlüsselpartner, man kann sogar sagen, einer unserer wichtigsten Lobbyisten in der EU“, meinte der Moskauer Publizist und Politologe Maxim Jusin. In Moskau wird zudem gern daran erinnert, dass Macron als Wirtschaftsminister in Moskau war und dort für eine weichere Linie in der Sanktionspolitik aufgetreten ist.

Nicht nur wirtschaftlich, auch politisch ist Russland wieder an einer Stabilisierung der zuletzt erodierenden Beziehungen interessiert. Beim Thema Terrorbekämpfung gibt es zumindest gemeinsame Ansätze, auch wenn in Syrien die Positionen zur Zukunft von Machthaber Baschar al-Assad diametral auseinander liegen. Zudem ist Frankreich Teil des Normandie-Vierers, über den das zwar brüchige, aber immer noch alternativlose Minsker Friedensabkommen vereinbart wurde, das Russland zumindest Aussicht auf eine Erleichterung des Sanktionsregimes lässt.

In Macron hat Putin aber einen denkbar harten Partner. Denn der hat sich im Wahlkampf mehrfach über Cyber-Angriffe auf seine Wahlkampfzentrale beschwert, die von Russland ausgegangen seien. Bei einer wurden Mailkonten von Mitarbeitern und Unterstützern geknackt und mehrere Gigabyte an Dokumenten entwendet. Macron hate sich als einziger Kandidat sehr kritisch zu Putin und seiner Politik in der Ukraine und in Syrien geäußert. Der russische Präsident setzte auf den Sieg der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen, die er vor der Wahl sogar im Kreml empfing. Auch der konservative Politiker François Fillon wäre ihm wesentlich lieber gewesen als Macron. 

Doch der zeigt nun Bereitschaft, einen Neuanfang zu versuchen oder zumindest auszuloten. Die von Putin immer wieder angeregte große europäische Zone der Zusammenarbeit von der Bretagne bis nach Russland wird er allerdings nicht unterstützen, im Gegenteil: Macron ist ein Anwalt der EU-Integration, die Putin mit seinem Alternativkonzept eines großen Eurasiens von Lissabon bis Wladiwostok und Peking gerade knacken will.     

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